Betreiber Helmin & Company stellt Service in Maschen, Hittfeld, Nenndorf und Bendestorf überraschend ein. Post sucht neue Partner.

Seevetal/Nenndorf/Bendestorf. Die Bürger im Zentrum des Landkreises Harburg müssen ab sofort weitere Wege zum nächsten Standort der Deutschen Post AG in Kauf nehmen. Der Grund dafür ist das abrupte Vertragsende mit dem Spiel- und Schreibwarenhändler Helmin & Company, der in seinen vier Filialen in Maschen, Hittfeld, Nenndorf und Bendestorf bis Freitag auch Dienstleistungen rund um das Senden und Empfangen von Briefen und Paketen anbot. "Wir haben die Verträge aus gesundheitlichen Gründen gekündigt", sagt Markus Helmin auf Anfrage.

Das Unternehmen sei kurzfristig mit der neuen Situation konfrontiert worden, die übliche Kündigungsfrist von sechs Monaten sei nicht eingehalten worden, sagt Jens-Uwe Hogardt, Sprecher der Deutschen Post AG. Die vier Post-Verkaufstresen würden daher ungewöhnlich kurzfristig abgeräumt. "Die Höhe der Vergütung für das Partnerunternehmen hat keine Rolle gespielt", meint Hogardt. Nun blicke das Unternehmen nach vorn. "Unsere Gebietsleitung wurde für alle vier Standorte mit der Suche nach neuen Partnern beauftragt."

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Horst Baumann hat Zweifel, ob das schnell gelingen wird. "Die Mehrbelastungen durch die Postdienste werden den Händlern nicht ausreichend vergütet", schildert der Vertreter der Freien Wähler Seevetal im Ortsrat Hittfeld/Emmelndorf/Helmstorf/Lindhorst seine Erfahrung mit der Suche nach einem Ersatzbetreiber. Kürzung der Umsatzbeteiligung um 30 Prozent, Streichung der sogenannte Jahresrückvergütung - das hat den Nebenerwerb mit Briefen und Paketen auch für Claus Drewes bereits vor sieben Jahren zum Verlustgeschäft werden lassen. Der Betreiber eines Supermarktes in Dollern im Landkreis Stade baute den Postschalter in seinem Supermarkt wieder ab.

Sollte kein schneller Ersatz gefunden werden, gibt es in den vier Orten im Landkreis Harburg "Riesenprobleme für Ältere", meint der Hittfelder Lokalpolitiker Baumann. Er ist selbst zwar lediglich durch den Wegfall seines Postfaches im Gebäude des Edeka-Marktes an den Pastorenwiesen betroffen. Der 43-Jährige weiß aber aus Gesprächen mit Bürgern, dass viele Senioren nicht wissen, wie sie zum Beispiel Briefe zu Geburtstagen ihrer weit entfernt wohnenden Enkel verschicken sollen. Das verbleibende Restangebot an Briefkästen und Automaten für die "Postwertzeichen" reiche nicht aus.

"Das ist eine Schweinerei", sagt Rosemarie Klatt. Die 74 Jahre alte Hittfelderin hat am Freitag ihre sieben Jahre ältere Nachbarin Hildegard Böhmelt nach deren Hüftoperation zu dem Postschalter in der Hittfelder Helmin-Filiale gebracht. Dort wurde sie aber um wenige Minuten nach 12 Uhr mittags nicht mehr bedient. Um Geld von ihrem Konto bei der Postbank abzuheben, muss die Seniorin auf die Postfiliale im Seevetaler Ortsteil Fleestedt ausweichen.

In buchstäblich letzter Minute schaffte es Postbank-Kunde Eckehard Rosigkeit dagegen, die Karten seines Giro- und Sparkontos sperren zu lassen. Der 81-Jährige hatte am Donnerstag seine Geldbörse verloren. Für solche Bankgeschäfte muss er künftig mit einer Taxi-Fahrt nach Fleestedt rechnen. Online-Banking und Automaten für Bankdienstleistungen wie Überweisungen sind ihm nicht geheuer.

Doch auch junge Menschen in den betroffenen Gemeinden des Landkreises fühlen sich negativ betroffen vom Wegfall ihres Postlädchens. "Das ist blöd, weil ich meine Päckchen jetzt nicht mehr schnell nach Feierabend abholen oder verschicken kann", sagt Merle Herrmann-Pfeiffer. Die 34-Jährige aus Hittfeld sagt weiter: "Wir machen viele Anschaffungen im Internet, zum Beispiel bei Ebay." Daher sei sie auf die Paketabholung bei der Post nach der Arbeit angewiesen. Sie rechnet nun mit höheren Spritkosten für den weiteren Weg nach Fleestedt.

Sabine Rieckmann aus Maschen, die beim Gang zur Post in ihrem Heimatort am Freitag erfuhr, dass sie künftig zur Filiale nach Stelle muss, weiß noch nicht, wie sie das machen soll. Die 46 Jahre alte Zahnarzthelferin bringt die Geschäftspost ihrer Praxis täglich auf dem Nachhauseweg per Fahrrad zum Briefkasten bei Helmin in der Schulstraße 36. "Manchmal sind auch Einschreiben dabei, die ich am Schalter aufgebe", sagt sie. "Und die Briefmarken für unsere Zahnarztpraxis kaufe ich nicht einzeln am Automaten, sondern in Rollen zu 100 Stück."

Kunden der Post in Bendestorf, Im alten Dorfe 33, werden ab sofort auf die Postfiliale in Jesteburg verwiesen. Für seine Kunden in Nenndorf empfiehlt der Logistikkonzern seine Filiale in Klecken. "Es ist bedauerlich, dass es im zentralen Ort der Gemeinde Rosengarten keine Postfiliale gibt", sagt Bürgermeister Dietmar Stadie (SPD). Er bedauert die aktuelle Situation, hofft aber, dass die Post ihr Versprechen hält. "Wir setzen unsere Hoffnung in das Versprechen der Post", so Rosengartens Bürgermeister weiter.

Die Post in der Kleckener Bäckerei Wolf in der Bahnhofstraße 35a ist montags bis freitags von 5 bis 18 Uhr, sonnabends bis 13 Uhr geöffnet. Bei Tabakland Helga Brügge in der Hauptstraße 61 in Jesteburg werden Postkunden montags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie am Sonnabend von 9 bis 12 Uhr bedient. Die Steller Postfiliale, Unter den Linden 1, hat montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und sonnabends bis 13 Uhr geöffnet. Die Post bei "Papillon" in der Winsener Landstraße 18 in Fleestedt ist täglich von 9 bis 12 Uhr und mit Ausnahme von donnerstags und sonnabends auch von 13 bis 18 Uhr geöffnet.