Bis der Rettungswagen eintrifft, kann es zu spät sein. CDU fordert flächendeckende Ausstattung mit Schockgebern für Laien.

Hamburg. Ein Passant bricht auf der Straße zusammen, klagt über Beschwerden in der Brust und Atemnot. Ein Notarzt wird verständigt, jedoch kann es bis zum Eintreffen des Rettungswagens bereits zu spät sein. Jährlich fallen in Deutschland 120.000 Menschen den Folgen eines plötzlichen Herzstillstands zum Opfer. Um die Zeit bis zum Eintreffen des Arztes zu überbrücken, können Laien mit besonderen Defibrillatoren Hilfe leisten. Mittlerweile gibt es sie an vielen öffentlichen Orten in der Hansestadt.

Klaus-Peter Hesse, Mitglied der CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, sieht jedoch in dem Bereich in Hamburg einiges an Nachholbedarf. "Man hört immer wieder, wie oft es zu diesen Notfällen mit einem Herzstillstand kommt", sagt Hesse. "In Städten wie München oder grundsätzlich in Frankreich wird sich wesentlich stärker mit diesem Thema befasst. In Hamburg fehlt ein offensiver Umgang - und das ist ziemlich fahrlässig, wenn man bedenkt, wie viele Menschen ums Leben kommen, weil bei einem Kammerflimmer die Hilfe zu spät kommt. Genau da kann mit Defibrillatoren Erste Hilfe geleistet werden." Statistisch gesehen ereignen sich 20 Prozent der beobachteten Kreislaufstillstände in der Öffentlichkeit.

Defibrillatoren, auch Schockgeber genannt, sind medizinische Geräte, die durch gezielte Stromstöße Herzrhythmusstörungen beenden. Im Gegensatz zu Defibrillatoren aus dem Rettungsdienst oder Kliniken sind automatisierte externe Defibrillatoren (AED) durch ihre Bau- und Funktionsweise besonders für Laien geeignet. Laut einer Antwort auf eine Kleinen Anfrage an den Senat sind in Hamburg diese Geräte schon an vielen Orten verfügbar, zum Beispiel in Einkaufszentren, öffentlichen Gebäuden und vielen Betrieben.

Die Standorte der Geräte sind jedoch nicht zentral registriert, da hierfür keine Genehmigungen oder Mitteilungspflicht bestehen. Dies kritisiert neben Hesse auch Dirk Wolff von der SaniHilfe-Golzheim, die die deutsche AED-Standort-Datenbank führt. "Wir konnten bislang für die Hansestadt nur 35 Standorte ermitteln", sagt Wolff. "Im Vergleich dazu sind in Düsseldorf bereits 212, in Krefeld sind sogar 224 verzeichnet. Da besteht in Hamburg wirklich noch Nachholbedarf." Auch international ist ein sehr großer Unterschied zu verzeichnen. In den USA, den Niederlanden und der Schweiz sind die Laiendefibrillatoren deutlich weiter verbreitet als in Deutschland.

Über die derzeit tatsächliche Anzahl der Lebensretter, die sicherlich über 35 in Hamburg liegt, kann auch die Gesundheitsbehörde keine Auskunft erteilen. "Es liegt in der Eigenverantwortung von Unternehmen, ab einer gewissen Mitarbeiterzahl oder großen Kundenzahl entsprechende Geräte vorzuhalten", sagt Rico Schmidt, Sprecher der Behörde. Ein zentrales Register für Hamburg und Schleswig-Holstein sei jedoch in Arbeit.

Dennoch fordert die CDU-Fraktion jetzt mit einem Antrag an die Bürgerschaft den Senat auf, ein neues Konzept für eine flächendeckende Versorgung mit Defibrillatoren zu erstellen und die Öffentlichkeit über den Einsatz zu informieren. "Auch eine bessere Beschilderung ist nötig. Bislang sind sie zu unauffällig und nicht im Bewusstsein der Menschen", so Hesse.