Dieter Lenzen hat die Wahl am Freitag angenommen. Und legte gleich einen Zehn-Punkte-Plan vor.

"Ich bin spätestens im März da", sagte Dieter Lenzen bei seinem ersten Auftritt in Hamburg. Und ja: Er lächelte dabei. Wundersam leicht klang das, als würden weder wochenlange Verhandlungen mit dem Senat hinter ihm liegen, noch seien Ängste berechtigt, der Hochschulrat und der Akademische Senat hätten mit ihrem Wunschkandidaten einen der autoritärsten Hochschulreformer des Landes an die eher sozialdemokratisch geprägte Hochschule an der Elbe geholt. Ebenso freundlich begann der bisherige Chef und Exzellenzmacher der FU Berlin die Vorstellung seiner Pläne: mit einem Lob.

"Die Qualität der Uni Hamburg wird dramatisch unterschätzt. Die neue Aufgabe reizt mich sehr, wenn auch viel Arbeit vor mir liegt", sagte Lenzen, der zugleich einen Zehn-Punkte-Plan präsentierte, den auch Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) unterzeichnete.

Der neue Uni-Präsident verlangte eine Garantie, dass der Etat der Hochschule bis 2014 konstant bleibt. Steigen, wie zu erwarten, die Studierendenzahlen, wird das Budget erhöht. Erlaubt ist Lenzen ebenfalls, im doppelten Abiturjahrgang 2010 mehr Personal zu beschäftigen, etwa Juniorprofessoren. Auch sollen Angestellte für zusätzliche Tätigkeiten bezahlt werden.

Das Thema Lehrtätigkeit ist ein heikler Punkt an der Uni: Hunderte Professoren wehren sich gegen eine "flexiblere" Verordnung, die gestattet, dass sich akademisches Personal kaum noch um die Forschung kümmern kann. Auch hier beschwichtigte Lenzen: "Die durchschnittliche Verpflichtung von neun Semesterwochenstunden darf nicht überschritten werden." Senatorin Herlind Gundelach (CDU) ergänzte: "Wir stehen hier vor einer vernünftigen Lösung."

In diesem Zusammenhang klang es widersprüchlich, dass Lenzen gleichzeitig betonte, die Lehre habe aufgrund des Studentenansturms "derzeit klar die Priorität". Sogar noch vor Bemühungen um Exzellenzcluster, versicherte Lenzen. Ebenso wichtig wie Innovationen sei, dass die kommende Studentengeneration gut ausgebildet werde.

Lenzen äußerte Verständnis für die Proteste der Studierenden gegen das System mit Bachelor und Master. Auch er wolle Lehrpläne entrümpeln und einige Freiheiten wieder herstellen. Gerade erst erhielt Lenzen einen Brandbrief des Fachschaftsrats der Handelslehrer: Im Unterschied zu anderen Bundesländern werden in Hamburg nicht alle Lehramtsstudenten zum Master zugelassen. Fatal sei, dass ein Bachelor in diesem Fachbereich jedoch nicht qualifizierend für den Beruf ist.

Auch mit den Audimax-Besetzern, die Lenzen ein "Not my President" entgegenhalten, sind Gespräche nötig: Sie vermuten von Lenzen, der auch für die polarisierende Lobby-Organisation "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" aktiv ist, die Uni auf Elitekurs zu bringen. Der künftige Präsident zeigte sich studentennah ("in Seminaren, Hörsälen, Bibliotheken") und überzeugt, den Generalverdacht abschütteln zu können. Bisher ist die Bandbreite von Lenzens Gratulanten groß: von Industrieverband und CDU über SPD, GAL und AStA. Die Linke zeigte sich skeptisch.

Während Lenzes Zehn-Punkte-Plan in vielen Bereichen auf Durchsetzungsvermögen schließen lässt, wurde in der Frage der baulichen Zukunft ein eher lahmer Kompromiss geschlossen: 2012, lässt Lenzen sich versichern, müssen die Bagger anrollen, um die Uni zu sanieren. In Eimsbüttel wohl, über einen Umzug auf den Kleinen Grasbrook äußerte sich Lenzen skeptisch. So hat die Senatorin Zeit gewonnen: Ursprünglich sollten die Planungen eher abgeschlossen sein.