Jan Meyer von der Jungen Union und Gregor Dutz von der Grünen Jugend stellen den Parteien Zeugnisse aus.

Hamburg. Zwei Jahre Schwarz-Grün. Jan Meyer, der Vorsitzende der Jungen Union, gibt eine Zwei minus.

"Als BWLer frage ich mich immer: Was ist die Alternative?" Mit geschultem Blick sieht Jan Meyer, der Landesvorsitzende der Jungen Union (JU), auf das, was der erste schwarz-grüne Senat in der Geschichte Hamburgs bislang geleistet hat. Alternativlos war die Senatsbildung vor zwei Jahren nicht, Schwarz-Rot wäre auch möglich gewesen. "Aber mit Schwarz-Grün haben wir unsere Handlungsoptionen bei der Bildung von Koalitionen erweitert, deswegen war das absolut richtig", findet er.

Also hinein in die Details eines Politik-Checks. Wirtschaft? "Der Senat hat sich hier als handlungsfähig erwiesen", urteilt der JU-Chef. "Die GAL hat geräuschlos mitgespielt. Das ist schon atemberaubend." Die Rettung der HSH Nordbank zum Beispiel - er hätte nicht gedacht, dass das mit der GAL zu machen wäre. War es aber. Ebenso der Einstieg bei Hapag-Lloyd, der "viele Arbeitsplätze gerettet hat, aber auch viel zu teuer gewesen ist".

Nächstes Feld: Innenpolitik. Meyer: "Es ist verblüffend, wie gut dieser potenzielle Konfliktbereich gemanagt worden ist." Vieles sei erreicht: Videoüberwachung, Messerverbot auf St. Pauli, Abschiebung straffällig gewordener Ausländer. "Ein hinderlicher grüner Einfluss war nicht feststellbar."

In der Schulpolitik war das anders. Das sagt Meyer nicht so. "Die Junge Union wird keine Werbung für die Primarschule machen", formuliert er, "allerdings auch keine Werbung für die Initiative 'Wir wollen lernen'." Sollte der Senat den Volksentscheid über die Schulreform gewinnen, stellt er fest, werde es eine große Gruppe von Verärgerten geben, die versucht sein könnten, die CDU bei der nächsten Wahl abzustrafen. "Das ist ein Problem", so Meyer.

Beim strittigen Thema Uni-Umzug sieht er Licht und Schatten. "Die Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach hat dafür gesorgt, dass über die Zukunft der Uni gesprochen wird. Das war wichtig." Aber: "Der Kern der Universität muss in Eimsbüttel bleiben. Da gibt es ein funktionierendes Miteinander. Warum soll man das auseinanderreißen? Um den Sprung über die Elbe zu schaffen? Das ist Stadtplanung, das hat mit der Uni nichts zu tun."

Nächstes Bildungsthema: Kita-Gebühren. Klares Urteil von Jan Meyer: "Es ist politisch unvernünftig, die Gebühren zu erhöhen. Der finanzielle Gewinn ist längst nicht so groß wie der politische Schaden."

Und wie haben es die Koalitionspartner mit dem Haushaltsgeld gehalten? Meyer sieht das kritisch: "Die Etatlage ist nicht gut. Man hätte an die Strukturen herangehen müssen. Jede Behörde hat eine eigene Personalabteilung, einen eigenen Einkauf. Das kann man zentralisieren."

Welche Note gibt der JU-Chef dem Senat nach zwei Amtsjahren? "Das ist eine gemeine Frage", sagt er lächelnd. Er überlegt. "Eine Zwei minus."

Eine schöne Note, viel besser als eine Drei plus. Weshalb die Zwei minus früher in der Schule immer den frotzelnden Satz nach sich zog: "Mit Rücksicht auf die Eltern."

Gregor Dutz, Sprecher der Grünen Jugend, sieht viele Fortschritte - und einige Rückschläge.

Yin und Yang ist nicht zwingend ein grünes Prinzip, dennoch beherrscht Gregor Dutz den fernöstlichen Ausgleich der positiven und negativen Energien. "Ärgerlich" sei die Genehmigung des Kohlekraftwerkes Moorburg gewesen, sagt der Sprecher der Grünen Jugend. So heißt sein Amt, das andernorts Landesvorsitzender genannt würde. "Aber nach Moorburg haben wir Hamburg Energie gegründet, und sind jetzt mit Öko-Strom-Stadtwerken ein Vorbild", sagt Dutz. Alles im Fluss also nach zwei Jahren Schwarz-Grün.

Der 23-Jährige mit Drei-Tage-Bart ist etwas müde in diesen Tagen, er kämpft für die Umsetzung der Primarschule, plakatiert und informiert. Das sei wie Wahlkampf. Mit der CDU laufe die Zusammenarbeit gut, nur nicht mit allen Kollegen der Jungen Union (JU). "Da sind einige Reform-Gegner dabei." Allerdings, viele der jungen Konservativen seien auch Schwarz-Grün-Gesinnte, worüber Dutz schmunzeln muss: "Wir haben zur JU einen ähnlichen Draht wie zu den Jusos, wer hätte das vor einigen Jahren gedacht?"

"Sehr unglücklich", sei er über die Erhöhung der Kita-Gebühren. "Wir wollen eigentlich, dass Kitas, wie auch Schulen, umsonst sind", sagt Dutz. Andererseits habe die GAL zügig das kostenlose Vorschuljahr eingeführt.

Das gleicht aus. Yin und Yang. Ohnehin ist Gregor Dutz ein entspannter Typ, auch über die Gegner der Schulreform redet er ruhig: "Die brauchen keine Angst vor der Reform zu haben". Schließlich würden Stadtteile wie Eppendorf und Othmarschen nicht "am Abgrund stehen", wenn die Chancen anderer Kinder steigen würden. "Wir kritisieren, dass es den Gegnern nicht um Bildung für alle geht", sagt Dutz, der nun doch etwas staatsmännisch wird: "Unser Land braucht mehr Akademiker, nicht mehr Arbeiter für den Billiglohnsektor".

Die Diskussion um den Uni-Umzug habe die GAL-Fraktion allerdings "verschlafen", findet Dutz. Offensichtlich sei, dass CDU-Senatorin Herlind Gundelach mit einem "tendenziösen" Gutachten den Campus auf den Grasbrook verschieben wolle. "In dieser Diskussion weiß man derzeit nicht, wer glaubwürdig ist, deshalb sind wir dagegen". Dass aber bei den Themen Hochschulgesetz und Bologna-Reform kein offener Disput zwischen CDU und GAL entbrannt ist, darin erkennt Dutz keine Unterbelichtung grüner Interessen in der Bürgerschaft: "Das ist nicht Stil der Koalition, da wird viel im Hintergrund gekämpft".

Über eine offene Front freut sich Dutz dennoch: In der Innenpolitik. "Antje und Till fangen immer wieder Senator Ahlhaus ein". Till Steffen ist Justizsenator, Antje Möller Fraktionsvize. Grüner Einfluss habe sich beim letzten Schanzenfest gezeigt: "Weniger Polizeipräsenz hat die Lage beruhigt, weil die Protestler keine Gegner hatten." Das bringe mehr als Law-and-Order-Habitus. Dutz macht kein Geheimnis daraus, dass er grüne Politik für die schlauere hält. Vielleicht kann er deshalb so gut mit positiven und negativen Energien umgehen.