Eine Umfrage der Handelskammer ergibt: Jedes vierte Unternehmen befürchtet einen Umsatzrückgang, im Handel sogar jedes Dritte.

Hamburg. Das Votum ist klar: Eine breite Mehrheit der Hamburger Wirtschaft lehnt eine Umweltzone in der Innenstadt ab. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Handelskammer bei 750 Mitgliedsunternehmen. "70 Prozent der Befragten sprechen sich dagegen aus, und 77 Prozent lehnen auch die Einführung einer City-Maut als Alternative zu einer Umweltzone ab", sagte der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Jedes vierte Unternehmen befürchte als Folge einer Umweltzone einen Umsatzrückgang, im Handel sogar jeder dritte Betrieb.

Grundlage der Zahlen ist eine Befragung unter den in der Handelskammer ehrenamtlich tätigen Unternehmern. Dieses "Ehrenamtsbarometer" bietet laut Handelskammer einen Querschnitt durch alle Branchen und sei deshalb repräsentativ.

Bereits im Sommer 2009 hatte die Handelskammer in einem Papier dargestellt, dass sie das Instrument der Umweltzone für Hamburg für "nicht geeignet" hält. "Eine Umweltzone würde zu enormem bürokratischen Aufwand und finanziellen Belastungen für Unternehmen und Bürger führen und das Leben in unserer Stadt lähmen", so die Befürchtung von Schmidt-Trenz. Ähnlich sieht das auch die Handwerkskammer. Nach einem bei 159 Betrieben abgefragten Meinungsbild ist es für 88 Prozent sehr wichtig, in den innerstädtischen Bereich und damit den möglicherweise von der Umweltzone betroffenen Bereich einfahren zu können. 46 Prozent der Fahrzeuge der Befragten dürften derzeit ohne Nachrüstung nicht in die Umweltzone einfahren. 44 Prozent der Befragten können ihre Fahrzeuge aufgrund finanzieller oder technischer Gründe nicht umrüsten.

Die Entscheidung, ob und wann eine Umweltzone in Hamburg eingeführt wird, ist noch nicht gefallen. Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) prüft seit Ende 2009 die Ergebnisse eines Gutachtens, das die Auswirkungen einer Umweltzone auf die Luftqualität in einer Modellrechnung und die Erfahrungen anderer Städte auswertet. Dabei geht es vor allem um eine Minderung von Stickstoffoxiden (NO2) und Rußpartikeln. Nach Aussagen von Anja Hajduk (GAL) vor einigen Wochen sollte die Auswertung dieses Gutachtens "Anfang des Jahres" abgeschlossen sein. Gestern erneut nach einem Termin für die Entscheidung zur Umweltzone befragt, sagte die Senatorin: "Ich kann noch kein Datum nennen, wann wir unsere Untersuchung zur Umweltzone in die etwas öffentlichere Diskussion geben. Aktuell laufen jetzt weitere interne Besprechungstermine." Wann dieser Prozess abgeschlossen sei, stehe noch nicht fest.

Aus der Behörde hieß es dazu, es sei keine Einführung auf "Biegen oder Brechen" gewollt, sondern nur dann, wenn die Umweltzone eine wirksame Lösung für Hamburg bedeute. Deshalb spiele Genauigkeit und nicht der Zeitfaktor die größere Rolle. Der Hamburger Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisiert die deutlich überschrittenen NO2-Grenzwerte in Hamburg. Die Stadt überschreite die seit 1. Januar verschärften Grenzwerte der EU um ein Vielfaches. Der Umweltzone misst der BUND bei der Reduzierung der Werte eine große Bedeutung bei.