An der integrativen Grundschule werden 450 Schüler verschiedener Jahrgänge gemeinsam unterrichtet. Jeder lernt in seinem Tempo.

Harburg. Die Entscheidung über die Schulreform, die der Senat auf den Weg bringen will, liegt jetzt in der Hand der Bürger. Mit einem Volksentscheid im Sommer können sie über die Zukunft des Hamburger Bildungssystems abstimmen. Ungeachtet eines möglichen negativen Ausgangs laufen die Vorbereitungen der Reform auf Hochtouren. Besonders an den Starterschulen - den Grundschulen, die nach den Sommerferien die ersten fünften Primarschulklassen einrichten. Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) hat die Starterschule Grumbrechtstraße am Freitag besucht.

An der integrativen Grundschule in Heimfeld werden 450 Schüler, behinderte und nicht behinderte Kinder, in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen gemeinsam unterrichtet. Der Unterricht ist individualisiert, das heißt: Jeder lernt in seinem Tempo. Es gibt integrative und additive Förderangebote, außerdem Hausaufgabenhilfe und Zeugnisse ohne Zensuren. Um der Senatorin einen Einblick in das besondere Schulleben zu gewähren, macht der Schulleiter mit ihr einen Rundgang durch die Klassen.

In einem mit bunten Bildern geschmückten Raum im ersten Stock von Klassenhaus A werden Acht- bis Elfjährige der dritten und vierten Klassen unterrichtet. Es geht um Wortformen. Sarah (9) hat einen Arbeitszettel vor sich, auf dem sie die Adjektive umkringelt. "Mit Nomen, Artikeln und Pronomen bin ich schon durch", sagt sie.

Ihr gegenüber sitzt Iara (9) und beschäftigt sich mit Namenswörtern. Sie braucht ein bisschen mehr Zeit, um sich mit den Wortformen vertraut zu machen - manchmal hilft Sarah ihr dabei. Am Nebentisch sitzt ein autistischer Junge - auch er lernt auf seine Art und wird dabei von einer Betreuerin unterstützt.

In einem anderen Klassenraum beschäftigen sich Viertklässler auf spielerische Weise mit der lateinischen Sprache. Um die Viertklässler auf die Wahl der Fremdsprache in Klasse fünf vorzubereiten, bietet die Schule ihnen das "Sprachkarussell" an. "Jeweils neun Wochen lang lernen die Schüler nacheinander Latein, Spanisch, Französisch und Englisch kennen", sagt Schulleiter Rainer Kühlke. Dass sie dabei Spaß haben, zeigt der Abstecher in die vierte Klasse: Die Kinder singen nach der "Happy Birthday"-Melodie "Felix Dies, tibi sit!" und schnipsen dazu mit den Fingern.

"Damit die Schüler zwei Jahre länger in den Vorteil unseres erfolgreichen pädagogischen Konzeptes kommen, hat sich die Schulkonferenz mit großer Mehrheit für die Einführung der Primarschule entschieden", sagt Schulleiter Kühlke. Die in der Schule notwendige und angewandte Methodenvielfalt werde auf die Klassenstufen fünf und sechs ausgeweitet.

"Außer Sprache bieten wir den Klassen fünf und sechs die Profile Naturwissenschaften, Musik, Kunst, Theater und Sport", sagt Kühlke. Außerdem habe die Schule die Möglichkeit, eine neue schulformübergreifende Zusammenarbeit mit dem nahe gelegenen Friedrich-Ebert-Gymnasium und der künftigen Stadtteilschule Harburg zu erproben.

Die Bilanz des Schulleiters: 60 von 87 Schülern blieben nach der vierten Klasse an der Schule Grumbrechtstraße. Sie gehörten damit zu den ersten Primarschülern der Stadt Hamburg.

Bildungssenatorin Christa Goetsch ist von der Heimfelder Starterschule angetan. "In Sachen Integration und pädagogisches Konzept hat diese Schule eine Vorbildfunktion", sagt die Senatorin. Die Vorbereitungen der Reform seien im Zeitplan. "Ich werde das Kämpfen darum nicht aufgeben."