Peter Fischer-Appelt, Universitätspräsident a. D., hat sich in die Diskussion um die Zukunft der Universität eingeschaltet. In einer siebenseitigen Stellungnahme, die dem Abendblatt vorliegt, warnt der Theologe davor, die Hochschule für stadtplanerische "Megaprojekte" zu instrumentalisieren. Nach seinen Berechnungen würde ein kompletter Neubau zudem deutlich mehr kosten, als die Behörde rechnet, nämlich 3,2 Milliarden Euro ohne U-Bahn-Anschluss. "Das Ergebnis wäre ein Absturz ins Bodenlose", so Fischer-Appelt - nicht nur, weil die Uni in der Bauphase mehr als 20 Jahre "Zeit und Konzentration", sondern auch ihre Geschichte verlieren würde.

Zum Plan, dass mit der Uni auch Wohnungen auf dem Kleinen Grasbrook ("schlickgefüllte Landzunge mit drei Nadelöhrzugängen von Landseite") entstehen könnten, schreibt Fischer-Appelt: "70 000 Menschen, je zur Hälfte in der Universität und in teuren Wohnbereichen, müssen auf demjenigen Areal die friedliche Urbanisierung üben, auf dem 1400 Klaus Störtebeker enthauptet wurde." Während diesen Freibeuter aber ein schneller Übergang vom Leben zum Tod ereilt habe, würde der neue Stadtteil in ein "langsames Siechtum" eintreten - ausgelöst durch die Luftbelastungen des Hafens, die auch in der Elbphilharmonie "teuerste Filter" erforderten. Ob es überhaupt Jahresmessungen der Emissionen und Erschütterungen in dem Gebiet gebe, fragt Fischer-Appelt, zumal letzteres Forschungen, etwa in der Nanophysik, unmöglich machen würden. Anlass für die Umzugspläne sei nach Ansicht des ehemaligen Hochschulleiters, Investoren der HafenCity "bei der Stange" zu halten, indem das Bauen gleich auf der anderen Elbseite weitergehe. Parallel steige der Sanierungsbedarf des City-Campus, durch "erst unterlassene und dann unterbundene Investitionen".