Während die Nordheidestadt ein Signal für mehr Fahrradfreundlichkeit setzt, schaut der Bezirk Harburg beim StadtRAD in die Röhre.

Buchholz/Harburg. Was für Hamburg das Leihsystem StadtRAD ist, soll für Buchholz das City-Bike werden. Das Autohaus Köhnke bietet ab sofort einen E-Bike-Verleih an, bei dem Bürger und Touristen für 15 Euro am Tag oder für 2,50 Euro die Stunde einen Drahtesel mieten können. Zwar steckt Buchholz im Vergleich zu Hamburg noch in den Kinderschuhen - in der Hansestadt gibt es rund 1650 Leihräder an 123 Stationen, während Buchholz mit vier Rädern an zwei Standorten startet. Aber für Bürgermeister Wilfried Geiger ist das neue Leihsystem in erster Linie ein Signal für mehr Fahrradfreundlichkeit. Man müsse schauen, wie sich das "zarte Pflänzchen" jetzt entwickele, sagte er. Alles hänge von der Resonanz der Bürger ab.

Dass sie auf alle Eventualitäten vorbereitet ist, machte Mirja Köhnke, Geschäftsführerin des Autohauses Köhnke, schon mal deutlich. "Wenn das Projekt ein Erfolg ist, wollen wir es ausweiten." Zu den vier Leihrädern, die zunächst am Autohaus an der Lüneburger Straße 9 stehen werden, soll ab 1. März eine weitere Station an der Buchholz-Galerie mitten in der Innenstadt hinzukommen.

Zehn Leih-E-Bikes stünden außerdem auf Abruf bereit, so dass auch größere Gruppen zum Zuge kommen können. Vorab-Reservierungen sind unter der Telefonnummer 04181/90 80 44 möglich. Wer spontan auf den Sattel steigen möchte, kann an die Konzertkasse von Smile Records in der Buchholz-Galerie gehen und sich für das Leihsystem registrieren lassen.

Spätestens nach einem Jahr solle es eine Bilanz geben, kündigten Geiger und Mirja Köhnke an. Dann werde man wissen, ob das Leihsystem auch für eine Kleinstadt wie Buchholz mit 40.000 Einwohnern tragfähig sei. Darüber hinaus ließ der Bürgermeister vorsichtig anklingen, dass man mit Köhnke Gespräche zu einem Carsharing-Modell führe.

Rund 20 Kilometer weiter nördlich dürften die Buchholzer Pläne genauestens beobachtet werden. Denn auch Harburg hat in den vergangenen Jahren immer wieder großes Interesse am flächendeckenden Fahrradleihsystem bekundet. Doch außer dem Projekt Channel Bike im Binnenhafen hat sich bislang nichts getan. Channel Bike, eine Initiative des Bauunternehmers Arne Weber (HC Hagemann), startete Mitte 2011 mit 50 Rädern. Sie entsprang auch einer Trotzreaktion, weil die Deutsche Bahn ihr Fahrradleihsystem StadtRAD partout nicht in den Süden Hamburgs ausdehnen wollte. "Unsere Channel Bikes sind vom Start weg gut angenommen worden und erfreuen sich bis heute größter Beliebtheit", so Weber. "Im Grunde genommen ist das für Harburg aber viel zu wenig."

Nun keimte neue Hoffnung, als die Hochbahn ihr Projekt Mobilitäts-Service-Punkt (MSP) vorstellte. Wie berichtet, will die Hochbahn mit den neuen Stationen in unmittelbarer Nähe zu ihren Haltestellen möglichst viele Mobilitätsangebote verknüpfen. So soll es an jedem MSP einen Fahrradverleih, einen Carsharing-Anbieter und eine Mietwagenfirma geben. Für den ersten MSP am Berliner Tor in der Hamburger City hat das schon mal bestens funktioniert, hier heißen die Segmentpartner StadtRAD, car2go sowie Europcar.

Laut Mitteilung der Hochbahn vom Dezember 2012 sollten in diesem Jahr "bis zu fünf (weitere) Mobilitäts-Service-Punkte" im Stadtgebiet entstehen. Auch in Harburg, wie SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath nach einem Gespräch mit dem Hochbahn-Vorstand verkündete. Nach Abendblatt-Recherchen aber ohne Beteiligung von StadtRAD. "Unsere Planungen für den Ausbau von StadtRAD Hamburg sind für 2013 abgeschlossen", teilte DB-Sprecherin Sabine Brunkhorst auf Anfrage schriftlich mit. Es würden noch drei Stationen in Wilhelmsburg gebaut, aber definitiv keine in Harburg. Derzeit gebe es "keine konkreten Planungen für einen weiteren Ausbau südlich der Elbe".

Für Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum bedeutet die Absage der Deutschen Bahn nicht automatisch auch das Aus für einen MSP in Harburg. Welche alternativen Anbieter die Lücke füllen könnten, ließ er aber offen. "Wir haben immer gesagt, dass auch andere Partner in Betracht kommen."

Derweil hapert es auch im Segment Carsharing. Anbieter car2go, ein Gemeinschaftsprojekt von Daimler und Europcar, ist zwar seit März 2011 auch in Hamburg mit 500 Autos präsent, hat den Sprung über die Elbe aber noch immer nicht geschafft. "Eine flächendeckende Ausweitung unseres Geschäftsfeldes gen Süden steht aktuell nicht auf der Agenda", wie Pressesprecher Andreas Leo dem Abendblatt sagte. Allerdings könne sich das Unternehmen eine Beteiligung an einem MSP in Harburg durchaus vorstellen. "Als sogenannte Insellösung wäre der Einstieg in Harburg sicher denkbar. Sollte es dort eine neue Station geben, sind wir dabei."