18 Mitarbeiter kontrollieren im Bezirk, ob die Gehwege zu Eisbahnen geworden sind. Unterwegs mit den Wegewarten.

Hamburg. Der Schnee in Groß Borstel knirscht nicht mehr unter den Schuhen - er quietscht. Die Temperaturen um den Gefrierpunkt haben ihn erst schmelzen, dann wieder leicht anfrieren lassen. Mehrere Zentimeter dick bedeckt der graue Matsch den Bürgersteig. "Das geht nicht", sagt Ronald Walk (52), Wegewart beim Bezirk Nord. "Vor allem ältere Bürger können hier leicht ausrutschen." Er zieht eine Kamera aus der Hosentasche und fotografiert den Schnee.

Schnee ist Walks Geschäft - zumindest im Winter. Als Wegewart fährt er täglich die Straßen seines Bezirks ab, begutachtet Schlaglöcher und illegal aufgestellte Dixi-Klos - und im Winter vor allem die Bürgersteige. Seit 19 Jahren ist er dabei. "Aber so einen Winter habe ich noch nicht erlebt", sagt er. In diesem Jahr bekam der Bezirk Nord so viele Beschwerden über schlecht geräumte, glatte Wege, dass er beschloss, die Schneekontrolle neu zu regeln.

Ab sofort arbeiten insgesamt 18 Mitarbeiter daran, dass die Wege ordnungsgemäß geräumt sind. Der Bezirk setzt dazu nicht nur die Wegewarte, sondern auch Mitarbeiter des Verbraucherschutzamts und des Ordnungsdienstes ein - die sind sonst für Falschparker und Vermüllung zuständig. Jetzt sollen sie vor allem auf Eis und Schnee auf den Wegen achten. Sieht einer der Mitarbeiter eine schlecht geräumte Stelle, wird erst einmal ein Beweisfoto gemacht und dann versucht, den Grundstückseigentümer zu ermitteln, der fürs Räumen verantwortlich ist.

Walk und sein Kollege Ralph Hein (39) versuchen es erst einmal mit Klingeln. Und sie haben Glück. Das Grundstück gehört einer Jugendhilfeeinrichtung, und es öffnen gleich mehrere Mitarbeiter. Die beiden Wegewarte zeigen ihre Ausweise. "Guten Tag, Bezirksamt Nord. Uns ist aufgefallen, dass vor Ihrem Grundstück der Schnee nicht geräumt ist." Die Pädagogen sind erstaunt, sie wussten nicht, dass sie zuständig sind, doch eine junge Frau geht gleich eine Schneeschaufel holen. "So läuft es meistens ab", sagt Walk. "Wir versuchen die Sache gleich persönlich oder am Telefon zu regeln, dann wird die Stelle schneller geräumt. Und normalerweise sehen die Leute auch sofort ein, dass sie etwas tun müssen. Ärger habe ich noch nie gehabt."

Wenn die Wegewarte den Verantwortlichen nicht antreffen, leiten sie die Sache an ihre Kollegen aus der Verwaltung weiter. Die ermitteln den Eigentümer und schreiben ihn an. Nach dem neuen Verfahren hat er nur einen Tag Zeit, sein Grundstück von Schnee und Eis zu befreien - sonst droht ein Zwangsgeld von 500 Euro. "Wir wollen mit diesem Mittel erreichen, dass Gefahrenstellen schneller beseitigt werden", erklärt Peter Hansen, Pressesprecher des Bezirksamts. Das bisher angewandte Ordnungswidrigkeitsverfahren dauerte erheblich länger, der Schriftwechsel konnte sich auch mal über Wochen hinziehen. Bis dahin wäre das Eis vermutlich von alleine geschmolzen.

Die beiden Wegewarte stehen dabei, während die Pädagogen dem Eis mit Hacke und Schaufel zu Leibe rücken. Dreimal mussten Hein und Walk an diesem Vormittag eine Stelle beanstanden, dies ist das erste Mal, dass sie die Verantwortlichen erreichen. Am Nachmittag werden sie ins Büro zurückkehren, um die übrigen Fälle zu bearbeiten. Und morgen gehen sie wieder auf Tour. Wie jeden Tag. Im Sommer die vollgestellte Gehwege, im Winter der Schnee - bis es taut.