Im Wahlkreis Bergedorf-Harburg gibt es bei der SPD ein mühsames Ringen um die Nachfolge des bisherigen Direktkandidaten Hans Ulrich Klose.

Harburg. Im Hamburger Bundestagswahlkreis 024, Bergedorf-Harburg, steigt die Spannung unter den Mitgliedern der SPD. Wen sollen sie am 7. Dezember zum Nachfolger ihres bisherigen Direktkandidaten Hans Ulrich Klose wählen, der kommendes Jahr 76 Jahre alt wird und bei der Bundestagswahl im September 2013 nicht mehr antreten will. Um die Klose-Nachfolge bewerben sich der 47 Jahre alte Harburger SPD-Kreisvorsitzende Frank Richter, der 56 Jahre alte Ingo Egloff aus Bramfeld und der 43 Jahre alte Metin Hakverdi aus Wilhelmsburg. Wie Klose sind alle drei Absolventen eines Jura-Studiums. Ihren ersten Vorstellungstermin im Wahlkreis hatten sie am Dienstagabend bei SPD-Mitgliedern der Distrikte Hausbruch, Neugraben-Fischbek und Elbdörfer im Gasthaus Jägerhof in Hausbruch.

Als Moderator lenkte Klaus Thorwarth, Richter am Oberlandesgericht und Vorstandsbeisitzer im SPD-Distrikt Marmstorf, die Kandidatenvorstellung. Er wies auf die Einmaligkeit des Wahlkreises in der bundesdeutschen Parlamentsgeschichte hin, der in seiner 63-jährigen Geschichte bislang nur zwei Direktkandidaten kennt: Herbert Wehner und Hans Ulrich Klose. 1983 war Wehner von Klose abgelöst worden. Zur Bundestagswahl 2002 wurde der Wahlkreis mit Bergedorf zusammengeführt, wo der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt seine Direktwähler hatte. "Da haben politische Schwergewichte große Fußspuren hinterlassen", machte Thorwarth deutlich. Metin Hakverdi, Ingo Egloff und Frank Richter haben nach dem Auftakt in Hausbruch weitere Vorstellungsgespräche bei den Parteifreunden im Wahlkreis, in Harburg, Wilhelmsburg, Lohbrügge, Bergedorf, Vierlande.

Nach dem Vorstellungsgespräch in Hausbruch, das etwa 80 der gut 250 Distriktmitglieder besucht hatten, gab es keine klare Tendenz, welchem der drei Kandidaten die meiste Sympathie entgegen gebracht wird. Mit politischen Aussagen zu Mindestlohn und Alterssicherung, Beschäftigung, Energiewende, Wirtschaft lagen sie ohnehin nah beieinander.

Ingo Egloff hat als einziger Bewerber bereits Bundestagserfahrung. Er kam nach dem Sieg der SPD bei der Hamburger Bürgerschaftswahl im Februar 2011 über die Landesliste, Wahlkreis Wandsbek, für Bürgermeister Olaf Scholz nach Berlin. Sein Problem ist, dass Aydan Özouz, Ehefrau von SPD-Innensenator Michael Neumann, bei der Bundestagswahl 2013 als Direktkandidatin des Wahlkreises Wandsbek antreten soll. Egloff muss deshalb ausweichen nach Bergedorf-Harburg und findet Unterstützung beim Schulsenator und Bergedorfer SPD-Kreischef Ties Rabe. Bei seiner Vorstellung in Hausbruch wies sich Egloff insbesondere als Wirtschaftsfachmann der norddeutschen Küstenländer aus. Und er verteidigte Subventionspolitik für energieintensive Industrie wie die Kupferhütte Aurubis, die Stahlwerke und die Aluwerke. Deutschland müsse als Industriestandort gehalten werden, um breit aufgestellte Beschäftigung zu sichern. Da seine Schwester in Neugraben wohne, habe er Kontakt in die Region.

Metin Hakverdi hat einen türkischen Vater und eine deutsche Mutter, ist in Wilhelmsburg geboren und trat in die SPD ein, nachdem in Hamburg 2001 die Schill-Partei einen großen Wahlerfolg hatte. Bei der Hamburg-Wahl im Februar 2008 zog er in die Bürgerschaft ein, wurde 2011 wiedergewählt, sitzt im Haushaltsausschuss und ist Obmann im parlamentarischen Untersuchungsausschuss Elbphilharmonie. Hakverdi sagt, dass seine bisherigen Wahlerfolge darauf beruhten, dass er persönlich von Haustür zu Haustür gegangen sei. Im Wahlkreis Bergedorf-Harburg gäbe es allerdings 219 000 Wahlberechtigte. Da könne er - sofern er am 7. Dezember zum Kandidaten gewählt werden sollte - nicht mehr allein die Menschen ansprechen. Er möchte als Bundestagsabgeordneter immer ansprechbar sein für die Bewohner des Wahlkreises und drei Abgeordnetenbüros in Harburg, Wilhelmsburg und Bergedorf einrichten.

Frank Richter ist in Harburg verwurzelt, hat einen zweijährigen Sohn und ist nicht verheiratet. Er sagte, dass er einer Arbeiterfamilie entstamme und nur deshalb studieren konnte, weil die SPD unter Willy Brandt das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BaföG) eingeführt hatte. Richter nannte seine Fähigkeit, schwierige Sachverhalte verständlich erklären zu können. So werde er in seinem Wahlkreis über in Berlin getroffene Entscheidungen genau berichten können. Richter sieht bei weiterer Expansion der Hafenwirtschaft großen Bedarf, Straßen und Schienenwege weiter zu entwickeln.