Insgesamt wurden etwa 80 Millionen Euro bisher unversteuerter Kapitalerträge registriert. Vor einer Woche waren es nur zehn Selbstanzeigen.

Hamburg. Die vielen Berichte und Diskussionen über die Schweizer Steuersünder-Datei lässt offenbar bei manchem Hamburger ein schlechtes Gewissen aufkommen. Die Zahl der Selbstanzeigen von Anlegern steigt jedenfalls weiter stark an: Aktuell liegen den Hamburger Finanzämtern 136 solcher Anzeigen vor, vor knapp einer Woche waren es zehn. Insgesamt wurden so etwa 80 Millionen Euro bisher unversteuerter Kapitalerträge registriert, bestätigt Christoph Klamp von der Hamburger Finanzbehörde. Rund 23 Millionen Euro könnten dadurch mehr eingenommen werden. Steuergeld, das Hamburg wegen des Länderfinanzausgleichs und Verrechnungen mit dem Bund aber nur zum Teil behalten wird...

Die 136 Selbstanzeigen führt die Finanzbehörde zum größten Teil auf den geplanten Kauf einer CD zurück, auf der 1500 Datensätze deutscher Kunden vermerkt sind. Die Angaben wurden bei einer Schweizer Bank heimlich gespeichert und den Finanzbehörden in Nordrhein-Westfalen angeboten. Preis: 2,5 Millionen Euro, die sich Bund und Länder teilen wollen. Auch anderen Bundesländern wurden inzwischen ähnliche CDs angeboten - über ihren Inhalt ist aber noch wenig bekannt.

Doch die Diskussion um die vertraulichen Daten aus der Schweiz hat in den vergangenen Tagen immer mehr unwillige Steuerzahler aufgeschreckt. Bundesweit haben sich nach einer Umfrage der Deutschen Presseagentur bisher schon mehr als 2000 Bürger selbst angezeigt. Bei einer Selbstanzeige kommen Steuersünder ohne Strafe davon - allerdings nur, wenn gegen sie noch nicht ermittelt wird.

Nicht immer steckt eine aktuelle Steuerhinterziehung hinter den vielen Fällen, sagt Behördensprecher Klamp. In Hamburg sind auch Fälle dabei, wo in der Schweiz angelegtes Geld vererbt wurde. Manchmal über mehrere Generationen. "Da nutzen Erben jetzt die Welle, um reinen Tisch zu machen", so Klamp.

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion fordert unterdessen angesichts der Vielzahl von Steuersündern die "konsequente Auswertung" vorhandener Steuerdaten. SPD-Finanzexperte Peter Tschentscher: "Mehr als 100 Selbstanzeigen und der Umfang der zu erwartenden Mehreinnahmen zeigen, wie groß das Problem mangelnder Steuerehrlichkeit bei Personen mit hohem Privatvermögen auch in Hamburg ist." Dadurch würden Hamburg viele Millionen Euro verloren gehen.