Hamburger Abendblatt und der ADAC Hansa testen. Heute: der Bahnhof Buchholz. Er bekommt Noten von “sehr gut“ bis “ungenügend“.

Buchholz. Pendler können am Buchholzer Bahnhof alles haben. Von der Schotterpiste bis zum Tipptopp-Parkhaus, sie müssen nur wählen, wo sie ihr Auto abstellen wollen. Eine Sache dürfte jedoch den Ausschlag geben für ihre Wahl: das Geld. Während die Schotterpiste kostenlos ist, fallen für die Parkhäuser Kabenhof und Süd im Jahresabo je zehn Euro im Monat an. Logisch, dass häufig die Schotterpiste als Sieger aus diesem Duell hervorgeht.

Damit wären wir schon mittendrin im Dilemma, das auch Christian Schäfer, Leiter Technik und Verkehr beim ADAC Hansa, nur allzu gut kennt. "Der Bedarf an kostenlosen Parkplätzen ist einfach unglaublich hoch", lautet sein Fazit des Tests der Park-and-ride-Anlage (P+R) in Buchholz, die heute in der Testserie von ADAC und der Regionalausgabe Harburg & Umland des Hamburger Abendblatts an der Reihe ist.

Eine Gesamtnote für die P+R-Situation in Buchholz zu vergeben, ist aber nicht möglich. Es gibt sechs Anlagen, die unterschiedlicher nicht sein können. Die Einzelnoten reichen von "ungenügend" bis "sehr gut" und spiegeln die gesamte Bandbreite der Zustände am Bahnhof wider. Am schlechtesten schneiden die Anlagen Heinrichstraße, Canteleubrücke und Rütgersstraße ab, die alle drei ein glattes "Ungenügend" erhalten. "Die Auslastung liegt hier eindeutig bei über 110 Prozent", sagt Schäfer etwa über den nur 150 Stellplätze zählenden Platz unter der Canteleubrücke. Ähnlich die Lage an der Heinrichstraße, wo den Pendlern 82 Plätze zur Verfügung stehen. Einige Autos haben sich an die Straßenseite gequetscht, die Not der Pendler, rechtzeitig zum Zug zu kommen, war an diesem Morgen anscheinend ziemlich groß. Schäfer notiert sich ein dickes Minus auf seinen Zettel. Wenn die Zahl der Parkplätze nicht ausreicht, kann der Platz ansonsten noch so schön sein - im Grunde hat er bereits verloren.

Dabei hatte der Testtag in Buchholz eigentlich ganz gut begonnen. Von der Bremer Straße aus ist ein Hinweisschild auf die P+R-Anlage auf der Bahnhofnordseite eindeutig zu erkennen. "Das ist gut, hier weiß jeder sofort, wo er hin muss", sagt der Tester. Nur dumm, dass für Außenstehende lediglich die Parkplätze an der Heinrichstraße als solche zu identifizieren sind. Dass es die Königsberger Straße hinunter in Richtung Gleisen weiter geht, wissen nur Insider. Ein weiteres dickes Minus, denn dort unten tut sich ein regelrechtes Pendlerparadies auf, zumindest was die Größe des Areals angeht. Knapp 500 kostenlose Stellflächen stehen den Pendlern zur Verfügung.

Zwar ist der Untergrund eine einzige Buckelpiste, die Beleuchtung im hinteren Bereich ist nicht gut, und Markierungen der einzelnen Plätze sind ebenfalls nicht vorhanden. "Viele nehmen das alles aber in Kauf, solange sie nichts für den Parkplatz zahlen müssen und immer eine Lücke finden", sagt Schäfer. Als Note erhält der Platz ein äußerst knappes "Ausreichend", das vor allem dem provisorisch anmutenden Zustand geschuldet ist.

In den Parkhäusern Kabenhof und Süd werden die Pendler hingegen zur Kasse gebeten, und dementsprechend leer sind dort vor allem die oberen Parkdecks. Ansonsten erfüllt vor allem das Parkhaus Süd in den Augen des ADAC-Testers alle Kriterien einer idealen P+R-Anlage und darf sich mit einem "Sehr gut" schmücken.

Die Frauenparkplätze sind an der richtigen Stelle in direkter Nähe zu den Gleisen, die Neigung der Rampen liegt mit acht Prozent voll im Soll, es gibt eine elektronische Anzeige, ob noch freie Parkplätze verfügbar sind, und die Sauberkeit erfüllt alle Standards. Die Tatsache, dass die Fahrstühle lediglich über eine Tür zu erreichen sind, gibt allerdings Abzüge bei der Barrierefreiheit. "Oben gibt es sogar einen Stellplatz mit Ladestation für Elektrofahrzeuge, das ist natürlich ein besonderer Service", sagt Schäfer.

Eine Rolle dürfte dabei spielen, dass das Parkhaus erst knappe zwei Jahre alt ist und dementsprechend auf dem neuesten Stand der Technik.

Das nur ein Jahr ältere Parkhaus Kabenhof kommt nicht so gut weg. Stellenweise ist es dort ziemlich dunkel, außerdem fehlen die Feuerlöscher - "sind wahrscheinlich nur zufällig zur gleichen Zeit zur Inspektion", witzelt er. Als Negativpunkt fällt ebenfalls die fehlende Stärke der Absperrgitter an den Rändern des Parkhauses auf. "Wenn man sich mit der Geschwindigkeit vertut, kann man da bestimmt so durch fahren und nach unten stürzen." Auch wenn die Wahrscheinlichkeit in der Praxis gering sein dürfte, dass das tatsächlich passiert, führt es zu Abstrichen bei der Sicherheit. In der Gesamtnote reicht es nur für ein "Ausreichend".

Und wie sieht es mit den Fahrradstellplätzen am Bahnhof aus? Schäfer ist zufrieden. Nördlich und südlich der Gleise sind ausreichend Plätze vorhanden, darunter auch eine Reihe von separat abschließbaren Boxen. Wer zu den Bahnsteigen gelangen will, kann entweder den Fahrstuhl nutzen oder die Treppe, die extra mit einer schmalen Rampe für Fahrräder versehen ist. Wer ortsfremd ist, kann sich an den zahlreichen Hinweisschildern inklusive Kilometerangaben orientieren, und wer hungrig oder durstig ist und friert, findet im "BahnhofsCaFee" auf dem Bahnsteig in Richtung Hamburg einen gemütlichen Ort, um den viele andere Pendler Buchholz sicherlich beneiden.

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