Nach einer Untersuchung der öffentlichen Gebäude Ende der 80er-Jahre war nichts geschehen - und die Unterlagen aus der Zeit sind in den Behörden verschwunden.

Als im Sommer 2009 bei Sanierungsarbeiten in der Sporthalle der Peter-Petersen-Gesamtschule in Wellingsbüttel Asbest in der Heizungsanlage gefunden wurde - und infolge dessen Hunderte Sporthallen über Wochen gesperrt wurden -, zeigten sich Hamburgs Politiker entsetzt. Niemand hatte mehr das Thema Asbest auf der Agenda. Auch nicht die Schulbehörde, die für die Schulgebäude und die dazugehörigen Hallen verantwortlich ist.

Liest man die Antwort des Senats auf eine Große Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion zum Thema, überrascht das nicht. Darin gibt der Senat zu, dass nach den Asbest-Untersuchungen Ende der 1980er-Jahre "keine weiteren systematischen Untersuchungen" mehr erfolgt sind. Danach wurden öffentliche Gebäude lediglich bei Abbrucharbeiten, Grundinstandsetzungen oder Sanierungen auf Asbest untersucht. Auf diese Weise war auch der Fall in der Peter-Petersen-Schule aufgedeckt worden.

Wegen der erheblichen Gefährdung durch den krebserregenden Stoff hatte der Hamburger Senat 1987 eine erste Asbest-Untersuchung aller öffentlicher Gebäude - demnach auch der Schulen - angeordnet. Wie bei der aktuellen Asbest-Überprüfung wurden die Funde in Dringlichkeitskategorien (I, II und III) eingeteilt. I wurde damals sofort saniert, II hätte nach zwei Jahren, III nach fünf Jahren überprüft werden müssen. Das ist nachweislich nicht geschehen. Mehr noch, die Unterlagen, die Aufschluss über die damaligen Untersuchungsergebnisse hätten geben können, sind zum Teil nicht mehr vorhanden. Laut Antwort des Senats ist "ein Teil der Bauakten in den vergangenen 21 Jahren verloren gegangen oder entsprechend den Vorschriften der Aktenhaltung vernichtet worden". Konkret bedeutet das: Niemand weiß heute mehr, ob und wo noch Gefahrenquellen lauern, die regelmäßig überprüft werden müssten, keiner kennt die die genauen Asbest-Fundstellen von damals. Nach eigenen Angaben liegen der Schulbehörde "weder in den Akten der gegenwärtig zuständigen Behörde noch in den Akten der seinerzeit zuständigen Behörden und Ämter zusammenfassende Unterlagen vor, die abschließend dokumentieren, in welchen Bauteilen von Schulsporthallen im Zuge der Untersuchungen 1989 Asbest gefunden wurde".

Angesichts dieser Aussagen ist es zumindest nicht überraschend, dass bei der aktuellen Überprüfung in 120 Hallen Asbest gefunden wurde (siehe Tabelle).

SPD-Schulexperte Ties Rabe: "Es ist nicht nachzuvollziehen, dass noch im Jahr 2009 fast flächendeckend Asbest in Sporthallen entdeckt wurde, obwohl in den 80er-Jahren alles untersucht werden sollte." Es dränge sich der Verdacht auf, "dass man diese Untersuchungen nicht so sauber vorgenommen hat, wie es nötig gewesen wäre". Spätestens seit dem Asbest-Problem im ehemaligen Polizeipräsidium "wisse jeder Hamburger, wie gefährlich das Zeug ist", sagte Rabe. Vor diesem Hintergrund seien die aktuellen Erkenntnisse und das Handeln der verantwortlichen Behörden "mehr als fragwürdig". Rabe bezieht dies ausdrücklich auch auf das "zögerliche Vorgehen der Schulbehörde im vergangenen Sommer".

Obwohl der Behörde die Asbestfunde schon vor den Sommerferien bekannt waren, hatte Senatorin Christa Goetsch (GAL) die Öffentlichkeit erst am 2. September - nach Beginn des neuen Schuljahres - informiert und in der Folge 130 Sporthallen wochenlang gesperrt.