Das Abendblatt stellt Golf-Klubs, -Vereine und -Anlagen in der Region vor. Heute besuchen wir das Gut Deinster Mühle.

Deinste/Fredenbeck. Fast geräuschlos surren wir mit dem Elektro-Cart der Bahn 15 entgegen. Zuerst ist da der Blick in die weite Landschaft der Stader Geest, die so viel Gelassenheit, Ruhe und Frieden ausstrahlt. Das satte, kurz gemähte Grün vor uns, rechts wird der Horizont von uralten Eichen begrenzt, von Erlen und einem der Knicks mit Buschwerk, die so typisch für diese Kulturlandschaft rund um Deinste sind. Tim Steffens, der Chef des Golfparks Gut Deinster Mühle, steuert eine markierte Stelle an und stoppt. Zuerst hüpft Hündin Minna aus dem Wagen, die diese Fahrten über die 18-Loch-Anlage so liebt. "Als der Platz angelegt wurde, ist hier eine 3000 Jahre alte Feuerstelle entdeckt worden", erzählt Tim Steffens, dessen Familie seit 1634 im Besitz der Deinster Mühle ist. "Wenn man zurückdenkt, wie lange hier auf diesem Fleck Erde also schon Menschen leben." Was die wohl denken würden, wenn sie hier rund ums Feuer sitzen würden und durch eine Zeitmaschine die Golfspieler beobachten könnten?

Die Frauen und Männer, die heute hier am Abschlag ihren kleinen, weißen Ball auf das T-Stück legen, werden jedenfalls besonders an die Vorfahren erinnert. "Steinzeit Feuerstelle", so ist die Bahn 15 extra benannt. Es ist nicht die einzige Bahnbezeichnung in dem weitläufigen Golfpark, die an frühere Zeiten erinnert. Schon bei der nächsten, der Bahn 16, werden zumindest Hausfrauen Jahre zurückdenken. "Grata's Kinderstube", hier war einst der Acker, in dem die beliebte Grata-Kartoffel gezüchtet wurden, die erst vor etwa zehn Jahren vom Markt verschwand.

Und dann gibt es ja auch noch den Gedenkstein, gleich beim Abschlag auf Bahn eins. "Jann's Korner" ist darauf verewigt. Dort hat Johann-Heinrich "Jann" Steffens, das Familienoberhaupt, immer gestanden. Und er hat täglich verfolgt, wie seine Felder, auf denen seit Jahrhunderten mit viel Mühen und Plagen Getreide und Kartoffeln gesät, gepflanzt und geerntet wurden, zum gepflegten Areal für Golfspieler umgewandelt wurden. Weg von der Landwirtschaft hin zur modernen Feizeitgesellschaft.

Landwirt hatte der junge Jann Steffens gelernt, von Golf aber wusste er überhaupt nichts, als er Anfang der 60er-Jahre zum Lernen für ein Jahr nach Michigan in die USA ging. "Der Farmer in Amerika, bei dem ich mein Praktikum gemacht habe, hatte einen Bruder", erzählt der Senior, während wir auf der Terrasse des Golf-Restaurants Eysten bei einem Kaffee Platz genommen haben. Minna, die alte Hündin, hat sich vor den Füßen ihres Herrchens zusammengerollt und schläft ein wenig. "Und dieser Bruder", erzählt Jann Steffens weiter, "hatte eine Maschine entwickelt, mit der auf Ackerflächen die Steine eingesammelt wurden, damit dort Golfplätze angelegt werden konnten. Erst 20 Jahre später habe ich mich daran wieder erinnert."

Den Mühlenbetrieb, der 1235 als Außenstelle des St. Georg-Klosters in Stade erstmals erwähnt wurde, schloss die Familie schon 1964. Jahrhunderte lang war dort mit der Kraft des Deinster Mühlenbaches nicht nur Getreide, sondern auch Lohe, die getrocknete Eichenrinde für die Gerber, gemahlen worden. "Die Mönche hatten hier auch schon eine Karpfenzucht", erzählt der 73-jährige Landwirt mit dem Weitblick für neue Geschäfte. So begann auch Johann-Heinrich Steffens wieder mit einer Fischzucht im Mühlenteich.

In den 80er-Jahren war mit Landwirtschaft wenig zu verdienen

Zu der Fischzucht mit Angelteichen kam 1974 das Fischrestaurant. Als das am 28. Mai eingeweiht wurde, kam die freudigste Nachricht aus dem Krankenhaus in Stade. Die Mutter hatte dort Tim, ihr zweites Kind, zur Welt gebracht. Julia Steffens, die älteste der drei Geschwister, führt heute mit ihrem Mann das Restaurant und das Hotel. Als in den 80er-Jahren mit der Landwirtschaft kaum noch Geld zu verdienen war, erinnerte sich der Vater wieder an Amerika und den Boom im Golfsport dort.

"Als erstes haben wir unsere Stammgäste im Restaurant befragt, ob sie auch zum Golfen zu uns kommen würden", blickt der Senior auf das wohl größte Wagnis in seinem Leben zurück. "Im Umkreis von 30 Kilometern gab es damals keine andere Golfanlage. Als wir die Adressen von rund 500 Interessenten zusammen hatten, haben wir uns gesagt, dann lasst uns loslegen."

Wobei wir noch einmal auf die besonderen Namen der einzelnen Bahnen zurückkommen müssen. "Davids Wasserspiele", wer so weit gekommen ist, atmet tief durch. Es ist die letzte, die 18. Bahn, und sie erinnert an den Mann, der den Golfpark erdacht, geplant und konzipiert hat. Auch für den kanadischen Architekten David Kraus hieß es am Ende "alles ist Gut Deinster Mühle", wie das Markenzeichen des gesamten Familienunternehmens heute heißt. Für David Kraus war es die erste Golfanlage, die unter seiner Regie angelegt und 1994 eingeweiht wurde. Inzwischen hat er einen klangvollen Namen als Erbauer von Golfanlagen.

Die Spielbahnen sind harmonisch in die Landschaft integriert

Das Erste, was auf Gut Deinster Mühle jedem Spieler ins Auge fällt: Die Bahnen mit den Grüns, den Sandbunkern und kleinen Seen sind harmonisch in diese weitläufige Geestlandschaft integriert. Als zweites hat der Erbauer das oft extrem unterschiedliche Können der Spieler auf besondere Weise in Einklang gebracht. "Für starke Spieler sind Hindernisse so in die Bahnen eingebaut", erläutert Tim Steffens, "dass sie mit vollem Risiko versuchen können, gleich mit dem ersten Schlag die Bäume oder das Wasser zu überwinden. Nicht so sichere Spieler entscheiden sich gleich für zwei Schläge und haben so auch ihre Erfolgserlebnisse. Wichtig ist uns, das keiner unserer Klubspieler und unserer Gäste die Anlage frustriert verlässt."

Dazu muss eigentlich auch niemand mehr diesen einst so exklusiven Sport abhaken, weil er ihn zu teuer käme. "Golf spielen für einen Euro am Tag", heißt ein Angebot für die Swing-Golfschule. Für einen Jahresbeitrag von 365 Euro (ein Euro pro Tag) kann jeder so oft er will auf dem Vier-Löcher Golfcourse, auf der Driving Range und dem Puttinggrün spielen und trainieren.

Die Swing-Golfschule zählt 250 Mitglieder, der Golf-Club hat 630

Allein die Swing-Golfschule zählt rund 250 Mitglieder, der Golf-Club Deinster Mühle etwa 630. "Dazu kommen etwa 5000 Gäste im Jahr", sagt Geschäftsführer Tim Steffens. "Darunter sind viele aus Skandinavien, wo wir auch besonders für Deinste werben."

Vom ersten Tag an sozusagen liebt Elisabeth Brüggenwerth die Abschläge und die Märsche in der frühen Morgenstunde. Zwei, manchmal auch drei Mal in der Woche, trifft sich die inzwischen 79 Jahre alte Frau mit ihrem Golfpartner Jürgen Hakuba zum Spielen, der hier 1999 seine Platzreife erreichte. "Drei bis vier Stunden sind wir morgens unterwegs", erzählt der Mann, der in wenigen Tagen 69 Jahre alt wird. "Die Stille, die Frische, dazu die Hasen, Kaninchen und jetzt die Rehe mit ihren Jungen, die uns vom Rand aus zuschauen - Golf morgens um sieben, das ist etwas Wunderbares", schwärmt Jürgen Hakuba, "und wenn dann auch noch das schwarze Reh auftaucht und auf uns wie alte Bekannte reagiert, dann ist der Tag perfekt."

Am Sonnabend, 18. August, wird direkt beim Golfpark die zweite Driving Range mit neuen Übungsgrüns auf dem Gut Deinster Mühle eröffnet.