Die Grillsaison ist in vollem Gange. In Hamburgs öffentlichen Anlagen ist der Spaß jedoch teilweise verboten. Bezirk Mitte will Abhilfe schaffen.

Hamburg. Es ist wieder soweit: Allerorten steigen zahllose Rauchschwaden gen Himmel und würzen dabei die Luft mit den Hunger machenden Gerüchen von Fleisch, Wurst und Bratspießen. Die Grillsaison hat begonnen, spätestens seit dem vergangenen Wochenende befindet sie sich in vollem Gange. Überall in Hamburg glüht seither die Kohle: in Gärten, auf Balkonen - und auch in den öffentlichen Grünanlagen, wo das Grillen wegen Schmutz, Lärm und Brandflecken oftmals zum Problem wird. Das Abendblatt hat am Sonnabend verschiedene Grillplätze in der Stadt besucht und dabei beides gesehen: Freude über leckere Filetstückchen und Ärger über Massen liegen gelassenen Mülls.

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Beispiel Stadtpark. Hier grillen die Freundinnen Kati Beh, 25, Sarka Müller, 24, Nina Kranz, 25, Sarah, 23, und Kerstin Bader, 24, sowie Edvina Otto, 22, ihre Steaks auf der großen Wiese zwischen See und Planetarium und aalen sich dabei in der Sommersonne. "Grillen ist ein Lebensgefühl", meinen die fröhlichen Mädels und geben sich in Sachen Müllentsorgung vorbildlich: "Wir haben extra einen Riesenbeutel mitgebracht, den wir hinterher mit unserem ganzen Unrat befüllen und den wir dann brav in einen Abfallcontainer schmeißen." Diese an sich ja doch recht leichte Übung scheint im Stadtpark jedoch für so manchen ein unüberwindbares Hindernis darzustellen: Leere Flaschen, siffige Verpackungen und eklige Essensreste verdecken hier großflächig das Grün - obwohl alle paar Meter (meist leere) Mülleimer nur darauf warten, gefüttert zu werden. "Einfach nur bescheuert" findet das Sextett der jungen Frauen das.

Sauberer sieht es da etwa an der Alster aus. "Wer sein Zeug hierher bringen kann, der kann's auch wieder wegschlören", finden Markus Ehm, 21, und Matthias Pretzel, 20. Mit dieser Meinung stehen die beiden am Schwanenwik offensichtlich nicht alleine da: Der Rasen wird hier bloß von Liegetüchern bedeckt. Dasselbe Bild im Hammer Park und in Oevelgönne: Zwar sind auch diese Orte rappelvoll von Menschen, besonders auch von grillenden, aber der Müll ist nur da zu finden, wo er hingehört - in der Tonne.

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Jedoch schert sich angesichts einiger auf dem Boden liegender Einweggrills kaum einer um mögliche Brandfolgen. Was am sandigen Elbstrand auch nicht nötig sein mag, hinterlässt auf Rasen buchstäblich verbrannte Erde. So musste die Feuerwehr in der Nacht zu Sonntag nach Angaben ihres Sprechers Andreas Krenz 28-mal in den Stadtpark ausrücken, um aufloderndes Gras zu löschen. "Diese kleinen Feuer wurden durch liegen gelassene Einweggrills verursacht", so Krenz. Er ergänzt: "Die Feuerchen sind zwar nicht sonderlich gefährlich, aber absolut unnötig."

Im Bezirk Mitte regt sich nun Widerstand gegen verbrannte Grasflächen, Müllberge sowie Geruchs- und Lärmbelästigungen: Sogenannte "stationäre Grillzonen" sollen eingerichtet werden, um vor allem die als "Dreck- und Brandfleck-Schleudern" bekannten Einweg-Grills überflüssig zu machen. Dem Abendblatt liegt ein entsprechender interfraktioneller Antrag vor, den die Abgeordneten Hansjörg Schmidt und Dirk Sielmann (beide SPD) und Michael Osterburg (GAL) initiiert haben. Sie fordern drei elektrische Grillstationen nach australischem Vorbild, die mit Münzeinwurf funktionieren sollen: eine im Hammer Park, eine im Öjendorfer Park und eine weitere an einer noch festzulegenden Stelle, womöglich an der Michel-Wiese. Dazu Sorina Weiland, Pressesprecherin des Bezirksamts Mitte: "Nach einem sonnigen Wochenende müssen unsere Reinigungskräfte manchmal halbe Hausstände aus den Parks abfahren, weil die Leute, die dort grillen - was an sich ja ihr Recht ist - so viel Müll hinterlassen."

Was im Bezirk Mitte an Grillkontrolle erst noch kommen soll, ist im Bezirk Nord bereits in abgewandelter Form gängige Praxis: Hier gibt es seit dem 1. Mai eigens mit Schildern ausgewiesene Grillzonen, und zwar jeweils zwei an der Außenalster und am Wandse-Wanderweg sowie jeweils eine im Stadtpark und an der Meenkwiese. Diese Grillzonen zeichnen sich durch besondere Stahlcontainer zur Asche- und Einweggrill-Entsorgung und eine größere Anzahl an normalen Mülleimern aus. Die Grills in diesen Zonen müssen rund 50 Zentimeter über dem Boden stehen, damit sie die Erde nicht verglühen.

"Das Grillen an allen möglichen und unmöglichen öffentlichen Orten - und damit leider deren Verschmutzung und Beschädigung - hatte zuletzt einfach Überhand genommen", erklärt Wolfgang Kopitzsch, Leiter des Bezirksamts Nord, das Vorgehen seiner Behörde und ergänzt: "In der Vergangenheit gingen jährlich etwa 250 000 Euro, also gut ein Viertel unseres Grün-Etats, für die Beseitigung von Grillschmutz drauf." Kopitzsch fügt hinzu, dass die neuen Grillzonen den Menschen keineswegs ihr Freizeitvergnügen kaputt machen sollten. "Im Gegenteil", sagt Kopitzsch, der eine andere Ansicht als Sorina Weiland vertritt, "wir haben das Grillen auf städtischem Grund - wenn auch nur an bestimmten Plätzen - überhaupt erst legalisiert. Denn eigentlich ist das Grillen in Hamburgs öffentlichen Grünanlagen verboten. Nord ist in Sachen Toleranz gegenüber dem Grillen in öffentlichen Anlagen Vorreiter."

Übrigens verzeichnen viele Tankstellen - bekannt als klassische Lieferanten von Grillequipment - derzeit einen Run auf Anzünder, Kohle und alles, was man auf den Rost legen kann. Mario Kruse von der Shell an der Carl-Petersen-Straße, Erkan Yüksek von der Aral am Winterhuder Weg und Stephanie Winter von der Jet an der Buxtehuder Straße bestätigten jedenfalls einhellig: "Grillzeug geht bei uns gerade beinahe besser weg als Benzin." Die Rauchschwaden gen Hamburgs Himmel werden demnach wohl noch lange weiterwabern ...