Mehr als 1500 Gebäude sollen Beitrag zum Erhalt des charakteristischen Stadtbilds leisten. Eigentümer müssen Veränderungen genehmigen lassen.

Hamburg. In der Hansestadt werden zahlreiche Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Mehrere Tausend Wohn- und Geschäftshäuser sind in den kommenden Monaten und Jahren betroffen. Der Grund: Das Denkmalschutzamt hat die neuerdings zuständigen Bezirke beauftragt, alle "erkannten Denkmalgruppen" mittels Rechtsverordnung unter Schutz zu stellen - insgesamt 526 Ensembles. Dabei variiert deren Größe stark von kleinen Gruppen mit drei Häusern bis hin zu großen Siedlungen. Ein zeitliches Limit gibt es nicht. "Aber wir freuen uns natürlich, wenn wir schnell vorankommen", so Frank Pieter Hesse, Leiter des Denkmalschutzamts. Geradezu vorbildlich ist Bergedorf. Bis zum Jahresende sollen alle benannten 18 Ensembles in einem Sammelverfahren unter Schutz gestellt werden. Axel Schneede, Abteilungsleiter im Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung: "Wir haben uns die Aufgabe zu dem Zeitpunkt vorgenommen, als sie auf die Bezirke verlagert wurde. Es geht ja um den Schutz erhaltenswerter Bausubstanz, und wir sehen es als unsere Verpflichtung an, hier rechtzeitig zu handeln."

Welche Gebäude denkmalwürdig sind, entscheidet ein amtliches Gutachten. Dabei muss das Bauwerk nicht besonders alt oder schön sein. Entscheidend ist, ob das jeweilige Objekt durch seine geschichtliche, wissenschaftliche oder künstlerische Bedeutung einen Beitrag zur Bewahrung eines charakteristischen Stadtbilds leistet.

In Bergedorf trifft dies beispielsweise auf die Straßenzüge Reetwerder und Ernst-Mantius-Straße zu, die die Verbindung zwischen Bahnhof und Villenviertel herstellen. Das Ensemble aus Jugendstil- und Reformarchitektur dokumentiert, wie variantenreich der Wohnungsbau für die mittleren Schichten von 1900 bis zum Ersten Weltkrieg gestaltet wurde.

Ambitioniert ist auch ein Denkmalschutz-Projekt im Bezirk Harburg (30 Ensembles): Dort werden bis Herbst fünf Ensembles des Phoenix-Viertels unter Schutz gestellt. Es wurde zur Gründerzeit als typisches Arbeiterviertel errichtet. Ebenfalls bis zum Herbst sollen die Häuser Nummer 68 und 70 an der Bernstorffstraße folgen. "Die benachbarten Häuser stehen bereits unter Denkmalschutz", sagt Sorina Weiland vom Bezirk Mitte. "Die Erstbebauung der gesamten Häuserfront aus den Jahren zwischen 1850 und 1870 soll so vor Veränderungen gesichert werden."

Spektakulärstes Objekt im Bezirk Nord (140 Ensembles) ist die Franksche Siedlung in Klein Borstel, die in den 1930er-Jahren von dem Hamburger Architekten Paul Frank gebaut wurde. Sie sollte die Abkehr von Großwohnblöcken der Weimarer Republik hin zu einer lockeren Reihenhausanlage demonstrieren.

Schlusslicht wird wohl Altona sein: Mit 150 zu schützenden Ensembles hat der Bezirk das größte Auftragsvolumen der Stadt, unter anderem viele Gebäude des Architekten Gustav Oelsner (typisches Zeichen sind dunkle und gelbe Backsteinbauten) sowie Fachwerkhäuser im Blankeneser Treppenviertel. Ein Bezirksamtssprecher: "Wir sind personell so eng besetzt, dass sich die Unterschutzstellung wohl noch Jahre hinziehen wird."