Mit Anwohnergärten und einer Boulebahn ist der Kirchgarten der St.-Pauli-Kirche zu einem beliebten Treffpunkt von Nachbarn und Besuchern geworden.

Schon blühen hier Margeriten, Schwertlilien und Rosen, und mit zarten grünen Knospen kündigen sich bereits die nächsten Sommerblumen an, die Erdbeeren und Himbeeren sind reif, Tomatenpflanzen ranken an den sorgsam angelegten Pflanzstöcken empor. Das kleine Gartenparadies liegt unweit der Reeperbahn, direkt neben der St.-Pauli-Kirche. Auf der weitläufigen Grünfläche des Gotteshauses haben Anwohner sechs Flächen mit Stauden, Sträuchern, Gemüse und Kräutern bepflanzt.

Vor etwa fünf Jahren begann die Gartenaktion auf dem Kirchhof. "Schon lange trauten sich die Menschen nicht mehr auf das Gelände um die Kirche herum, dagegen wollten wir etwas unternehmen", erklärt Sieghard Wilm, Pastor der St.-Pauli-Kirche.

In den 80er- und 90er-Jahren herrschten auf dem ehemaligen Friedhofsgelände Prostitution und Drogenhandel, der Kirchhof verwahrloste zunehmend. Die beiden St.-Pauli-Pastoren Martin Paulekun und Sieghard Wilm entwickelten zusammen mit Nachbarschaftsinitiativen, Sozialeinrichtungen und der Polizei ein Konzept zur Umgestaltung. "Der Stadtteil hat so wenig Grün, deswegen wollten wir die Fläche als Kirchgarten nutzen und die Anwohner daran beteiligen", sagt Pastor Sieghard Wilm. Damit sollte auch für die Belebung des Ortes gesorgt werden.

Es war in der Zeit, als auch der Antoni-Park direkt vor der Kirche angelegt wurde. Anwohner des Stadtteils, die St.-Pauli-Kirche und die Künstlergruppe "Parc Ficton" hatten das Projekt initiiert, um sich gegen die Bebauung am Elbhochufer zu wehren. 2005 wurde der originelle Park mit den künstlichen Palmeninseln und dem Elbblick schließlich eingeweiht.

Auf dem Grün des Kirchgartens auf dem Pinnasberg sind inzwischen eine Boulebahn und sechs Anwohnergärten zwischen 20 und 40 Quadratmeter Größe entstanden. Einen davon bepflanzt und pflegt Fotografin Simone Thürnau. "Ich genieße es, mitten in der Stadt nun einen Garten mit eigenen Beeten zu haben", schwärmt sie. Auch das auf dem Grundstück befindliche Kindertagesheim St.-Pauli-Kirche bestellt eine Gartenfläche. "Das ist auch für die Großstadtkinder toll, dass sie das Pflanzen und Wachsen direkt beobachten können", sagt Frauke-Ellen Sauerland, zweifache Mutter und ebenfalls Besitzerin eines Beetes. Die St. Paulianerin hat aus ihrem Garten schon viel Gemüse ernten können. "In einem Jahr 75 Zucchini", erinnert sie sich. Im Garten gibt es immer etwas zu tun, "man muss häufig nachpflanzen, aber es macht Spaß", sagt die Filmemacherin.

Ob Gärtner oder Boulespieler, Besucher oder Schüler aus der Nachbarschaft, der Kirchgarten wird von vielen genutzt. "Die Atmosphäre hat sich positiv verändert", sagt Pastor Sieghard Wilm. Um diese grüne Oase auf dem Kiez zu erhalten, wird der Garten abends geschlossen.