Die Fußgängerzone Lüneburger Straße verliert weitere namhafte Geschäfte. Die CDU plädiert für mehr Wohnungsbau und Gastronomie.

Harburg. Die Fußgängerzone Lüneburger Straße muss weitere Rückschläge verkraften. Wie jetzt bekannt wurde, werden sowohl die Douglas-Filiale, als auch Balzac Coffee ihre Pforten schließen. Wie das Abendblatt erfuhr, sollen zudem das Fachgeschäft "Alles für den Sammler" und auch das Hobby-Haus am Seevetunnel vor er Aufgabe stehen. "Damit wird die Attraktivität der Einkaufsstraße sinken. Ich dachte, dass die Talsohle schon durchschritten wäre, doch das ist offenbar nicht der Fall", sagt City-Manager Matthias Heckmann. Die langfristige Perspektive bleibe aber grundsätzlich positiv, die Lüneburger Straße werde immer eine Bedeutung als Einkaufsstraße haben.

Das sieht Ralf-Dieter Fischer, Fraktionschef der Harburger CDU ganz anders. "Der Erosionsprozess geht weiter - und er wird sich kaum aufhalten lassen", so Fischer unmissverständlich. Für ihn hat die Lüneburger Straße als Einkaufs- und Dienstleistungszentrum keine Zukunft mehr: "Ich kann bei den Akteuren kein Umdenken, keine ernsthafte Bereitschaft zu nachhaltigen Veränderungen erkennen." Seit Jahren werde viel diskutiert, aber es passiere de facto viel zu wenig.

Dabei ist das Kernprobleme lange bekannt. Um große, namhafte Filialisten in die Fußgängerzone zu locken, sind die Verkaufsflächen der Läden schlicht zu klein. Andererseits sind für kleinere, inhabergeführte Fachgeschäfte die Mieten zu hoch. Nach Abendblatt-Recherchen hat der Vermieter eines gerade renovierten Ladens im östlichen Teil der Passage jüngst eine Miete von über 37 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. "Solche Forderungen halte ich für überzogen und unrealistisch", sagt City-Manager Matthias Heckmann. So werde es schwierig, die Fläche rasch wieder zu vermieten.

Christdemokrat Fischer kritisiert bei vielen der Immobilienbesitzer in der Lüneburger Straße mangelnde Flexibilität. Die eine oder andere Verschönerungsmaßnahme reiche nicht aus. "Nur wenn kleinteilige Laden-Areale zu großen Flächen fusioniert werden, könnte es tatsächlich voran gehen. Dass viele Eigentümer das wirklich wollen, ist nicht feststellbar", sagt Ralf-Dieter Fischer.

Aktuell gibt es offenbar allenfalls Absichtsbekundungen für die Zusammenlegung von Ladenflächen, aber keinen einzigen Fall, in dem sie tatsächlich umgesetzt wird. "Es gibt aber Eigentümer, die benachbarte Grundstücke aufgekauft haben, um Verkaufsflächen in der Größe zwischen 600 und 900 Quadratmetern zu schaffen", sagt Peter Kowalsky vom Beratungsbüro konsalt, das das im Frühjahr ausgelaufene Geschäftssentwicklungsprojekt, kurz BID, steuerte. Kowalsky geht davon aus, dass die Nachfrage nach großen Flächen mittelfristig sogar wieder abnehmen könnte, da der Online-Handel immer mehr zulege.

Kowalsky glaubt aber auch deshalb an eine Zukunft der Lüneburger Straße als Einkaufs- und Dienstleistungsmeile, weil sie nach Ansicht vieler Experten mit 400 Metern eine optimale Länge habe und die Kundenfrequenz in den Geschäften stimme. "Außerdem kommt ihr eine entscheidende Bedeutung als Verbindungsachse zwischen dem Phoenix-Center, dem Wochenmarkt am Sand und dem prosperierenden Binnenhafen zu", so Kowalsky.

Auch für Carsten Schuster, den Fraktionschef in der Harburger FDP, sind die Potenziale der Fußgängerzone noch nicht ausgeschöpft. "Es ist einfach zu früh für einen Abgesang. Wir brauchen die Lüneburger Straße mit ihren kleinen Fachgeschäften und Filialen für einen ausgewogenen Branchenmix in der Innenstadt", sagt Schuster. Überdies gebe es ja auch etliche positive Signale von Eigentümern. So baue Einzelhändler Klaus-Jürgen Hübner gerade 54 Wohnungen für Studierende, andere Immobilienbesitzer würden die Fassaden ihrer Häuser sanieren. "Wir können es uns doch gar nicht leisten, die Lüneburger Straße aufzugeben", so Schuster.

Aus diesem Grunde lehnen die Liberalen die geplante Erweiterung des Phoenix-Centers zum jetzigen Zeitpunkt auch entschieden ab. Sie komme nur dann in Frage, "wenn zuvor eine zuverlässige Stabilisierung der Lage außerhalb des Centers eingesetzt hat", wie es die FDP in einer offiziellen Stellungnahme zum Thema formulierte.

Ralf-Dieter Fischer bleibt unterdessen dabei, dass man sich in Harburg von gewissen Illusionen verabschieden und die Lüneburger Straße neu positionieren müsse. Ihm schwebt ein Szenequartier vor, wie sie im Norden der Stadt schon lange bestens funktionieren würden. "Verstärkter Wohnungsbau und deutlich mehr Gastronomie, so kann das Areal als Verbindung zwischen Phoenix-Center und Binnenhafen auch funktionieren", sagt Fischer.

Und City-Manager Matthias Heckmann hat auch schon eine Idee, wer ein guter, passender Nachfolger für den Café-Shop "Balzac" wäre: "Wenn in der Nähe viele neue Studentenwohnungen entstehen, wäre es doch vielleicht sinnvoll, wenn sich eine Filiale von 'Campus Suite' in der Lüneburger Straße ansiedeln würde."