245 700 Schüler gibt es in Hamburg - 225 400 an den 393 staatlichen Schulen und 20 300 an 69 privaten Schulen. Unterrichtet werden sie von knapp 16 000 Lehrern.

Mit der von der CDU/GAL-Koalition beschlossenen Schulreform, der bundesweit derzeit weitestreichenden, kommen auf Schüler, Eltern und Lehrer zum Schuljahr 2010/2011 gravierende Änderungen zu. Die wichtigsten:

Nur noch drei Schulformen: Statt der bisherigen Aufteilung in Grundschule, Hauptschule, Realschule, Gesamtschule sowie Gymnasien (inklusive Unterformen wie Technische oder Wirtschaftsgymnasien) gibt es nur noch drei allgemeinbildende Schulformen: An 162 Primarschulen lernen die Kinder gemeinsam von der ersten bis zur sechsten Klasse. Erst danach wird entschieden, auf welche der zwei weiterführenden Schulen die Kinder wechseln: eine der 52 neuen Stadtteilschulen oder eines der bisherigen Gymnasien. An beiden können Schüler das Abitur ablegen, am Gymnasium nach zwölf, an der Stadtteilschule nach 13 Schuljahren.

Die Viertklässler des aktuellen Schuljahres werden also die Ersten sein, die nach der vierten Klasse nicht mehr auf die weiterführende Schule wechseln, sondern auf der Primarschule bis Klasse sechs bleiben.

Schulwechsel: Einer der umstrittensten Punkte. Bislang können die Eltern nach Klasse vier entscheiden, auf welche weiterführende Schule ihr Kind gehen soll. Diese Entscheidung fällt künftig erst nach Klasse sechs und soll dann den Lehrerkonferenzen überlassen werden. Wie das konkret abläuft, inwiefern die Eltern noch Mitspracherecht haben, ist noch nicht abschließend geklärt. Der Hamburger Verfassungsrechtler Professor Arndt Schmehl hält die weitgehende Abschaffung des Elternwahlrechts für verfassungsrechtlich äußert bedenklich.

Für die jetzigen Grundschüler gibt es auf Drängen der CDU eine Ausnahmeregelung: Da bei der Einschulung das Profil der künftigen Primarschule nicht bekannt war, sollen ihre Eltern nach Klasse drei zumindest über einen Wechsel der Primarschule mitreden können. Damit soll sichergestellt werden, dass Kinder die für sie richtigen Profile musisch oder altsprachlich wählen können. Allerdings besteht auf diesen Wechsel nicht der von der CDU gewünschte Rechtsanspruch.

Individuelle Förderung: Trotz des längeren gemeinsamen Lernens soll die individuelle Förderung der Schüler - solcher mit besonderen Begabungen, aber auch derer mit Lernschwierigkeiten - ausgebaut werden. Die Lehrer sollen entsprechend weitergebildet werden. Dazu beitragen sollen kleinere Klassen: maximal 25 Schüler an Primar- und Stadtteilschulen, bei Primarschulen in sozialen Brennpunkten sogar maximal 20 Kinder, in Gymnasialklassen höchstens 28.

Kein Sitzenbleiben mehr: Statt Schülern eine "Ehrenrunde" zu verordnen, sollen "Lerncoachings" die Kinder auf die nächste Stufe vorbereiten. Dabei geht es einerseits um klassische Hilfe, etwa bei Hausaufgaben, außerdem soll bewirkt werden, dass der Schüler "aktiv Verantwortung für den eigenen Bildungsprozess" übernimmt. Zudem sollen Lehrer, Eltern und Schüler zwei verbindliche Lernstandsgespräche im Schuljahr führen und Lernvereinbarungen treffen.

Kosten: Die Schulbehörde gibt die reinen Baukosten, die in Zusammenhang mit der Einführung der neuen Schulstruktur entstehen, mit 190 Millionen Euro an. Der gesamte Finanzierungsbedarf für Neubau- und Sanierungsvorhaben an Hamburger Schulen liegt für die kommenden fünf Jahre bei 4,6 Milliarden Euro. Ob außer den 190 Millionen davon noch mehr auf die Schulreform entfällt, ist schwer auseinanderzuhalten, da zum Beispiel die Absenkung der Klassenfrequenzen offiziell kein Baustein der Reform ist. Die SPD schätzt die Kosten für die Reform auf 600 Millionen Euro, die FDP spricht sogar von einer Milliarde Euro.

Informationen: Gibt es unter www.schulreform.hamburg.de und bei der Telefon-Hotline der Behörde: 428 99 77 33.