Verein für Pferderennen am Krautsander Elbstrand zieht Konsequenzen aus fehlenden Rahmenbedingungen.

Krautsand. Aus und vorbei. Das Elbstrandrennen auf Krautsand gehört der Vergangenheit an. Nach 20 Jahren und 18 Veranstaltungen zieht der Verein für Pferderennen am Krautsander Elbstrand einen Schlussstrich. Das für den 2. Juni 2013 geplante 19. Trabrennen wird es nicht mehr geben. "Wir müssen eine tolle und einmalige Veranstaltung begraben", sagt Bürgermeister Hans-Wilhelm Bösch bei der Verkündung der Hiobsbotschaft im Rathaus Drochtersen. "Das finanzielle Risiko ist einfach zu groß", ergänzen Dieter Baukloh und Georg von Borstel, die beiden Vorsitzenden des kleinen Vereins.

In ihren Gesichtern ist Enttäuschung, Wut und Trauer zu lesen. "Die Rahmenbedingungen stimmen einfach nicht mehr", sagt der Vereinschef. Bei der Jahreshauptversammlung im März soll entschieden werden, was mit dem Verein passiert. Vermutlich wird er aufgelöst. Die Gründe für das Ende der ungewöhnlichen Pferderennen an der Elbe sind vielfältig.

Entscheidend für den Schlussstrich aber ist das Verbot der Sandaufschüttungen. Die umfangreichen, bisher geduldeten Sandschiebearbeiten sind nicht mehr gestattet. Der Grundstückseigner Johann Dralle fürchtet um den Pappelbestand in unmittelbarer Nähe des Strandes. Außerdem plant er in den nächsten Jahren den Bau einer Obstplantage auf der Grünfläche, die beim Elbstrandrennen bisher als Sattelplatz benutzt wurde. "Wenn wir den Strand nicht mit Sand auffüllen, können wir nicht fahren", erklärt Dieter Baukloh. Das Geläuf ist durch Ebbe und Flut ohnehin viel zu weich. In Traberkreisen wird schon von leichten Damen gesprochen, die regelmäßig die Preisgelder einfahren. Im Vorjahr erkämpfte sich Debütantin Laura Giebel aus Lamstedt mit drei Siegen und weiteren guten Platzierungen den Titel "Traberkönigin von Krautsand". Je leichter der Fahrer im Sulky ist, desto besser kann er im tiefen und weichen Geläuf fahren.

Dieter Baukloh und Georg von Borstel nennen weitere Gründe, warum das Risiko für den nur 30 Mitglieder zählenden Verein mit einem Vereinsguthaben von 5000 Euro zu hoch ist. Sponsoreneinnahmen und Zuschauerzahlen sind rückläufig. Ein Reeder aus Kehdingen ist als Hauptgeldgeber weggefallen, beim 18. Trabrennen 2012 wurden gerade einmal 1000 zahlende Zuschauer registriert.

Die glorreichen Zeiten aus den Anfängen des Elbstrandrennens sind längst vorbei. Bis zu 5000 Zuschauer lockte die Veranstaltung an, die 1994 Premiere feierte. Die norddeutsche Trabrennelite ist immer gern ins Kehdinger Land gekommen und hat auf Krautsand angespannt. Das besondere Flair mit der maritimen Atmosphäre hat Krautsand einmal im Jahr zum touristischen Anziehungspunkt gemacht. Die Trabrennen mussten schnell abgewickelt werden. Wegen Ebbe und Flut war das Zeitfenster nur für ein paar Stunden geöffnet. Kaum war das letzte Rennen beendet, versank das gut 400 Meter lange Geläuf wieder in den Fluten der Elbe. Die Zuschauer genossen den Anblick: vorn die vorbeitrabenden Pferde mit den Sulkys und in der Ferne die vorbeiziehenden Schiffe stromauf- und -abwärts. Einmalig!

Aber auch die Bürokratie sorgt bei den Organisatoren für Unmut. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium genehmigt solche Veranstaltungen nur noch, wenn ein Sozialkonzept gegen Spielsucht nachgewiesen wird. "Dazu sind wir nicht in der Lage", stellt Baukloh klar. Auf Pferdewetten könne der Verein aber nicht verzichten, weil dann niemand mehr kommt. Mehrkosten hätte auch die Errichtung einer festen Telefonstandleitung bedeutet, die der Traberverband wegen möglicher Außenwetten vorschreibt.

Einer der wichtigsten Gründe für das Ende des traditionsreichen Elbstrandrennens ist das fehlende ehrenamtliche Engagement. "Helfer halten immer mehr die Hand auf", sagt Georg von Borstel, "es gibt nur noch wenige Leute, die freiwillig anpacken." Die beiden Vorsitzenden Dieter Baukloh, 68, und Georg von Borstel, 69, sehen sich nicht mehr in der Lage, die schweren körperlichen Arbeiten beim Auf- und Abbau des Geläufs vor und nach dem Rennen zu leisten. Aus Altersgründen wollten sie eigentlich bei der Jahreshauptversammlung ihre Ämter in jüngere Hände legen - Nachfolger sind aber nicht in Sicht.

Drochtersens Bürgermeister Hans-Wilhelm Bösch bedauert die Entscheidung. "Damit geht ein touristischer Anziehungspunkt für Kehdingen verloren", sagt er.