Die Produktionsfirma der ARD-Serie sucht neue Hallen für Dreharbeiten. Bei der Feier zur 1500. Folge war die Ungewissheit nicht nur bei den Fans spürbar.

Lüneburg. Auch nach der geplanten Verlängerung um weitere 400 Folgen muss die Stadt Lüneburg weiter um die Fernsehserie "Rote Rosen" bangen: Die Hoffnungen der Produktionsfirma, doch an ihrem Standort bleiben zu können, sind geplatzt. Und eine Alternative ist noch nicht gefunden. Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor fordert jetzt finanzielle und organisatorische Hilfe bei dem ungewollten Umzug.

"Wir hätten gern ein bisschen Unterstützung", sagte Marmor am Rande der Feier zur 1500. Folge am Freitagabend in Lüneburg. "Die Serie ist ohne jeden Zweifel ein Werbefaktor für Lüneburg. Ich hoffe, dass man uns hilft." Als Adressat seiner Bitte kommt neben Stadtverwaltung und Wirtschaftsförderung auch die niedersächsische Filmfördergesellschaft Nordmedia in Frage, die insgesamt bereits 4,7 Millionen Euro in die Produktion gesteckt hat. Hinter Nordmedia stecken der NDR und das Land Niedersachsen.

Rund 4,5 Millionen Euro hat es 2006 gekostet, die ehemaligen Hallen von Konica-Minolta im Gewerbegebiet Hafen zum Fernsehstudio umzubauen. Ein Teil des Geldes wird wohl Ende Juni nächsten Jahres auf dem Sperrmüll landen. Denn die Kulissen können nicht einfach zersägt und wieder aufgebaut werden, wie am Freitag deutlich wurde: Sie müssen an anderer Stelle komplett neu errichtet werden.

Damit ein Umzug im laufenden Betrieb möglich ist - die Serienwerft GmbH produziert pro Werktag eine komplette Folge -, muss ab Anfang 2014 ein zweites Studio aufgebaut werden, das genauso ausgestattet ist wie das bestehende.

Noch nach einem Gespräch zwischen Oberbürgermeister Ulrich Mädge und dem Vermieter hatten die Fernsehleute bis vor kurzem offensichtlich Hoffnung, doch an ihrem gewohnten Ort bleiben zu können. "Wir waren bereit, selbst ins Risiko zu gehen und einen Zehnjahres-Mietvertrag abzuschließen", sagte Produzent Emmo Lempert. Obwohl die Existenz der Serie derzeit "nur" bis 2017 sicher ist - was für eine Telenovela bereits einen ungewöhnlich langen Zeitraum darstellt und als großer Vertrauensbeweis der ARD in die Serie zu werten ist.

Doch der Versandhändler Stefan Deerberg, Hauptmieter der Hallen, wolle das Gebäude künftig selbst nutzen und keinen weiteren Untermietvertrag mit den "Roten Rosen" abschließen. Entsprechende Signale in diese Richtung habe es in der Vergangenheit keine gegeben, sagten die Studiovertreter auf Nachfrage, entsprechend überraschend war die Nachricht für sie. Etwa 7000 Quadratmeter braucht die Produktionsfirma, bis Ende Juni wollen die Verantwortlichen eine Entscheidung über den zukünftigen Produktionsort treffen.

Ein Umzug stelle eine "große Zäsur" dar, machte Lempert deutlich, "wir sind darüber nicht glücklich. Aber die Zuschauer werden davon nichts mitbekommen." Auch die "Liebe zu Lüneburg" werde darunter nicht leiden. Mit dem Verhältnis zur Stadt und der guten Zusammenarbeit mit dem Oberbürgermeister habe das nichts zu tun.

Ob die Serie weiter in Lüneburg produziert wird, ist allerdings offen. "Wir suchen perfekte Arbeitsbedingungen", sagte Emmo Lempert, "müssen aber auch wirtschaftlich arbeiten." Zwar sei Lüneburg weiter die erste Wahl, so Lempert: "Wir sind Lüneburger." Gleichzeitig müssten alle Optionen geprüft werden - und dazu zählt neben dem Neubau durch einen Investor auch die Nutzung der vorhandenen Hallen der Studio Hamburg Gruppe in Hamburg. "Es gibt keine Denkverbote", so Lempert.

Zieht die Produktion weg, verliert Lüneburg laut Wirtschaftsförderungsgesellschaft pro Staffel etwa 1,3 Millionen Euro an Wertschöpfung und 150 Arbeitsplätze. Zudem ist etwa ein Drittel des Teams bereits in die Stadt gezogen, und der Tag der offenen Tür lockt jährlich Tausende Besucher.

Mit der Verortung der Serie selbst werde ein Wegzug allerdings nichts zu tun haben, betonte die Redaktionsleiterin Angelika Paetow: "Sie darf nicht auf einmal anders aussehen. Das Rosenhaus steht in Lüneburg." An der inhaltlichen Struktur werde sich durch einen Umzug nichts ändern. Im Klartext: Außenaufnahmen werden weiter in der Stadt gedreht. Dass die je nach Distanz zum Studio aufwendiger, schwieriger zu planen, kostspieliger und in letzter Konsequenz vermutlich seltener werden, ist jedoch anzunehmen.