Der Urlaub im eigenen Wohnmobil wird immer beliebter. Der Landkreis Harburg liegt im Landesranking auf dem zweiten Platz.

Winsen. Harald Henkel ist über staubige Straßen in Marokko gefahren, hat die USA, Kanada, Lettland und Spanien bereist - stets mit Wohnmobil oder Wohnwagen. Mittlerweile setzt der Rentner aus Buchholz nur noch aufs komfortable Wohnmobil und liegt damit ganz im Trend im Landkreis Harburg. Hier ist die Dichte an Wohnmobilen im Vergleich aller Städte und Kreise in Niedersachsen am zweithöchsten. Auf 1000 Pkw kommen laut Kraftfahrt-Bundesamt rund 14 Fahrzeuge.

2058 Wohnmobile sind im Landkreis derzeit zugelassen, die Zahl steigt seit einigen Jahren stetig an. "Mit dem Wohnmobil gibt es weniger Gerödel, man kann einfach parken und das Fahren ist angenehmer als mit einem Gespann", sagt Harald Henkel. In diesem Sommer ist er allerdings nicht weit gefahren. Seinen Urlaub verbringt der Rentner mit Sohn und Enkel auf dem Campingplatz in Holm-Seppensen. "Das ist eigentlich vollkommen idiotisch", räumt er ein. Aber warum weit reisen, wenn es hier eine so schöne Anlage für Kinder gebe? Harald Henkel kann das beurteilen. "Ich kenne Hunderte von Plätzen." Zu dem idyllischen Platz mit den vielen Schatten spendenden Bäumen gehört ein Badesee, es gibt einen Kinderspielplatz und ein Imbissrestaurant. Abends kommt Harald Henkels Frau aus Buchholz zum Grillen vorbei und sonnabends tritt eine Live-Band für die Camper auf.

Solche jung gebliebenen Senioren wie Harald Henkel, die im Wohnmobil Urlaub machen, gebe es immer mehr, hat Hannes Henk, Betreiber des Campingplatzes, beobachtet. "Das ist eine sehr unkomplizierte Reiseart, die gerade bei aktiven Urlaubern über 60 Jahre beliebt ist, die sich das leisten können. Sie sind so völlig unabhängig und müssen nichts fest buchen." Dabei müsse es nicht immer weit weg gehen. Die Rentner hätten bereits viel gesehen, das zeigten oft auch die Aufkleber aus fernen Ländern auf den Fahrzeugen. Jetzt entdeckten sie vermehrt, wie schön es auch in Deutschland ist. Neben den Senioren verbringen laut Hannes Henk auch immer mehr junge Familien ihre Ferien im Wohnmobil. Das sei dann allerdings meist gemietet.

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Allen sei die Spontaneität wichtig. Oft blieben die Gäste zwei Wochen, statt wie eigentlich geplant nach zwei Tagen weiterzufahren, sagt der Campingplatzbetreiber. "Mit einem Wohnmobil fährt man eben einfach los, wenn man Lust dazu hat. Deshalb sind diese Leute wohl auch so entspannt, selbst im Stau bleiben sie gut gelaunt."

In den geräumigen Fahrzeugen ist alles griffbereit für eine entspannte Pause. Toilette, fließend Warmwasser und ein Fernseher gehören zur Standardausstattung. Ein großer Kühlschrank mit Eisfach sei seiner Frau besonders wichtig gewesen, meint Harald Henkel. Der 73-Jährige steht in seinem Reisemobil der Marke Rapide zwischen einer kleinen Eckküche, einem dunkelrot gepolsterten Sofa und einem Tisch, an dem bis zu sechs Leute Platz finden.

Mit wenigen Handgriffen demonstriert der Besitzer, was sich noch so auf dem engen Raum verbirgt: Ein Bett, das sich von der Decke heruntersenkt, eine Dusche, die als Kleiderschrank genutzt wird, zwei Solarzellen auf dem Dach, mit dem sich das Paar mehrere Tage selbst versorgen könnte, und jede Menge Stauraum in Oberschränken.

Beim Kauf hätten sie sich auf rein praktische Extras beschränkt, betont Harald Henkel. "Es gibt ja auch viel Schickimicki." Gerade Neueinsteiger wollten Fahrzeuge ohne viel Schnörkel kaufen, sagt Stefan Albrecht, Verkaufsleiter im Freizeit-Center Albrecht in Winsen, dem nach eigenen Angaben größten Wohnmobilhändler im Landkreis Harburg. Fernseher, Solaranlage und Fahrradträger - wenn ihr Wohnmobil damit ausgerüstet sei, seien die meisten Käufer zufrieden. Auch Stefan Albrecht hat bemerkt, dass sich der Trend seit etwa fünf Jahren von Wohnwagen zu Wohnmobilen verschiebt. Die Käufer seien meist Menschen im Alter von 50 bis 70 Jahren. "Mit dem Renteneintritt lösen sie zum Beispiel ihre Lebensversicherung ein und erfüllen sich mit dem Wohnmobil einen Traum."

Und der ist nicht ganz günstig: Etwa 40 000 bis 60 000 Euro koste ein Wohnmobil, sagt Stefan Albrecht. Gekauft werde nicht nur zur Urlaubszeit, Wohnmobilsaison sei das ganze Jahr über. Er merke auch, dass die Kunden zunehmend aus der Region kommen, sagt der Verkaufsleiter. "Immer mehr Menschen wollen mit dem Wohnmobil Deutschland erkunden. So müssen sie nie vorbuchen, bekommen in jeder größeren Stadt unkompliziert einen Stellplatz und sind einfach unabhängig."

Camper Harald Henkel sitzt vor seiner rollenden Ferienwohnung unter dem aufgespannten Sonnendach und lehnt sich im Klappstuhl zurück. Als Pharmareferent ist er beruflich viel in Amerika unterwegs gewesen, er schwärmt von San Francisco und Boston, von Alaska und dem Grand Canyon. Künftig wollen er und seine Frau zwar keine weiten Reisen mehr machen. Da hält der Buchholzer es wie Goethe, ebenfalls ein Freund des Reisens. "Man guckt immer in die Ferne, aber das Gute liegt oft so nah." Doch mit dem Wohnmobil bleiben die Henkels spontan.

Den Winter wird das Paar in Spanien verbringen, auf einem Fünf-Sterne-Platz südlich von Alicante. "Da haben wir alles, wir treffen gute Bekannte und es scheint immer die Sonne", sagt Harald Henkel. "Das finden wir toll."