Professor kritisiert Sparpläne der Stadt heftig. Hamburgs Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt kontert: “Absolut unverständlich.“

Hamburg. Nett und harmonisch versprach sie zu werden, die Eröffnung einer Ausstellung über die Landesexzellenzinitiative, zu der die Hamburger Wissenschaftsstiftung gestern ins Rathaus geladen hatte. An den Stehtischen: führende Hamburger Professoren. Am Rednerpult: Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) und Petra Herz, Vorstandsvorsitzende der Joachim-Herz-Stiftung, die einträchtig die Bedeutung der Spitzenforschung für Hamburg beschworen. Heimelige Stimmung - bis der Vizepräsident für Forschung der Universität Hamburg, Professor Hans Siegfried Stiehl, auf das Podium trat und vorbrachte, er habe der Eröffnung "mit etwas gemischten Gefühlen" entgegengesehen.

Der politische Kontext der Ausstellung sei "ein Anlass zur Sorge". Im Rahmen der Hochschulvereinbarung mit der Stadt sei zwar beschlossen worden, dass die Universität ab 2013 ein Budget von etwa 280 Millionen Euro mit einer jährlichen Steigerung um 0,88 Prozent bis 2020 erhalte. Tatsächlich werde seine Hochschule aber etwa acht Prozent weniger Geld bekommen - zusätzlich zu einem Defizit von acht Prozent, das der Uni durch Sparmaßnahmen des Vorgängersenats auferlegt worden sei. Dabei spielte er darauf an, dass künftig durch steigende Personalkosten - infolge von Tarifabschlüssen und Inflation - das zusätzliche Budget nicht nur schmelzen könnte, sondern dass der Universität unterm Strich womöglich sogar weniger Geld bleiben werde.

+++ Universität Hamburg - Die Stadt, die alles weiß +++

Diese Kritik ist nicht neu. Als der Senat nach dem Abkommen mit der Universität im Oktober 2011 vor Kurzem auch mit der TU Harburg, der Musikhochschule und der Hochschule für bildende Künste Zuschüsse bis 2020 vereinbarte, lobten deren Präsidenten zwar die Planungssicherheit, betonten aber, dass sie die Forschung nicht so ausbauen könnten wie geplant und eventuell Personal abbauen müssten.

In diese Kerbe schlägt nun der Vizepräsident der Universität Hamburg, allerdings ungewohnt heftig. "Wer angesichts der ohnehin vorhandenen strukturellen Unterfinanzierung bei Investitionen in die Wissenschaft kürzt, verhält sich wie ein Bauer, der aus Not die Saat selbst aufisst, anstatt sie in den Boden zu bringen, um später zu ernten. Er hungert sich selbst aus." Bei Wissenschaft und Forschung "nochmals den Rotstift anzusetzen" und die Folgen euphemistisch als "Planungssicherheit" zu bezeichnen, werde perspektivisch zu einer "gravierenden Beeinträchtigung der Forschungsleistung führen". Der Präsident der Uni Hamburg, Dieter Lenzen, war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Allerdings hatte er in der Vergangenheit bereits eine "Unterfinanzierung" beklagt.

Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt sagte, sie finde Stiehls Kritik "absolut unverständlich". Schließlich sei die Hochschulvereinbarung mit der Universität Hamburg abgeschlossen. Trotz einer "selbstverständlich unterschiedlichen Interessenlage zwischen Stadt und Universität" sei ein "sehr gutes Einvernehmen" erzielt worden. Grundsätzlich sei es nötig, die Ausgaben zu begrenzen. Gemeint ist die Schuldenbremse, die womöglich in die Verfassung aufgenommen wird. Darüber soll die Bürgerschaft am 23. Mai entscheiden. "Selbstverständlich müssen wir unser Haushaltsgebaren auf die Schuldenbremse abstimmen", sagte Stapelfeldt.

Zuspruch erhielt Uni-Vizepräsident Stiehl vom Asta seiner Hochschule. "Obwohl von einem Anstieg von 0,88 Prozent gesprochen wird, ist das doch eine unmögliche Rechenspielerei, die da betrieben wird. Damit wird nicht einmal die Inflation ausgeglichen", sagte Asta-Vorstand Luise Günther. "Der Senat zeigt damit, welchen Stellenwert die Hochschulen für ihn haben." Nun plane der Asta Protestaktionen.