Sie klagen über volle Stundenpläne und mangelnde Wahlmöglichkeiten. Der Senat sieht schon Erfolge, die SPD aber nicht.

Hamburg. Der Zustand der Straße entscheidet, geht es um die Frage, ob eine rasante Fahrt zur Ruckelpartie wird oder aber die Kilometer sanft unter den Reifen hinwegrauschen. Gas geben soll auch die neue Akademiker-Generation: Die gestuften Abschlüsse Bachelor und Master müssen schneller erreicht werden als früher Diplom oder Magister. Dieser Weg scheint bisher holprig. Studierende klagen über zu volle Stundenpläne, mangelnde Wahlmöglichkeiten und fehlende Freiheiten für Auslands- oder Praxissemester.

Auf eine umfangreiche Anfrage der SPD bewertet der Senat die Einführung des Systems nun als grundsätzlich "erfolgreich", allerdings müsse "vor allem die Studierbarkeit" verbessert werden. Um im Bild zu bleiben: So, als müsse die Straße für die Studierenden nur geglättet werden.

SPD-Hochschulexpertin Dorothee Stapelfeldt bezweifelt jedoch, ob die Reise in die richtige Richtung geht: "Bis heute kann der Senat den behaupteten Erfolg nicht mit Daten belegen." Ohne Not seien Vorgaben, etwa der Bachelor in sechs Semestern, den Hochschulen übergestülpt worden. Fragen über die wissenschaftliche Qualität bleiben unbeantwortet", sagte Stapelfeldt mit Verweis auf die Auskunft des Senats, es lägen zu vielen Bereichen noch keine verlässlichen Statistiken vor. Im Unterschied zu kleineren Hochschulen Hamburgs gab etwa die Uni Hamburg keine Auskünfte über die aktuelle Arbeitsbelastung der Studierenden.

Nicht ernst genommen fühlen sich die Studenten selbst. Auf die Frage, wie Studentenvertreter und Fachschaftsräte die Bedingungen beurteilen, schreibt der Senat: "Darüber liegen keine Informationen vor."

Diese Auskunft sei "mehr als peinlich", sagt AStA-Vorsitzende Aleksandra Szymanski. "Die Senatorin hat in ihrem Amt nichts mehr zu suchen, wenn sie nicht künftig ein Ohr für die Studierenden entwickelt." Aus ihrer Sicht fehle noch immer ein grundlegendes Konzept. "Ob der Bachelor berufsqualifizierend ist, ob Auslandssemester erwünscht sind, all das ist noch unklar."

Laut erster Statistiken gehen jedenfalls deutlich weniger Studierende für ein Semester ins Ausland: Im Jahr 2007 waren es 0,6 Prozent (alte Studiengänge: 2,7 Prozent), in diesem Jahr 1,41 Prozent (2,72 Prozent).

Nach Auskunft des Senats sei erst jetzt eine "Nachsteuerung" möglich. Bei der vollständigen Umsetzung 2007 habe der Anteil von Bachelor-Absolventen nur bei 8,9 Prozent gelegen. "Vor dem Hintergrund dieser geringen Fallzahlen empfahl es sich, die erste Phase der Reform nicht durch vorschnelle Schlüsse aus vermuteten oder postulierten Defiziten zu belasten."

"Die Probleme sind doch lange benannt", sagt Hochschulpolitiker Philipp-Sebastian Kühn (SPD). Anstatt nun, wie auch in ungeklärten Fragen des Universitätsumzugs, lediglich eine Arbeitsgruppe tagen zu lassen, hätte Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) viel früher Druck auf die Hochschulen ausüben müssen - denn nur dort seien die Missstände zu beseitigen.

Im Detail nachgebessert wird laut Anfrage jedoch schon seit Beginn der Reform: 61 Studiengänge seien überarbeitet worden, davon 34 mehrfach. Zudem erzielten nun 69 Prozent der Studierenden einen Abschluss, eine leichte Steigerung zum alten System.

Zudem haben damals nur in drei von 75 Studiengängen mehr als die Hälfte der Studierenden die Regelzeit eingehalten, dieses Ziel werde nun in 16 Studiengängen erreicht.

Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach hatte erst kürzlich angekündigt, das Bachelorstudium an der Hamburger Universität flexibler zu gestalten und die Arbeitsbelastung zurückzufahren. Eine Arbeitsgruppe aus Hochschule, Behörde und Studierendenvertreter soll bis Jahresende Ergebnisse präsentieren.