Hamburg. Was macht der Mann denn da? Diese Frage stellten sich am Wochenende etliche Hamburger, als sie beobachteten, wie in 30 Metern Höhe eine Gestalt auf dem Abendblatt-Ballon bei den Deichtorhallen Schnee schippte. Abendblatt-Leser Andreas Kirschenmann, der gerade einen Weihnachtsbummel durch die Stadt machte, griff sofort zur Kamera und sicherte sich den Schnappschuss.
Was nach einem waghalsigen Film-Stunt aussieht, ist für Ballonführer Gerd Melchinger jedoch ein völlig normaler Winterjob. "Diese Situation gibt es im Winter häufiger. Durch das Gewicht des Schnees kann der Ballon nicht aufsteigen. Deshalb muss dort oben immer wieder geräumt werden", sagt Olaf Lock, Geschäftsführer der HighFlyer Betriebsgesellschaft.
Um die Schneelast zu entfernen, kletterte Gerd Melchinger mit einem Besen - an einem Seil und mit Gurten gesichert - außen am Netz des Ballons nach oben und legte los. Mehrere Stunden dauerte die Aktion. Anschließend konnte der Ballon wieder mit 30 Gästen in 150 Meter Höhe aufsteigen - für einen traumhaften Panoramablick über Hamburg .
Glätte auf den Straßen und Behinderungen am Flughafen
Das Winterwetter hat den Norden weiter eiskalt im Griff: So gab es am Montag auch Auswirkungen auf den Hamburger Flugverkehr. Allein durch die Enteisung der Flugzeuge gab es durchschnittlich Verspätungen von etwa 30 Minuten. Außerdem wurden Flüge nach Frankfurt am Main, Genf, Mailand, Amsterdam und Lyon gestrichen, weil es an den jeweiligen Flughäfen wetterbedingte Probleme gab.
Große Probleme hatte die Hamburger S-Bahn - wegen vereister Stromabnehmer. Auf den Linien S2, S3 und S11 kam es zu Zugausfällen. Laut Bahn werden auf diesen Linien auch am Dienstagmorgen keine Züge fahren. Grund für die Probleme: Die Türen hätten sich wegen der Kälte nicht richtig schließen lassen, die Züge seien daher derzeit zur Überprüfung in der Werkstatt, sagte der Sprecher. Bei der Linie S3 mussten Reisende, die nach Stade wollten, in Neugraben in eine andere S-Bahn umsteigen. Am Wochenende hatte es ebenfalls Probleme bei Zügen der S3 gegeben.
Auf den Straßen der Hansestadt ging derweil fast alles glatt: Die Polizei musste nur zu wenigen Unfällen mit Blechschäden ausrücken. Der Winterdienst der Stadtreinigung war erneut die ganze Nacht hindurch im Einsatz gewesen, um größeren Störungen vorzubeugen. Binnen 13 Stunden legten die 120 Räum- und Streufahrzeuge insgesamt rund 7000 Kilometer zurück. Etwa tausend Einsatzkräfte sicherten Fußgängerüberwege, Zebrastreifen und Mittelinseln mehrspuriger Straßen.Viele Autofahrer ließen vorsorglich ihre Fahrzeuge in der Garage und stiegen auf öffentliche Verkehrsmittel um. In Kiel und Lübeck waren Taxis ununterbrochen unterwegs.
Im Hamburger Umland hatten die Autofahrer am Montagmorgen dagegen besonders im Südosten Schleswig-Holsteins mit der Straßenglätte zu kämpfen. Bei Minusgraden kam es auch auf den Autobahnen zu mehreren Unfällen mit zum Teil kilometerlangen Staus. Im Bereich des Bargteheider Kreuzes (Kreis Stormarn) rutschten nach Angaben der Polizei auf den Autobahnen 1 und 21 mindestens 16 Lastwagen in die Gräben. Die meisten Unfälle endeten jedoch glimpflich mit Blechschäden, sagte eine Polizeisprecherin. Die Autofahrer hätten ihre Fahrweise der Witterung angepasst.
Nahe Hoyerswort (Kreis Nordfriesland) wäre ein betrunkener Autofahrer nach einem Unfall beinahe erfroren: Der 41-Jährige verlor mit 1,5 Promille im Blut auf der schneeglatten Fahrbahn die Kontrolle über sein Fahrzeug und landete kopfüber in einem Wasser gefüllten Graben. Er war rund eine halbe Stunde in dem teilweise mit eisigem Wasser gefüllten Auto gefangen, berichtete die Regionalleitstelle in Harrislee. Der aus dem Kreis Stormarn stammende Mann wurde mit starken Unterkühlungen auf die Intensivstation des Husumer Krankenhauses gebracht.
Mittlerweile hat auch Deutschlands nördlichster Skilift am Bungsberg in der Holsteinischen Schweiz den Betrieb aufgenommen. Bei zehn Zentimetern Schneedecke ist Ski und Rodeln möglich. Der 200 Meter lange Lift bringt die Wintersportler auf die mit 168 Metern höchste Erhebung Schleswig-Holsteins. Die Abfahrt von dem rund 300 Meter langen und 17 Prozent steilen Hang dauert – je nach Können – etwa 20 Sekunden.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Landespolitik