Dabei hatte die SPD selbst einst das 112 Millionen Euro teure Programm “JUS-IT“ heftig kritisiert. Neues System soll Bezirken Arbeit erleichtern.

Hamburg. Anfang des Jahres war die Aufregung noch groß. Als "Elbphilharmonie der Sozialbehörde" hatte die damals noch opponierende SPD die geplante Computer-Software für die Sozialbehörde bezeichnet. Die enormen Kosten von 112 Millionen Euro könnten sich verdreifachen, so die Ansicht von Experten. Jetzt, als Regierungspartei, fällt die Einschätzung der SPD ganz anders aus. Die Software "JUS-IT" wird kommen - und zwar Ende des Jahres.

Die SPD habe das zuvor kritisierte Projekt genau auf den Prüfstand gestellt, heißt es dazu aus der Sozialbehörde. Dabei wurde festgestellt: Sowohl aus finanzieller als auch aus fachlicher Sicht sei es sinnvoll, die Software einzuführen. "Zum einen ist die Arbeit an 'JUS-IT' bereits sehr weit fortgeschritten", sagt Behördensprecherin Julia Seifert. "Zum anderen sind die bisherigen Programme veraltet und müssen ersetzt werden, wenn die Verwaltung weiter effizient arbeiten will."

Mit dem Programm sollen Jugendhilfe, Sozialhilfe und Wohngeld künftig erheblich besser steuerbar sein. Das neue System werde die Arbeit für die Mitarbeiter in den Bezirken erleichtern und diese besser vernetzen, gerade in der Jugendhilfe. So soll das Programm auch zu einer Verbesserung des Kinderschutzes in Hamburg beitragen.

Bezahlt werden die 112 Millionen Euro nicht aus dem Topf der Sozialbehörde, sondern aus einem Investitionstitel der Finanzbehörde. Für die reine Software sind 61 Millionen Euro veranschlagt, das restliche Budget ist für Schulungen der Mitarbeiter, die Entwicklung von Arbeitskonzepten und Wartungsarbeiten eingeplant. Daran hat selbst der Bund der Steuerzahler in Hamburg nichts auszusetzen, dessen Kosten-Nutzen-Analyse fiel positiv aus. "Wir fordern allerdings, das Programm vom Hersteller erst abzunehmen, wenn es einwandfrei läuft", sagt Geschäftsführer Marcel Schweitzer.

Doch noch sind nicht alle überzeugt: Der ehemalige SPD-Abgeordnete Thomas Böwer, der seit Kurzem in der Deputation der Sozialbehörde sitzt, nannte "JUS-IT" erneut ein "Millionengrab". Er mahnte an, die Warnung der Experten ernst zu nehmen.