Arzneimittelhersteller Dr. Loges + Co. GmbH entwickelt, produziert und vertreibt biologische Medikamente und Lebensmittel.

Nein, besten Dank für die Anfrage, aber wir haben kein Interesse." Diese Worte gehen regelmäßig über die Lippen von Geschäftsführer Andreas Biller, 50. Er verantwortet gemeinsam mit Carsten Timmering, 48, die Geschicke eines Arzneimittelherstellers, der sich auf pflanzliche und homöopathische Medikamente spezialisiert hat: die Dr. Loges + Co. GmbH aus Winsen. 80 Mitarbeiter, davon 30 Außendienstler, arbeiten für Dr. Loges, sie erwirtschafteten in diesem Jahr einen Umsatz von 16 Millionen Euro.

Wenn Geschäftsführer Biller Nein sagt am Telefon, dann ist oft ein Unternehmensberater am anderen Ende der Leitung, der für ein anderes Unternehmen oder eine Privatperson Anteile an der Firma kaufen möchte. "Die Interessenten kommen aus der ganzen Europäischen Union, aber auch aus Norwegen und der Ukraine. Aber wir lehnen alle Angebote ab, weil der Firmengründer Dr. Werner Loges möchte, dass sein Unternehmen auf Dauer ein Familienunternehmen bleibt."

Eigentlich könnten sich die potenziellen Investoren die Anrufe sparen. Denn auf der Homepage der Firma steht unter "Unternehmensgrundsätze" klipp und klar: "Als mittelständisches Unternehmen sind wir natürlich ein klassischer 'Kandidat' für die Übernahme durch die Großindustrie. Aber so verführerisch Übernahmeangebote manchmal sein mögen - wir werden ihnen in Zukunft genauso entschieden widerstehen wie bisher. Nur als selbstständiges Familienunternehmen können wir nachhaltig sicherstellen, dass unsere Grundsätze gewahrt werden."

Firmengründer und Hauptgesellschafter Dr. Werner Loges ist 84 Jahre alt und lebt mittlerweile mit seiner dritten Ehefrau Brigitte im oberbayerischen Bad Reichenhall im Berchtesgadener Land. Er hat acht Kinder. Seine Großmutter schenkte ihm Weihnachten 1941 ein Buch über Arzneipflanzen in Deutschland, das "Neue Illustrierte Kräuterbuch" von Heinrich Marzell. Dieses Buch hat Werner Loges als 13-jähriger Junge mit wachsender Begeisterung gelesen. Später sagte sein Vater zu ihm: "Wenn dich Pflanzen so interessieren, musst du auf jeden Fall Apotheker werden."

Und so studierte Werner Loges Pharmazie und machte sich auf nach Indien: Er wollte eine seltene Heilpflanze erforschen: Rauwolfia serpentina - die indische Schlangenwurzel. Da sie in Deutschland nicht zu bekommen war, grub er die Wurzel an den Hängen des Himalaya aus, bestimmte ihre Inhaltsstoffe und machte sie zum Thema seiner Doktorarbeit.

Mit dieser Arzneipflanze entwickelte er später sein erstes Produkt: dysto-loges. Dessen Produktion startete 1958 in einer Dreizimmerwohnung in Hamburg. Das Komplex-Homöopathikum ist noch immer auf dem Markt und soll bei nervöser Unruhe helfen - es ist mit 340 000 verkauften Packungen pro Jahr das am besten verkaufte Loges-Präparat in Deutschland.

Nachdem die Wohnung in Hamburg zu klein geworden war, zog Werner Loges nach Winsen. 2008 feierte das Unternehmen seinen 50. Geburtstag. Das "Neue Illustrierte Kräuterbuch" steht heute zwischen Loges-Präparaten in einer Vitrine im Besprechungsraum - der Firmengründer hat das Buch so sehr geliebt, dass er auf jede Farbtafel einen Stempel gesetzt hat, der von seiner Hamburger Zeit zeugt: "Werner Loges, Hamburg 13, Hochallee 81".