Wer es in der Politik eilig hat, setzt sich schnell dem Verdacht aus, etwas verbergen zu wollen. Die schwarz-grüne Koalition in Hamburg will die umstrittene Primarschulreform nun plötzlich morgen in einem Ruck durchbringen.

Es geht darum, schnell Fakten zu schaffen, um Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Rechtlich ist gegen die Vorgehensweise nichts einzuwenden. Politisch-moralisch sprechen zwei wesentliche Gründe gegen das Hauruckverfahren: Erstens ist es ein Webfehler der Hamburger Schulreform, dass die Wähler nie über sie abgestimmt haben. Die Primarschule ist das Ergebnis eines schwarz-grünen Koalitionskompromisses, den so niemand gewollt oder angekündigt hatte. Es mangelt also an der demokratischen Legitimation. Gerade deswegen sollte für das parlamentarische Verfahren allergrößte Sorgfalt aufgewendet werden. Motto: Qualität der Beratung geht vor Tempo.

Zweitens fehlt immer noch eine belastbare Kostenkalkulation für die Schulreform. Es gibt allenfalls grobe Schätzungen. Und das wiegt schwer in der größten Finanzkrise seit Jahrzehnten. Schulsenatorin Goetsch könnte die Zeit bis zum 4. November, dem ursprünglich vorgesehenen Abstimmungstermin, nutzen, um konkrete Zahlen nachzulegen.

In Wahrheit verschafft sich die schwarz-grüne Koalition mit der schnellen Verabschiedung einen psychologischen Vorteil: Wenn am 28. Oktober das Volksbegehren gegen die Primarschule startet, könnten manche denken: Es ist ja ohnehin schon alles entschieden. Dass die SPD keine Einwände gegen diesen Galopp hat, macht die Sache nicht besser. Die Genossen haben die berechtigte Sorge, dass ihre eigene Zerstrittenheit nur größer werden kann, je länger die Diskussion dauert.

Das ist, freundlich formuliert, eine sachfremde Erwägung.