Harburger Krankenhaus wächst deutlich. Medizin- und Pflegeberufe boomen. Gesamt-Arbeitslosigkeit im Bezirk sinkt im August leicht

Harburg. Sie wollte schon als Jugendliche Krankenschwester werden und hatte nach der Mittleren Reife ein Freiwilliges Soziales Jahr im Krankenhaus Aurich absolviert. Nach dem Fachabitur in ihrer ostfriesischen Heimat machte Sinah Ferdinand dann Ernst, bewarb sich beim Krankenhauskonzern Asklepios und wechselte für die Ausbildung nach Harburg. „Ich wollte in eine größere Stadt und in eine Einrichtung, in der es gute Chancen für eine umfangreiche Weiterbildung gibt“, erklärt sie ihren Wechsel in die Hansestadt. Jetzt steht sie kurz vor der abschließenden Prüfung im April 2015 und kann fest damit rechnen, nach der Lehre übernommen zu werden. Gute Aussichten also. „Schon meine Eltern fanden damals, es sei eine gute Wahl Krankenschwester zu werden“, sagt die 23-Jährige.

Die Einschätzung hat sich als richtig erwiesen. Denn die Chancen in dem Beruf sind allemal gut, Gesundheit gilt als Boombranche. Schon allein bei Asklepios in Harburg sind derzeit mehr als 20 Stellen für Ärzte, Pflege- und Fachpersonal zu vergeben. Bei der Arbeitsagentur in Harburg summiert sich der Bedarf aktuell auf 70 gemeldete Arbeitsplätze. Gesucht werden neben Pflegern auch Physiotherapeuten, Zahntechniker, Logopäden und sogar zwei Fachärzte und ein Zahnarzt. Die Berufe im Gesundheitswesen gehören damit neben den Fluggerätemechanikern, Elektronikern, Berufskraftfahrern, Bürokräften und Einkäufern auch im Hamburger Süden zu den meistgesuchten. Insgesamt waren im August im Bereich Harburg 1199 freie Stellen gemeldet. Allerdings sind dies 44 weniger als im Juli, ein leichter Rückgang.

Asklepios dagegen will in den kommenden Monaten die Belegschaft weiter ausbauen. Bis Ende 2015 sollen 100 Stellen besetzt sein. „Dabei handelt es sich ebenfalls um neue, also zusätzliche Stellen, denn die Klinik weitet ihr medizinisches Leistungsangebot, vor allem im Zuge der Eröffnung des Neubaus Haus 1, kontinuierlich weiter aus“, sagt Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz. Allein das Beatmungszentrum braucht mit dem Ausbau zusätzlich etwa 40 qualifizierte Mitarbeiter.

So gab es auf dem Arbeitsmarkt im Bezirk im August sogar eine leichte Entspannung. Das steht im Gegensatz zur Entwicklung im Landkreis Harburg (siehe Artikel rechts). Im Bezirk verbesserte sich die Lage dabei trotz der Sommerpause, in der die Firmen zumeist noch nicht über die Übernahme neuer Mitarbeiter entscheiden. So ist die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte auf 9,7 Prozent gesunken. Die Zahl der Menschen ohne Job ging um 147 auf 7838 zurück. Mit der Quote liegt der Bezirk aber weiter auf dem vorletzten Platz unter den sieben Bezirken der Hansestadt. Nur der Bezirk Mitte hatte im August mit 10,2 Prozent eine noch höhere Arbeitslosenquote.

Die Arbeitsagentur will nun die Suche nach Fachkräften und Auszubildenden auch in der Logistik intensivieren. Dazu ist am 2. September zum zweiten Mal eine Logistik-Jobbörse in der BallinStadt geplant. Dort werden vom Arbeitgeber-Service der Agentur sowie von 28 Unternehmen mehr als 700 Logistikjobs angeboten. Im Mittelpunkt der Börse, die von zehn bis 15 Uhr am Veddeler Bogen 2 geplant ist, stehen dabei der Hamburger Hafen und der Flughafen, wo neues Personal gesucht wird. „Ziel der Jobbörse ist es, die freien Stellen schnellstmöglich zu besetzen. Gleichzeitig erhalten die Besucher alle wichtigen Informationen zum Arbeitsmarkt, der Berufsausbildung und einer Weiterbildung in dieser Branche,“ sagt der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Sönke Fock.

Im Gesundheitswesen gilt der Krankenhauskonzern Asklepios als größter Ausbilder in Hamburg. Derzeit sind dort insgesamt 1400 Jugendliche in der Ausbildung. Das Krankenhaus in Harburg sucht neben den Krankenpflegern, bei denen jährlich 40 Lehrstellen zu besetzen sind, auch Operationstechnische Assistenten, Medizinische Fachangestellte und Kaufmänner im Gesundheitswesen.

Sinah Ferdinand will nach ihrer Prüfung zunächst ein bis zwei Jahre arbeiten und sich dann zur Anästhesie- und Intensiv-Krankenschwester weiterbilden. Das lässt sich über zwei Jahre hinweg berufsbegleitend schaffen.

Schon mit der Übernahme wird sich ihr Gehalt von derzeit 1100 Euro brutto auf knapp 2300 Euro steigern. Die Zulagen für Schichtdienst, Spät- und Wochenenddienste noch nicht eingerechnet. Auf der Intensivstation, wo ebenfalls Schwestern gesucht sind, würde sich ihr Verdienst weiter erhöhen. Die junge Frau ist jedenfalls überzeugt: „Ich habe die richtige Entscheidung getroffen.“