Oberschule Rosengarten nimmt am EU-Programm Comenius teil. Eine Auswahl von Schülern darf in vier Partnerländer reisen

Rosengarten-Nenndorf. Noch vor anderthalb Jahren war die befürchtete Schließung Gesprächsstoff Nummer eins an der Oberschule Rosengarten, jetzt ist es Europa. Die Oberschule Rosengarten nimmt am internationalen Programm Comenius teil. Das Projekt läuft unter der Überschrift „Leben und Arbeiten in Europa“ und ist Teil des EU-Programms für lebenslanges Lernen. Es soll den Schülern den Blick für die europäischen Nachbarn, deren Kultur, Sprache und Werte öffnen. Letztlich verfolgt es das Ziel, dass die jungen Menschen den europäischen Arbeitsmarkt für sich entdecken.

Deshalb war nun Europa zu Gast in der Nenndorfer Schule. Die Lehrer der beteiligten Partnerländer Belgien, Großbritannien, Spanien und Italien kamen mit der Projektkoordinatorin Nina Schimkat zusammen, um das Projekt einzufädeln.

Die Schüler erfahren, wie ihre Nachbarn wohnen, essen und arbeiten

Aus jedem Land nehmen vier bis sechs Schüler an dem Programm teil. Das heißt für sie vor allem: Sie reisen in den nächsten zwei Jahren durch Europa. Der erste Termin steht bereits: Vom 10. März bis 15. März geht es nach Rom. Danach noch nach London, Granada und Brüssel. Während ihres Aufenthalts arbeiten die Schüler eng mit den anderen Jugendlichen aus den Partnerländern zusammen. Sie erfahren, wie ihre europäischen Nachbarn wohnen, essen, arbeiten, da sie ausschließlich bei Gastfamilien untergebracht sind. Für den Aufenthalt in Rom steht bereits jetzt fest, dass die Schüler mehrere Firmen besuchen. In London bekommen sie einen Einblick in eine Universität.

Im Vorwege bereiten die beteiligten Lehrer einen „Survival Kid“ für die Schüler mit den wichtigsten Sätzen und Redewendungen der einzelnen Länder vor. Auch ein Rezeptbuch mit typischen Gerichten der unterschiedlichen Länder wollen die Lehrer den Jugendlichen mit auf den Weg geben.

Für das Projekt bekommt die Oberschule Rosengarten über zwei Jahre verteilt 22.000 Euro. Von dem Geld werden im Wesentlichen die Flüge und die Übernachtungen bezahlt. In diesen Tagen werden die Schüler, die reisen dürfen, ausgewählt. Dabei kommt es Nina Schimkat, Organisatorin des Projekts und Lehrerin an der Oberschule Rosengarten, vor allem darauf an, aus welcher Motivation heraus sich die Schüler bewerben. Geht es ihnen nur um den Spaß und das Reisen? Oder sind sie wissbegierig, wollen sie etwas über andere Länder und ihre Besonderheiten lernen?

Nicht nur die Einser- und Zweier-Kandidaten zählen zu den Privilegierten, die am Projekt teilnehmen können. Es können auch Hauptschüler die anderen Länder erkunden. „Es geht nicht um die Qualität ihrer englischen Sprache, sondern darum, ob sie ernste Absichten haben, ob sie wirklich etwas zum Projekt beitragen wollen“, sagt Nina Schimkat.

Comenius ist nur eines von vielen Projekten, die die kommissarische Schulleiterin Marthe Pünjer gemeinsam mit ihrem Team derzeit anschiebt. Die Einrichtung soll darüber hinaus zur MINT-Schule werden. Die Bewerbung ist eingereicht, in der Hoffnung bald als MINT-Schule ausgezeichnet zu werden. Diesen Titel verdienen sich nur Einrichtungen, die sich mehr als andere in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik engagieren. „Wir machen alles Mögliche, was wir können“, sagt Marthe Pünjer.

Denn der Schock über das befürchtete Ende der Schule sitzt immer noch tief: Die Schulvertreter und ganz besonders Stefan Rüttinger, Vorsitzender der Elterninitiative Rosengarten, hatten lange dafür gekämpft, dass Rosengarten zum Standort für eine Integrierte Gesamtschule (IGS) im Landkreis Harburg wird. Doch nachdem die Politik sich stattdessen für Hittfeld als IGS-Standort entschied, glaubten viele, dass es die Oberschule Rosengarten bald nicht mehr geben wird.

Die Oberschule entschied sich für Plan B, einen gymnasialen Zweig an der Schule einzurichten. Seit diesem Sommer werden also Haupt- und Realschüler sowie Gymnasiasten gemeinsam unterrichtet. Eltern von fünf Kindern mit Gymnasialempfehlung haben ihre Kinder an der Nenndorfer Schule angemeldet. Zehn weitere Kinder werden auf Wunsch ihrer Mütter und Väter nach dem Curriculum eines Gymnasiums unterrichtet.

Marthe Pünjer ist zuversichtlich, dass sich die Schule auf eine Zweizügigkeit einpendeln wird. Das heißt, pro Jahrgang gibt es zwei Klassen. Sie kämpft aber noch mit dem unbekannten Titel Oberschule. Eine Integrierte Gesamtschule (IGS) ist fast jedem ein Begriff. Doch viele wissen nicht, was sich hinter einer Oberschule verbirgt. „Wer eine IGS bekommt, jubelt, aber keiner schreit ,Juchhu, wir haben eine Oberschule’“, sagt Marthe Pünjer. Dabei ähnelt das Konzept der Oberschule Rosengarten dem an Integrierten Gesamtschulen.

An beiden Schulen unterrichten die Lehrer integrativ. Lediglich in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik werden die Schüler an der Oberschule Rosengarten in Kurse eingeteilt. Allerdings müssen Oberschulen Noten vergeben, während den IGS die Wahl der Notenvergabe überlassen wird.

Der Vorteil der Oberschule Rosengarten ist ihre Überschaubarkeit. 290 Schüler besuchen die Einrichtung. An den Gesamtschulen in Buchholz und Hittfeld sind es mindestens doppelt so viele Kinder. „Wir sind eine kleine IGS“, sagt Marthe Pünjer. Die Frau, die erst vor einigen Monaten kommissarische Leiterin der Schule wurde, ist es gewohnt, dass sich viele Augen auf ihre Schule richten. Eltern und der Landkreis stellen die Schule wegen ihrer geringen Größe immer wieder auf den Prüfstand. Schon allein deshalb setzt sie auf Qualität. Die internationale Ausrichtung der Schule mit Hilfe von Comenius soll nur der Anfang sein.