Die Auguste-Viktoria-Stiftung hat ihren Garten so umgestaltet, dass Demenzkranke sich dort alleine und sicher bewegen können. Blumen und Kräuter sollen Erinnerungen hervorrufen.

Genüsslich hält Elisabeth Dujesiefken ihr Gesicht in die Sonne. Ein Duft von Veilchen umgibt sie, sanft rauschen über ihr die Blätter der stattlichen Eiche. "Dies hier könnte mein Lieblingsplatz werden", sagt die 93-Jährige. Ursula Altermann (87) und Otilie Berger (92), die neben ihr auf der Holzbank sitzen, nicken zustimmend.

Die drei sitzen inmitten des neu gestalteten Gartens der Auguste-Viktoria-Stiftung, eines Seniorenpflegeheims der Diakonie Alten Eichen in Hamburg-Ottensen.

Elisabeth Dujesiefken hat als Heimbeirätin die Entwicklung des Gartens, der vor allem für die demenzkranken Heimbewohner angelegt wurde, kritisch begleitet.

"Mir war wichtig, dass die Wege breit genug sind, damit zwei Rollatoren nebeneinander Platz haben. Dann kann man sich besser unterhalten", sagt sie.

Ihr Vorschlag wurde aufgenommen, ansonsten wurde der lang gezogene Gartenbereich, der sich hinter dem Wohnbereich der Stiftung erstreckt, jedoch von der Landschaftsarchitektin Ingrid Gock und der Projektleiterin Magdalene Schulte gemeinsam mit Heimleiterin Gundula Thilker professionell angelegt. Ende April wurde er eingeweiht.

Die vielfältigen Pflanzen sollen das Wohlbefinden der Demenzkranken steigern und ihrem häufig stark ausgeprägten Bewegungsdrang einen Raum geben.

Mehr als die Hälfte der 95 Heimbewohner sind dement. "Hier können Demenzkranke sich alleine und vor allem sicher bewegen. Es gibt keine Barrieren. Wir hoffen, dass sie durch Gerüche und Naturgeräusche stimuliert werden und Stress abbauen können", sagt Magdalene Schulte.

Ein Weidenbogen dient als Eingang zu dem schönen Garten, der von einem breiten, trittsicheren Gehweg durchzogen wird. Rechts und links des Weges gibt es die unterschiedlichsten Blumen, Kräuter und Stauden. Der Garten ist so angelegt, dass zu jeder Jahreszeit etwas blüht, leuchtet und duftet.

Im Winter können immergrüne Pflanzen mit Früchten und Samenständen bestaunt werden. Obststräucher mit Stachel-, Johannis- und Erdbeeren sollen im Sommer von den Heimbewohnern selber abgeerntet werden.

"Wir wollen Marmelade einkochen. Vielleicht kommen dabei bei einigen Bewohnern ein paar Erinnerungen hoch", sagt Magdalene Schulte.

Im ganzen Garten verteilt stehen stabile und erhöhte Bänke, und durch den hinteren Teil führt ein Rundweg. Unter einer Pergola am Wegesrand stehen Stühle und ein Tisch. Hier können Heimbewohner sich treffen und austauschen. "Demente mögen keine Begrenzungen, deswegen können sie auf diesem Endlosweg immer wieder rumgehen", sagt Schulte.

So können die Bewohner auch in die Rabatten gehen, um Obststräucher, Blumen oder Rankpflanzen ganz von der Nähe zu betrachten. Sie sollen sie tasten, riechen und schmecken. Deswegen sind natürlich alle Pflanzen des Gartens ungiftig.

Realisiert werden konnte die Umgestaltung des Gartens nur mit der Hilfe von Spendern - allen voran die Erna-Baur-Stiftung, die Haspa und der Förderverein des Hauses.

Längerfristig möchte die Diakonie Alten Eichen in ihren anderen Einrichtungen der Altenhilfe solche demenzgerechten Gärten anlegen. Der erste entstand vor zwei Jahren in der Tagespflege Ottensen. "Wir haben dort tolle Erfahrungen gesammelt. Die therapeutische Wirkung auf Demenzkranke ist enorm", sagt Kerstin Fechner, PR-Referentin bei der Diakonie Alten Eichen.

Heimbewohnerin Ursula Altermann hat auch schon eine positive Reaktion bei ihrem kranken Mann ausgemacht. "Er kann die Blumen nicht sehen, aber wenn ich mit ihm draußen war, merke ich, wie gut es ihm geht. Er erinnert sich wahrscheinlich an unseren alten Garten auf Finkenwerder", sagt die ehemalige Sekretärin.

Heimleiterin Gundula Thilker und Magdalene Schulte haben mit dem Garten erst einen Teil ihres neuen Konzeptes für Demenzkranke in der Auguste-Viktoria-Stiftung verwirklicht.

Beide möchten, dass ein Teil der Souterrainräume, die eine Terrasse haben und zum Garten hinausgehen, in einen Bereich speziell für Demenzkranke umgewandelt wird. So dass diese jederzeit raus in den Garten gehen können, wenn sie sich eingeengt fühlen. Das entlastet damit auch das Pflegepersonal.

Ein Tor, das sich von außen öffnen lässt, soll den Bereich sichern. "Unser Motto ist: So sicher wie nötig, so frei wie möglich", sagt Schulte. Und man merkt ihr an, dass es ihr jedoch vor allem darum geht, die Würde der Menschen zu erhalten.