Neue Postagentur in Nenndorf öffnet am 31. Oktober - Bendestorf, Maschen und Hittfeld sind jedoch immer noch ohne Anlaufstelle.

Jesteburg. Marianne Schwarz fährt alle zwei Wochen die knapp fünf Kilometer lange Strecke von ihrem Heimatort Bendestorf ins benachbarte Jesteburg. Denn erst in ihrem Nachbarort, in der dortigen Schreibwarenhandlung von Ute Adam an der Hauptstraße 61, ist die am nächsten gelegene Agentur der Deutschen Post. Da die berufstätige Stammkundin von Fachhändlern im Internet in einem allein stehenden Einfamilienhaus wohnt, werfen Paketboten der Post-Tochter DHL regelmäßig Karten ein, mit denen sie ihre verpassten Lieferungen bei der Post abholen kann. Bis Ende August ging sie dafür in die Filiale des Spielwarenhändlers Helmin & Company im Bendestorfer Edeka-Markt Dalinger.

Wie berichtet, hat das ehemalige Partnerunternehmen der Post Mitte August kurzfristig und nach eigenen Angaben "aus gesundheitlichen Gründen" seinen Agenturvertrag gekündigt. In den vier Filialen der Kette in Bendestorf, Nenndorf, Maschen und Hittfeld wurden zur Überraschung vieler Stammkunden seit dem 1. September keine Postdienstleistungen mehr angeboten. Für die Übergangszeit, in der für alle vier Standorte nach neuen Betreibern gesucht werden soll, müssen sie auf die bestehenden Poststandorte wie Jesteburg, Klecken, Stelle und Fleestedt ausweichen.

Mittlerweile steht fest, dass Nenndorf der erste Standort einer neuen Postagentur seien wird. "Am 31. Oktober wird die neue Filiale Rosengarten 3 an der Kirchenstraße 9 eröffnet", sagt Maike Wintjen, Sprecherin der Deutschen Post AG. Untergebracht werde die neue Agentur im Schreibwarengeschäft von Birgitta Levin, die heute bereits eine Postagentur an der Buchholzer Landstraße 63 in Buchholz betreibt. "Geöffnet ist diese Filiale montags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr sowie sonnabends von 9 bis 12.30 Uhr."

"Zu den anderen drei Standorten, in denen es seit Anfang September keine Post mehr gibt, kann ich derzeit noch nichts Konkretes sagen", so Postsprecherin Wintjen weiter. "Unsere Gebietsleitung wurde für alle drei Orte mit der Suche nach einem neuen Partner beauftragt." Wahrscheinlich gäbe es nicht wieder einen Vertragspartner, der alle vier Agenturen betreibt. Mit welchen Firmen die Post derzeit "wohlwollende Gespräche" führt, wollte die Postsprecherin auf Anfrage des Hamburger Abendblatts vor Abschluss der Vertragsverhandlungen allerdings nicht bekannt geben.

"Der neue Laden soll möglichst in der Nähe des bisherigen Standorts liegen", sagt Jens-Uwe Hogardt, der als Sprecher für die Aktivitäten der Post im östlichen Niedersachsen zuständig ist. "Wir suchen dort jeweils ein Ladenlokal, in dem sich bereits ein gesundes Geschäft befindet und das noch ein wenig Platz für unsere Postagentur bietet", so Hogardt weiter. Dabei müsse es sich nicht unbedingt um einen Schreibwarenladen handeln. "Wichtiger ist stattdessen, dass in der Nähe der Agentur beispielsweise genügend Parkplätze vorhanden sind."

Die Auswahlkriterien des "Gelben Riesen" erfüllte bereits vor sieben Jahren Ute Adam. "Ich hatte mich zu der Zeit mit einem Schreibwaren- und Weinhandel selbstständig gemacht", sagt die Ladeninhaberin. Die Einnahmen aus dem Agenturbetrieb hätten ihr wirtschaftlich auf die Beine geholfen. Während sie den Wein heute aus ihrem Angebot gestrichen hat, seien die Provisionen für Portoermittlung und Verkaufen von Briefmarken, Annahme und Ausgabe von Paketen sowie Bearbeiten von Bargeldein- und auszahlungen für Postbankkunden ihr Hauptgeschäft. "Das passte gut zu meinem Angebot an Umschlägen und Briefpapier und ich mach das unheimlich gerne", sagt Ute Adam. Die Jesteburger Postagentin hat sich nach eigenen Angaben über die Jahre einen festen Kundenstamm erarbeitet. Dazu zählt seit einem Monat auch die Bendestorferin Marianne Schwarz. Sie kommt aber eher unfreiwillig nach Jesteburg. "Ich höre von vielen älteren Menschen in meiner Nachbarschaft, dass sie Probleme haben, hierher zu kommen."

Als Alternative für Anwohner in Bendestorf, Hittfeld und Maschen, die zum Beispiel aufgrund ihres Gesundheitszustands nicht die mehrere Kilometer entfernten Alternativfilialen in Jesteburg, Fleestedt und Stelle aufsuchen können, hat Werner Fischer von der Kommunikationsgewerkschaft DPV einen Rat: "In ländlichen Gebieten wird der Postbote zum Mops, wie es intern heißt." Die Abkürzung steht für den mobilen Postservice der Zusteller, die beispielsweise Briefmarken verkaufen oder Pakete annehmen. Hoffnungen auf neue Agenturen hat er nicht. "Zu den heute zweifelhaften Konditionen wird es schwer, Betreiber zu finden."