Appell der Arbeitsagentur Lüneburg-Uelzen. Bilanz vorgelegt. Zahl der Schulabgänger steigt im kommenden Jahr weiter

Winsen/Lüneburg. Im Landkreis Harburg fehlen Ausbildungsplätze. Das geht aus der Bilanz der Arbeitsagentur Lüneburg-Uelzen hervor, zu der der Landkreis zählt. Den 1984 Bewerbern, die sich zwischen dem 30. September 2013 und dem 1. Oktober 2014 bei der Agentur gemeldet hatten, konnte die Agentur 942 Lehrstellen anbieten. Das entspricht rechnerisch weniger als einem halben Ausbildungsplatz pro Kopf. „Wir appellieren an die Unternehmen, mehr Ausbildungsplätze bereit zu stellen und sie uns zu melden“, sagt Inge Schlote, die Bereichsleiterin für Berufsberatung der Agentur.

Bislang weichen viele Jugendliche nach Hamburg aus. „Dort bewerben sich vor allem Jugendliche, deren Wohnort nördlich von Buchholz liegen“, weiß Agentur-Teamleiterin Franziska Bürgermeister. Für eine Lehrstelle nehmen sie den längeren Anfahrtsweg in Kauf. Zudem kann sich die Auswahl in der Hansestadt sehen lassen: Auf 9221 Bewerber, die sich bei der Agentur gemeldet hatten, kamen im vergangenen Ausbildungsjahr 9698 Lehrstellen. Damit bietet die Hansestadt mehr als eine Stelle pro Kopf statt weniger als eine halbe im Landkreis. „Unser Ziel ist es aber, jungen Leuten eine Ausbildung in der Region anbieten zu können“, sagt Schlote. „Denn das stärkt die Wirtschaft im Kreis.“

Insgesamt brachte die Arbeitsagentur im gerade abgelaufenen Ausbildungsjahr 825 junge Menschen in eine Lehrstelle, 382 wechselten nach ihrem Abschluss auf eine weiterführende Schule und 57 erhielten eine Förderung, um sich noch besser auf einen Ausbildungsplatz vorbereiten zu können. Die Zahlen der Agentur decken dabei nicht den gesamten Ausbildungsmarkt ab, da nicht alle Arbeitgeber und nicht alle Schulabgänger den Service der Arbeitsvermittlung in Anspruch nehmen. So haben sich mehrere hundert Interessenten im Anschluss an die Beratung selbstständig Ausbildungsplätze gesucht.

Klar ist: Die Entwicklung bei den Schulabgängern wird sich im Landkreis nicht entspannen. Denn aufgrund der ausgebauten Schul-Infrastruktur, in die in den vergangenen zehn Jahren rund 100 Millionen Euro geflossen sind, werden im kommenden Jahr weiter mehr junge Leute ihre Schule im Landkreis abschließen. Ihre Zahl dürfte 2015 bei deutlich mehr als 2600 liegen. 2013 – neuere Zahlen liegen nicht vor – waren es 2543 Abgänger.

Um Firmen und junge Menschen zusammen zu bringen, wird es am 21. Februar in der Empore in Buchholz eine Berufsmesse für alle Branchen geben. Sie wird außer von der Arbeitsagentur vom Jobcenter organisiert, vom dem vor allem Langzeitarbeitslose betreut werden. Besonders begehrt sind derzeit kaufmännische Ausbildungen. Dahinter rangieren die Kfz-Mechatroniker und nach den Fachlageristen auch noch der Tischlerberuf. Solche Lehrstellen lassen sich im Landkreis auch finden. Doch noch immer gibt es zu wenig Personal für die Pflegeberufe: eine Misere, die zuletzt auch Thema einer Messe im Winsener Kreishaus für Pflegeberufe war. Auch das Handwerk sucht Interessenten sowie Hotels, Gaststätten und in der Nordheide auch die Tourismus-Branche. „Flexible Arbeitszeiten abends und an den Wochenenden sollten dabei nicht gleich abschrecken“, sagt Schlote. „Sie gibt es heute in fast jeder Branche. Mit ihr müssen die Belegschaften leben“.

Mit der Koordinierungsstelle Berufsorientierung (Kobo) in Hannover bieten die Arbeitsagentur und das niedersächsische Kultusministerium Schulen seit August 2011 zudem eine Möglichkeit, Jugendliche auf ihre künftigen Berufe vorzubereiten. „Von dort können Spezialisten für Berufe oder auch Branchen an die Schulen kommen, um dort zu informieren“, sagt Schlote. Dies ist kostenlos und bedeutet für die Lehrer keine zusätzlichen Vorbereitungen. Welche Informationen von der ersten Orientierung, über die Berufswahl bis hin zur Bewerbung gewünscht werden, hat die Kobo für ihr Angebot selbst ermittelt.

Jetzt stehen die Konzepte und die Beratung lässt sich über das Internet (www.kobo-online.de) bei der Koordinierungsstelle abrufen.