In Sasel, Wellingsbüttel und Poppenbüttel wird die Auslieferung umstrukturiert. Das soll Geld sparen und sorgt für neue Zustellzeiten.

Hamburg. Bei den meisten Hamburgern kommt der Postmann zweimal an die Tür. Einmal, wenn er die Briefe bringt und einmal, wenn die Pakete ausgeliefert werden. Das aber wird zumindest im Hamburger Nordosten nicht mehr lange so sein. In den Stadtteilen Sasel, Wellingsbüttel und Poppenbüttel im Bezirk Wandsbek organisiert die Post ab 16. März die Auslieferung neu. Der Postmann klingelt dann nur noch einmal am Tag - und hat dann nicht mehr nur die Briefe in seiner Tasche, sondern auch noch gleich die Pakete unter dem Arm.

"So vermeiden wir Doppelfahrten von Brief- und Paketzustellern und können deshalb wirtschaftlicher arbeiten", sagt Martin Grundler, Sprecher der Deutschen Post in Hamburg. Für die Kunden bedeutet das, dass es künftig auch zu veränderten Zustellzeiten der Briefe und Pakete kommen kann. "Weil wir auch die Routen der Zusteller verändert haben, bekommen manche Anwohner in den betreffenden Gebieten ihre Post jetzt früher am Tag, als bisher gewohnt", so Grundler. Dementsprechend würden andere etwas länger auf ihre Zustellungen warten müssen.

Die Post hat Sasel, Wellingsbüttel und Poppenbüttel bislang in insgesamt 36 Bezirke eingeteilt, in denen die Briefträger die Post per Fahrrad ausgetragen haben. Diese Bezirke werden komplett neu abgesteckt, etwas verkleinert und künftig zu 32 sogenannten Verbundbezirken umdeklariert. Hier werden die Zusteller von nun an mit einem Kleintransporter unterwegs sein und neben den Briefen auch die Pakete im Kofferraum haben. Sieben reine Fahrradbezirke sollen erhalten bleiben.

In den Stadtteilen Duvenstedt und Bergstedt gibt es schon seit einigen Jahren insgesamt 21 Verbundbezirke. "Und da läuft das ohne Probleme", so Grundler. Fakt ist: Mit der kombinierten Auslieferung von Briefen und Paketen spart die Post bares Geld. Denn jetzt machen weniger Leute die gleiche Arbeit. Über die Höhe der Einsparungen wollte sich die Post aber nicht äußern.

Die gute Nachricht: Keiner der ehemaligen Paketlieferer wird entlassen. Entweder werden sie in den Verbundbezirken beschäftigt oder in andere Bezirke in Hamburg versetzt. Wie hoch die zusätzliche Belastung der einzelnen Zusteller sein wird, ist noch unklar. "Gerade am Anfang der Umstellung kann es sein, dass nicht immer alles glatt läuft. Die Kollegen müssen sich ja auch erst an ihre neuen Routen gewöhnen", sagt Post-Sprecher Grundler. Langfristig soll die Mehrarbeit für die einzelnen Postboten zwar durch die nun kleineren Zustellbezirke abgefedert werden, "ob das ausreicht, müssen wir aber in der Zukunft sehen", sagt Gabriele Gülzau, Personalrätin bei der Post.

Erst gestern war bekannt geworden, dass die Wirtschaftskrise deutliche Spuren bei der Post hinterlassen hat: Der Umsatz brach um 15 Prozent ein, der Gewinn rutschte um fast ein Drittel ab. Vor allem das Briefgeschäft, bisher wichtigster Gewinnbringer, schwächelt anhaltend.

Und noch andere Faktoren sind der Post nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Deutschland ein Dorn im Auge: Seit der Marktliberalisierung 2008 hat sich der Wettbewerb für den Ex-Monopolisten verschärft. Längst befüllen nicht mehr nur die Postler, sondern zum Beispiel auch die grün uniformierten Boten von PIN Mail oder die orange gekleideten Kollegen von TNT die Briefkästen der Deutschen.

Bundesweit hat die Post im Briefgeschäft noch einen Marktanteil von 87,7 Prozent. Nach Einschätzungen des Deutschen Verbandes für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation (DVPT) dürfte die Situation in Hamburg ähnlich aussehen. Seit das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Ende Januar zudem den Post-Mindestlohn für rechtswidrig erklärt hat, haben diverse private Briefdienstleister die Löhne ihrer Angestellten drastisch nach unten geschraubt, um so profitabler zu werden. Das verschärft den Konkurrenzkampf zusätzlich. In Hamburg gibt es nach Informationen der Bundesnetzagentur derzeit 18 aktive Zustelldienste. Viele davon verlangen ein geringeres Porto als die Deutsche Post.