Buxtehude. Autos raus aus den Innenstädten - das ist derzeit eine oft gehörte Forderung, bei der es immer wieder auch um „Klimaschutz“ geht. Im Hamburger Stadtteil Ottensen läuft dazu gerade ein — allerdings umstrittener — Feldversuch und auch in der Hansestadt Buxtehude gibt es jetzt ziemlich konkrete Überlegungen, zumindest aus der engen Altstadt den Pkw-Verkehr herauszuhalten. Aber auch die zentrale und immerhin etwa ein Kilometer lange Bahnhofstraße zwischen Bahnhof und Altstadt könnte in absehbarer Zeit nicht mehr wie derzeit vom dichten Autoverkehr beherrscht sein. Hier wird unter anderem im Rat diskutiert, ob man dort eine Fahrradstraße einrichten könnte.
Forderung für mehr Außengastronomie
Zuletzt hatten die zahlreichen Gastwirte rund um die Ausgehmeile am zentralen Fleth das Thema auf die Tagesordnung gebracht: Sie fordern an der historischen Hafenanlage eine möglichst autofreie Zone und dafür mehr Außengastronomie. Und weil das Thema seit Jahren schon immer einmal wieder aufploppt, hat die Stadt nun ein Planerbüro mit einer Studie dazu beauftragt, um für die gesamte Altstadt ein Verkehrskonzept entwickeln zu können.
Zum Teil mit Videokameras hatten die Gutachter im Sommer nun die Verkehrsströme untersucht und festgestellt, dass immerhin 3000 Kfz täglich in die engen Straßen der Altstadt einfahren. Die Buxtehuder Altstadt sei eben zweifellos ein „wichtiges Nahversorgungszentrum für Buxtehude und die Region“, heißt es in dem Gutachten dazu.
Im Ergebnis schlagen die Verkehrsplaner nun drei Varianten vor, wie Buxtehude vorgehen könnte: Variante 1: Dabei wird an der Kirche nur die Abtstraße autofrei - auch dort gibt es an dem historischen Pflaster viel Gastronomie, zudem würde der Verkehr dann kaum noch durch den dortigen Teil der Altstadt fließen. Variante 2 sieht ein weitgehend autofreies Ostfleth vor, eben jenen Teil des zentralen Fleths, der längst ein gastronomischer Hotspot der Stadt ist.
Altstadt könnte komplett „autoarm“ werden
Variante 3 geht am weitesten: Dabei soll nahezu die gesamte Altstadt “autoarm“ werden. Neben der schon vorhandenen Fußgängerzone würden dann auch die meisten der kleinen Straßen gesperrt, sollen aber für Anwohner und Anlieferer offen bleiben.
Besonders von CDU und SPD gab es dazu aber auch einige Bedenken, schließlich müsse die Altstadt auch für die vielen kleinen Geschäfte, Arztpraxen und das Hotel erreichbar bleiben, hieß es. Man müsse bei dem Thema die Anwohner „mitnehmen“, sagte etwa SPD-Fraktionschefin Astrid Bade. Von einem „hochsensiblen Bereich“, sprach indes CDU-Fraktionschefin Arnhild Biesenbach. Es gebe dort nicht nur die Interessen der Gastronomie, eine Lösung für alle zu finden, sei nicht so einfach, glaubt sie.
„Fridays-for-Future“ schaltet sich ein
Die Sprecherin der Buxtehuder Friday-for-Future-Bewegung, Marlene Kosin, die als nichtstimmberechtigte Beisitzerin der Grünen im Ausschuss sprechen konnte, mahnte hingegen mehr Eile an. Es gehe hier um die Zukunft, sagte sie. Und die Zukunft der Innenstädte sei mit Blick auf Klimaschutz und Lebensqualität eindeutig autofrei. Am Ende einigte man sich im Ausschuss aber darauf, dass die drei Varianten nun mit den Bürgern und Anwohnern weiter besprochen werden sollen. Mit anderen Worten: einen endgültigen Beschluss gibt es noch nicht, die Stadt dürfte aber auf dem Weg zu einer zumindest teilweisen autofreien Innenstadt sein.
Bahnhofstraße soll Fahrradstraße werden
Offen ist dabei auch noch das künftige Erscheinungsbild der Bahnhofstraße. Es gab dazu aus der Buxtehude Kommunalpolitik etliche Anträge, um den Verkehr dort neu zu regeln und die Attraktivität zu steigen. Die Grünen hatten beispielsweise gefordert, zunächst probeweise eine Fahrradstraße einzurichten, und die SPD schlug dort eine größere Fußgängerzone vor. Wie auch immer: als autogerechte Innenstadt-Magistrale dürfte die Bahnhofstraße auch keine Zukunft mehr haben. Buxtehudes Stadtbaurat Michael Nyveld verwies aber auch auf viele Umbauten dort hin - so wird wie berichtet der zentrale Bau der Sparkasse im nächsten Jahr schon abgerissen und neu gebaut. Im November kommen zudem Vertreter von Stadt und der Bahn AG zusammen, um über die Zukunft des maroden Buxtehuder Bahnhofs zu beraten. Am Ende könnte die Stadt das alte Backsteingebäude kaufen und direkt am Beginn der Bahnhofstraße könnte eine neue Bahnhofssituation entstehen.
Weil vieles eben im Umbruch sei, schlug die Verwaltung vor, für diese Straße ebenfalls zunächst ein Gesamtkonzept zu entwickeln, bevor man weiter plant. Doch auch das geht den Grünen zu langsam. „Wir haben seit 2013 ein Radverkehrskonzept, das auch die Bahnhofstraße umfasst, es wird endlich Zeit, dass sich dort etwas ändert“, so der Grünen-Politiker Ulrich Felgentreu.
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