Der Bezirk verlangt trotz guter Besucherzahlen ein neues Konzept für sein Kulturzentrum. Der Leiter klagt dagegen über Geldmangel.

Harburg. Jörn Hansen, 65, Geschäftsführer des Rieckhof, bangt um seine Zukunft. Das Harburger Bürger- und Kulturzentrum steht bei der Bezirksverwaltung und der SPD, die die Mehrheit in der Bezirksversammlung stellt, unter besonderer Beobachtung.

"Der Rieckhof arbeitet nicht wirtschaftlich, das Veranstaltungskonzept ist nicht stimmig", sagt Heinz Beeken, SPD-Abgeordneter und Vorsitzender des Harburger Kulturausschusses. Holger Reinberg, Sozialraummanager des Bezirksamts, sagt sogar: "Wenn Hansen nicht mit seinem Etat auskommt, muss eben ein neuer Geschäftsführer gesucht werden." Auch Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch, SPD, erwartet ein "zukunftsfähiges Konzept" für Harburgs Bürgerzentrum. Denn die Einrichtung erhält seine Finanzen nicht von der Kulturbehörde, sondern aus dem Haushalt des Bezirks.

+++ Besucher-Boom in Harburgs Kulturzentrum Rieckhof +++

Bereits seit 1984 leitet Hansen die Einrichtung. Das Programm ist rustikal: Auftritte von Lotto King Karl, Bon Scott und Torfrock sind Garanten dafür, dass der 2272 Quadratmeter große Saal mit 326 Sitz- und 1000 Stehplätzen ausgebucht ist. Zum Programm gehören aber auch Salsa-Abende, Seniorentreffen, Flohmärkte, Lesungen und Ausstellungen. "Wir bieten, was die Leute wollen", sagt Hansen. Geld für Superstars sei eben nicht da. "Denn ich muss mit dem genauso hohen Etat auskommen wie schon 1984", sagt Hansen. 655 000 Euro jährlich - fast 1800 Euro pro Tag - erhält er vom Bezirk. Davon gehen jedoch 286 000 Euro für die Miete ab, die Hansen wiederum an den Bezirk überweisen muss. Jahr für Jahr. "Das ist hamburgweit einmalig und für mich ein großes Ärgernis", sagt er. Weiterhin zahlt er für Sicherungs- und Wartungskosten 22 500 Euro.

Nach Abzug der Personalkosten für seine vier Mitarbeiter bleibt nur noch ein überschaubarer Betrag fürs Programm übrig. Ein Missstand, auf den Hansen immer wieder aufmerksam machte - vergeblich. Bezirk und Stadt stecken kein zusätzliches Geld ins Kulturzentrum, vernachlässigten auch die Gebäudesubstanz, weshalb es vor zwei Jahren zum Eklat kam.

Wiederholt hatte Hansen signalisiert, dass das Gebäude nicht mehr brandsicher war. Die Elektrik sowie Rauch- und Feuerschutzeinrichtungen waren in die Jahre gekommen. Die Deckenverkleidung war nicht mehr flammensicher. Hansens Warnungen wurden ignoriert, bis die Feuerwehr damit drohte, den Laden zu schließen. Erst im Herbst 2010 wagten sich Politik und Verwaltung aus der Deckung, investierten 800 000 Euro in den Rieckhof.

40 000 Gäste haben seit November 2011 die Veranstaltungen im Rieckhof besucht - ein Rekord für das Kulturzentrum. Doch vergeblich. "Die wollen mich loswerden", sagt Hansen.