Das Frühjahr rückt näher und damit die Entscheidung des Senats, ob die Universität in Eimsbüttel bleiben oder in den Hafen ziehen soll. SPD-Hochschulpolitiker Philipp Sebastian Kühn zeigt sich enttäuscht von der zurückliegenden Debatte: "Ob bei Gegnern oder Befürwortern des Umzuges, im Mittelpunkt steht immer nur der Standort der Universität." Eine systematische Diskussion über tatsächliche Bedürfnisse der Universität falle unter den Tisch. So wäre es nötig gewesen, zunächst Einigkeit über den künftigen Bedarf an Personal und Räumen zu erzielen, um anschließend Standorte zu prüfen. Wie berichtet, hatte der Rechnungshof die Flächenprognosen der Behörde (60 000 Quadratmeter mehr) insgesamt als "nicht geeignet" bezeichnet. Mehr Platzbedarf ist aber zentrales Argument der Behördenstudie für einen Umzug.

Dieser inquisitorischen Kritik des Rechnungshofes tritt die Wissenschaftsbehörde entgegen: Nur 40 000 Quadratmeter seien für universitäres Wachstum vorgesehen, 20 000 für "Technologietransfers und Start-up-Unternehmen", also Kooperationen mit der Wirtschaft, sagte Sprecher Timo Friedrichs. Laut Behörde werde die Zahl der Studierenden aufgrund der demographischen Entwicklung nicht steigen, deshalb sei sie auf 26 000 festgeschrieben worden - gemeint sind damit Studierende in der Regelstudienzeit. Und weil das eingeführte System mit Bachelor und Master weniger Überschreitungen der vorgegebenen Studiendauer duldet, werden künftig insgesamt weniger Studierende an der Hochschule verweilen, so die Behörde. Noch nicht eingerechnet in diese Prognose der Studierendenzahlen seien jedoch Fortbildungsangebote für Berufstätige, die künftig mehr von Universitäten angeboten werden sollen.

Wie eine SPD-Anfrage zeigt, sind in diesem Bereich die staatlichen Angebote derzeit spärlich. In dem behördlichen Umzugsszenario sind für das "Lebenslange Lernen" aber bereits 5000 Quadratmeter eingerechnet.

Grundsätzlich begründet die Behörde die angenommenen 40 000 Quadratmeter Wachstum vor allem mit steigenden Personalzahlen. Das Studiensystem der Zukunft erfordere eine intensivere Betreuung und damit mehr Personal. Hier kritisiert der Rechnungshof das geplante Finanzierungsmodell: Die Behörde geht davon aus, dass bis 2012 etwa 18 Prozent des Personalzuwachses durch Drittmittel finanziert werden, bis 2025 soll der Zuwachs mit 30 Prozent Drittmitteln finanziert werden. Ein kontroverses Thema: Laut Deutscher Forschergemeinschaft sei dieser Anteil vergleichsweise gering, hieß es jüngst im Wissenschaftsausschuss. Andere Experten sprechen indes von "utopischen Vorstellungen".