Bürger kritisieren die Baumfällungen zur Gartenschau: Bereits im vergangenen Jahr waren 750 Bäume gerodet worden.

Hamburg. In Wilhelmsburg brodelt es. Immer mehr Bürger und Politiker kritisieren die Baumfällungen für die Internationale Gartenschau Hamburg (igs), die 2013 auf der Elbinsel ihre Pforten öffnet. Die igs 2013 GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Stadt Hamburg, hatte im vergangenen November beim Bezirksamt Mitte beantragt, in diesem Jahr 2235 Bäume zu roden - 553 wurden jetzt zur Fällung freigegeben.

Betroffen sind vor allem Weiden, Pappeln, Erlen und Ahorn. Bereits im vergangenen Jahr waren 750 Bäume gerodet worden. "Ist dieser Kahlschlag wirklich nötig?", fragt Marianne Groß vom Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg. "Wir haben den Eindruck, dass hier Landschaft neu erfunden werden soll. Warum integriert man diese Bäume nicht in das igs-Gelände?" Florian Hohenstatt vom Arbeitskreis Umstrukturierung Wilhelmsburg (AKU) sagt: "Die Fällaktionen sind skandalös. Wir haben nichts gegen querbeet wachsende Bäume und ziehen einen naturnahen Raum immer noch einer sortierten, durchsichtigen und abwaschbaren Parklandschaft vor. Was ist das für eine Gartenschau, für die erst mal Tausende Bäume gefällt werden, damit ein respektabler Erlebnispark entstehen kann?"

Die Antwort gab Igs-Geschäftsführer Heiner Baumgarten, gleichzeitig Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Niedersachsen, gestern im Wilhelmsburger Bürgerhaus. "Es ist nicht unser Ziel, so viele Bäume wie möglich zu fällen. Dennoch benötigen wir für die Gestaltung eines modernen Parks freie Flächen für die späteren Spiel-, Sport- und Freizeitnutzungen. Wir wollen einen Park für alle Kulturen und Generationen mit Vorbildcharakter für andere große Metropolen schaffen." Die igs, so Baumgarten, plane "keine bloße Blümchenschau", sondern einen "nachhaltigen Park". Attraktionen dieses Parks seien eine der modernsten Kletterhallen Norddeutschlands, ein Schwimmbad, Hallenkomplex mit Bewegungskindergarten, eine Skateranlage, ein Kanukanal zum Paddeln sowie beleuchtete Wege. Darüber hinaus sollen "bis zu 300 Bäume in der Fällsaison 2010/11" gerodet werden - somit könnte die Zahl der Fällungen auf 3300 steigen. Das missfällt auch immer mehr Politkern. "Ich werde mich für jeden einzelnen Baum einsetzen", sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Metin Hakverdi (SPD). Die Mitte-Abgeordnete Jutta Kodrzynski (GAL): "Es müssen so wenig Bäume wie möglich gefällt werden, aber so viele, dass ein wunderschöner Park für viele Menschen entstehen kann." Die Linke hat Anzeige gegen igs und Finanzbehörde wegen "illegaler Baumfällungen" erstattet.

Hamburgs BUND-Vorsitzender Harald Köpke fordert von der igs ein Konzept, "wie der Naturschutz auf dem Gartenschaugelände funktionieren soll". Für jeden gefällten Baum, so Köpke, müssten drei neue gepflanzt werden. Derzeit ist ein Ausgleich von eins zu eins geplant. Die meisten Bäume sollen auf Brachflächen in Stillhorn und Moorwerder gepflanzt werden.