Historischer Erfolg in der 50-jährigen Abteilungsgeschichte vor 600 Zuschauern. Benka Barloschky beerbt den scheidenden Trainer Matthias Weber.

Stade. "Ich verspüre nicht oft Stolz", sagte Trainer Matthias Weber bei der Meisterfeier der Basketballer des VfL Stade in der Seminarturnhalle, "doch heute bin ich stolz auf das, was wir hier aufgebaut haben." Mit einem 91:71 (46:27)-Heimsieg über die Spielgemeinschaft MTV/BG Wolfenbüttel krönte Weber seine neunjährige Amtszeit als Cheftrainer mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga Pro B. Gut 600 Zuschauer waren zum Endspiel um den Aufstieg in die Sporthalle des Vincent-Lübeck-Gymnasiums gekommen, ein neuer Zuschauerrekord.

Die Ausgangssituation war durchaus brisant: Nachdem Verfolger BBC Magdeburg beim SC Itzehoe mit 99:77 (42:45) gewonnen hatte, musste der VfL Stade gegen Wolfenbüttel unbedingt gewinnen, um sich die Meisterschaft in der 1. Regionalliga Nord zu sichern. Dank einer fantastischen Anfangsphase, die in einer 19:2-Führung gipfelte, kam dieses Vorhaben gegen den zweiten sportlichen Absteiger nie ernsthaft in Gefahr. Letztlich entschieden sieben mehr erzielte Punkte in den beiden Spielen gegen Magdeburg den direkten Vergleich zu Gunsten des VfL Stade.

Dieser "historische Erfolg", der passenderweise im 50. Jahr nach Gründung der Basketballsparte durch den unter den Zuschauern weilenden Christian Herbst erreicht wurde, bestätigt eindrucksvoll das auf Kontinuität ausgelegte Konzept des VfL Stade. Als Teammanager Rudi Steinkamp und der damalige Spartenleiter und heutige VfL-Präsident, Carsten Brokelmann, Matthias Weber im Mai 2004 vom Jugend- zum Cheftrainer der Herrenmannschaft beförderten, erwarteten sie für die anstehende Saison den Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Regionalliga. Stattdessen erreichte Stade mit einer ausgeglichenen Bilanz Platz sieben und das Gespann aus Trainer Weber und Manager Steinkamp nahm das Ziel "mittelfristig in die 1. Regionalliga aufsteigen" in Angriff.

"Oben angreifen", lautete die Devise Webers vor seiner zweiten Saison 2005/06. Eine Devise, der er bis zum Ende seiner Amtszeit treu geblieben ist. Dass es nach dem vollbrachten Aufstieg in die 1. Regionalliga Nord 2010 auch in der höheren Spielklasse gelang, "oben anzugreifen", hatte zum damaligen Zeitpunkt keiner erwartet.

Kontinuierlich wurde die Mannschaft ausgebaut. Kapitän Kester Mayr und Benka Barloschky, der Weber als Trainer beerbt, waren bereits 2009/10 Mitglieder der damaligen Aufstiegsmannschaft. Mit Florian Bunde kehrte eines der größten Stader Talente vom SC Rist Wedel zurück, Marvin Steinberg war bereits 2010/2011 im VfL-Kader. Steffen Kiese, Joscha Kolnisko und Florian Hollmann folgten als Verstärkungen zur Saison 2011/2012. Karl Finley, Jan-Christian Both und Markus Timm rundeten als hochkarätige Neuzugänge dann die Hauptrotation für diese Saison ab. Außerdem kamen die Newcomer Christian Möller, Juri Ludwig und Marcel Struwe zum Einsatz.

Matthias Weber setzte vor allem darauf, dass ein Großteil der Spieler sich seit Jahren kennt und befreundet ist. Die Strategie des engen Kerns verstärkt um einen Amerikaner ging voll auf. Mit Steffen Kiese ragte aus dem Freundeskreis ein Spieler heraus, der bereits auf Zweitliganiveau für Wedel überzeugt hatte, und von Karl Finleys Können konnten sich die 600 Zuschauer erneut überzeugen, er erzielte 36 Punkte. Kiese steuerte effiziente 15 Punkte bei. Außerdem war Markus Timm mit 14 Punkten auffällig in der Offensive.

Die Wahl von Benka Barloschky als Nachfolger unterstreicht, dass beim VfL Stade weiter auf Kontinuität gebaut wird. "Matthias hat in den letzten Monaten angefangen, mich vorzubereiten, und steht mir beratend zur Seite", sagte der 25-jährige Barloschky, der seine Spielerkarriere auf Grund einer Hüftverletzung beendet, "größere Veränderungen habe ich nicht geplant." Als Spieler glänzte Barloschky mit einer Eigenschaft, die sich nicht an Statistiken ablesen lässt: mit Spielintelligenz. Eine Eigenschaft, die die erneute Entscheidung für einen jungen Trainer wie vor neun Jahren für Matthias Weber als kalkuliertes Risiko erscheinen lässt. Vor der neuen Saison steht für Barloschky als Start in die Trainerkarriere erst einmal der Erwerb der DBB-Trainerlizenz C auf dem Programm.