Geplante Rastanlage sollte in Meckelfeld entstehen, doch nach Protesten von Anwohnern gibt es jetzt einen neuen Vorschlag.

Meckelfeld. Für die geplante Rastanlage Elbmarsch soll ein neuer Standort gesucht werden. Das hat Andreas Dressel, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft, bei einer Diskussion mit betroffenen Bürgern am Montagabend in Maschen vorgeschlagen. "Wenn wir die Anlage ein Stück weiter in Richtung Landesgrenze verlagern würden, wäre das Problem zwischen Hamburg und Niedersachsen geteilt", so der SPD-Politiker. Eine ähnliche Kooperation über Verwaltungsgrenzen hinweg gebe es bereits an der Autobahn 7, wo die Rastanlage Harburger Berge jeweils zu Teilen auf Gebiet des Hamburger Bezirks Harburg und der niedersächsischen Gemeinde Seevetal liegt.

Wie berichtet, plant die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Verden bisher, mehrere nordöstlich des Regionalbahnhofs Meckelfeld gelegene Feuchtwiesen im Seevetaler Gemeindeteil Meckelfeld zu bebauen. Auf einer etwa 1000 Meter südlich der Landesgrenze beginnenden, mehr als 22 Hektar großen Moorfläche, soll demnach eine neue Tank- und Rastanlage mit Parkplätzen für 255 Lastwagen, 24 Bussen und 311 Autos aus dem Boden gestampft werden. Geplant sind dort auch zwei Betriebsgebäude, die unter anderem Tankstellen beherbergen sollen. Die zwei Teile der neuen Rastanlage an den beiden Richtungsfahrbahnen der Autobahn 1 soll die etwa sechs Kilometer nördlich gelegene Tank- und Rastanlage Stillhorn entlasten. Sie ist aufgrund der in direkter Nachbarschaft gelegenen Hochhaussiedlung im Hamburger Stadtteil Kirchdorf Süd nicht mehr erweiterungsfähig.

"Eigentlich gab es den Plan, die Raststätte Stillhorn komplett zurückzubauen", sagt der Vorsitzende der Hamburger Regierungsfraktion. "Doch jetzt soll sie als unbewirtschaftete Anlage erhalten bleiben", so Dressel weiter. "Der Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer hat bei der Suche nach dem Alternativstandort keine Aktien drin." Die Berliner Bundesregierung habe als Auftraggeber des Bauprojekts nur auf niedersächsischem Gebiet nach entsprechenden Möglichkeiten suchen lassen.

"Der Standort Meckelfeld wäre ja auch eigentlich ideal", sagt Günter Schwarz, Bürgermeister der Gemeinde Seevetal. "Dort können die Lkw-Fahrer in Wartestellung bleiben, bis sie zum Be- und Entladen in den Hamburger Hafen gerufen werden." Ungeeignet für die gegenüber der Stillhorner Anlage deutlich vergrößerte "Mega-Raststätte" sei der ausgewählte Ort allerdings aufgrund der auch in Meckelfeld vorhandenen mehreren Tausend Anwohner. "Stillhorn war von Anfang an ein schlechter Standort", so Schwarz weiter. Als Alternative erscheine dem Seevetaler Bürgermeister das Industriegebiet Neuland an der Anschlussstelle Harburg aber geeigneter.

"Es ist eine Frechheit hoch drei, dass wieder einmal die Bürger der Gemeinde Seevetal den Lärm des Güterverkehrs vom und zum Hamburger Hafen ertragen müssen", sagt Schwarz. "Wir haben hier mit drei Autobahnen, Zugstrecken und Europas größtem Rangierbahnhof eine Verkehrsinfrastruktur, die ihres Gleichen sucht." Er könne nicht verstehen, warum dieses Argument bei der Standortsuche entlang der zwischen Puttgarden und Saarbrücken durch sieben Bundesländer verlaufenden Fernstraße nicht stärker berücksichtigt wurde.

Eine Rastanlage ist nach jeweils etwa 50 Kilometern gesetzlich vorgesehen. Nördlich von Ahrensburg gibt es die A-1-Raststätte Buddikate, östlich von Hollenstedt liegt die Raststätte Aarbachkate. Ein Ersatz für die heute bereits überlastete Tank- und Raststätte Stillhorn ist daher auch aus rechtlichen Gründen nicht vermeidbar.

"Wir werden alles tun, um die bisherigen Pläne für den Standort Meckelfeld Nord zu verhindern", sagt Günter Schwarz. Damit vertritt der Seevetaler Bürgermeister die gemeinsame Haltung aller im Gemeinderat vertretenen Parteien. Außerdem hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die Anwohner mit Informationen und Tipps beim Verfassen von Einwendungen für das laufende Planfeststellungsverfahren unterstützt. Musterschreiben und Textbausteine für ein jeweils individuell formuliertes Protestschreiben an die zuständige Landesbehörde in Lüneburg gibt es im Internet unter der Adresse www.rastplatz-im-moor.de.

"Die Zeit läuft", sagt Rainer Weseloh, Grünen-Ratsherr und Sprecher der Bürgerinitiative gegen die Raststätte Elbmarsch. Gemeinsam mit Meckelfelds Ortsbürgermeisterin Brigitte Somfleth hängte er in der vorigen Woche Banner an der zentralen Kreuzung und am Bahnhof des Orts auf, um Anwohner zu Einwendungen zu bewegen. In Meckelfeld, Klein Moor, Over, Bullenhausen, Glüsingen und Kanzlershof haben Weseloh und seine Mitstreiter in den vergangenen Tagen knapp 7500 Flugblätter mit ihrem Appell verteilt. Außerdem sammeln sie Unterschriften von Unterstützern.

Rund 200 Interessierte nahmen am Sonntagmittag an einer Ortsbegehung des Bauplatzes der geplanten Tank- und Rastanlage im Moor am Seevedeich teil. Fragen der betroffenen Bürger beantworteten dort die Kommunalpolitiker Norbert Böhlke (CDU) und Ulrich Sauck (SPD). Sorgen bereiten den Grundeigentümern die Pläne, den Torfboden der benachbarten Baustelle auszukoffern und wiederaufzufüllen. Das absinkende Grundwasser könnte zu Schäden an ihren auf Pfählen gebauten Gebäuden führen. Die bisherige Frist für Einwendungen zu solchen und weiteren Anliegen endet am Dienstag, 18. Dezember. Die Unterlagen des Planfeststellungsverfahrens werden voraussichtlich vom 7. Januar bis 6. Februar 2013 noch einmal öffentlich ausgelegt. Der Grund dafür ist ein Formfehler der zuständigen Landesbehörde.