Das spektakuläre Elbstrandrennen auf der Elbinsel Krautsand ist Geschichte. Die bürokratische Hürden seien unüberwindbar geworden, so die Organisatoren. Auch der technische Aufwand war immens.

Drochtersen/Krautsand. Das Krautsander Elbstrandrennen mit temperamentvollen Trabern und Volksfeststimmung vor einmalig beeindruckender Elb-Kulisse ist endgültig nur noch Geschichte. Der Organisatoren-Verein des sportlich unterhaltsamen Großereignisses, das weit über die Elbinsel Krautsand berühmt war, hat sich nach einem Mehrheitsbeschluss aufgelöst. Dieter Baukloh, ehemaliger Vorsitzender des Vereins für Pferderennen am Krautsander Elbstrand, sagte im Gespräch mit dem Abendblatt, warum es vorerst keine Neuauflage des Events geben wird.

"Zum einen ist der Pachtvertrag mit dem Eigentümer des Veranstaltungsareals abgelaufen, zum anderen türmten sich zunehmend bürokratische Hürden, die wir als kleiner Verein mit 30 Mitgliedern nicht mehr nehmen konnten", so Baukloh.

Riesig sei allein der technische Aufwand jedes Jahr gewesen, die Rennstrecke direkt am Elbstrand unter allen Sicherheitsaspekten herzurichten, sagt der 68-Jährige aus Drochtersen. Unmengen an Sand mussten mit schwerem Gerät zu einer Rennpiste glattgeschoben werden. "Zudem fürchtete der Eigentümer der Flächen, Johann Dralle, dass dieses Sandschieben den Baumbestand, vornehmlich Pappeln, gefährdet und die Bäume bei Hochwasser umstürzen könnten", beschreibt Baukloh die Situation. Der Eigentümer wolle das Grüngelände zwischen Deich und Elbstrand künftig als Obstplantage nutzen, somit hätte auch ein neues Areal für das Rennen gefunden werden müssen, so der ehemalige Vorsitzende des Rennvereins.

"All das waren Umstände, die neben bürokratischen Hürden letztlich das Unterfangen immer mehr komplizierten", sagt Baukloh. Auflagen des Niedersächsischen Sozialministeriums, das ein Jugendschutzprogramm gegen Wettsucht forderte, Genehmigungen des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), Vorgaben der Kreishygienebehörde, technische Voraussetzungen wie etwa bundesweite Telefonverbindungen für die Wettbüros und vieles mehr habe eine Aufgabenfülle auferlegt, die der kleine Drochterser Verein trotz aller Unterstützung von der Gemeinde und einigen Sponsoren, nicht mehr bewältigen konnte. "Fast ein ganzes Jahr waren wir mit den Vorbereitungen befasst, die sechs Monate vor dem Rennen waren eine richtig heiße Phase, um Rennverbände, Fahrer und Sponsoren zu gewinnen", sagt Baukloh. Letztlich habe auch eine jüngere Verstärkung im Verein gefehlt, die den "alten Vorstand" entlastet hätte. So hat sich nun der Verein, der 20 Jahre bestand und 18 Rennen organisierte, aufgelöst. Ob es je eine Neuauflage des Elbstrandrennens geben wird, stehe momentan in den Sternen.

"Das ist sehr schade für Drochtersen und Krautsand. Was bleibt, sind die schönen Erinnerungen vor allem an den letzten Renntag 2012, bei dem vom Wetter bis zu den Wetten alles stimmte", sagt Baukloh rückblickend. Unvergessen bleiben der Hutwettbewerb für die Damen, der einen Hauch von Ascot an die Elbe wehte und die packenden Traberwettbewerbe als sportliche Höhepunkte.

Auch Drochtersens Bürgermeister Hans-Wilhelm Bösch (CDU) bedauert, dass diese "professionelle und tolle Veranstaltung", die prominente Gäste, Pferdeenthusiasten und Schaulustige anzog, nicht mehr in seiner Gemeinde stattfinden kann. "Ich muss das akzeptieren, das Risiko und der Aufwand waren für den kleinen Verein immens. Auch dass im Vorstand nur Senioren aktiv waren, weil der Nachwuchs fehlte, spielt wohl eine Rolle", sagt Bösch.

Und Bürgermeister Bösch lobt die "großartige Organisation und Arbeit", die überwiegend auf den Schultern des Ehepaares Baukloh und Georg von Borstels lagen. "Die haben das hervorragend gemacht, dafür bin ich ihnen sehr dankbar."

Auch wenn der Wunsch nach einem neuen Rennplatz noch besteht, so müsse er auch realistisch sein und klarstellen, dass die Gemeinde Drochtersen dafür kaum Geld in die Hand nehmen könne, so Bösch. Anfangs habe man rund 4000 Zuschauer beim Elbstrandrennen gehabt, in den letzten Jahren kamen nur noch etwa 1000 Besucher - selbst bei gutem Wetter. Da stünden Aufwand und Nutzen nicht im angemessenen Verhältnis.

Nach der Auflösung des Vereins wird dessen Restvermögen von rund 8000 Euro treuhänderisch zwei Jahre von der Gemeinde verwaltet, für den Fall, dass es doch noch Leute gibt, die eine Neuauflage des Elbstrandrennens in Angriff nehmen wollen, so Bösch. Sollte dies nicht der Fall sein, werde die Summe gemäß der Vereinssatzung dem Sport in Drochtersen zugute kommen.