Was für ein Sommer: Auf Campingplätzen in der Region trotzen nur einige wenige Hartgesottene dem Dauerregen. Die Stimmung ist aber gut.

Guderhandviertel/Harsefeld. Tiefe Pfützen in der Zufahrt zeugen von einer nassen Nacht. Um 11 Uhr haben die wenigen Sonnenstrahlen die Luft auf dem Campingplatz in Guderhandviertel auf 16,5 Grad erwärmt. Zwischen den Wohnwagen der Dauercamper steht ein einziges kleines blaues Zelt. Davor hocken Wim Stoker und seine Frau Ciska fröstelnd auf ihren Campingstühlen und wärmen sich an ihren Kaffeebechern. "Das ist das erste Mal, dass wir drei Wochen Ferien haben. Und dann so ein Wetter", sagt Wim Stoker und hängt schnell sein klitschnasses Handtuch in die Sonne.

Urlaub im Zelt: Das ist nur etwas für die ganz Harten in diesen Tagen. Auf den Zeltwiesen der meisten Campingplätze im Norden herrscht gähnende Leere. Nur wenige trotzen dem nassen Schietwetter wie die Stokers. Das Ehepaar ist aus dem holländischen Dronten ins Alte Land gekommen. Gleich in der ersten Nacht hat es sie kalt erwischt. Dauerregen. Draußen fiel die Temperatur auf zwölf Grad. In dicke Pyjamas und drei Decken gehüllt lagen sie wach und lauschten, wie die Tropfen aufs Zeltdach trommelten.

Am ersten Morgen gab's das Frühstück im Vier-Quadratmeter-Zelt. Und als sie in ihre Slipper schlüpfte, um zum Waschraum zu gehen, war das Nasse, in das sie trat, eine Nacktschnecke, die in ihren feuchten Schuh gekrochen war, erzählt Ciska Stoker. "Das war schon speziell." Zum Glück hatten sie vor dem Losfahren schnell noch Winterkleider eingepackt. Daheim in Holland war das Wetter auch schon bescheiden gewesen.

"In diesem Jahr sind einige Gäste schon etwas früher abgefahren", sagt Martina Hollmichel, die den Campingplatz Neßhof an ihrem Bio-Obsthof in Guderhandviertel seit 15 Jahren führt. 100 Plätze bietet die Anlage, doch die eigens für Zelte vorgesehene Wiese zwischen den Obstbäumen ist leer.

Das gleiche Bild bietet sich auf dem Campingplatz in Harsefeld. Der einzige Zeltcamper ist am Morgen abgefahren, nur der harte Kern der Dauercamper hält eisern die Stellung. Mit bunten Regenschirmen bewaffnet treffen sich Christa und Holger Heinsohn im Nieselregen zum Schnack mit Elke und Karl-Heinz Bartels. Beide Ehepaare aus Neugraben kommen seit Jahrzehnten nach Harsefeld. Elke Bartels war schon zum Frühschwimmen im benachbarten Freibad. Schietwetter? "Schietegal!", sagt sie. "Das ist unsere zweite Heimat hier. Die Ruhe, der Ort, Restaurants ohne Ende, und das Bad ist einmalig. Bei uns kommt keine Langeweile auf", sagt die 71-Jährige. Frieren müssen sie sowieso nicht, ihre Wohnwagen sind mit Heizung ausgestattet.

Soviel Luxus haben die beiden Holländer in ihrem schlichten Drei-Mann-Zelt nicht. Wim Stoker ist selbst Obstbauer in Dronten und gewohnt, mit jedem Wetter umzugehen. Aber im Urlaub hätten die beiden gern etwas mehr entspannt. "Wir sitzen abends gern vor dem Zelt und lesen bei einem Glas Wein", sagt Stoker. Damit war es bisher nichts. Später am ersten Tag waren sie noch zur Elbe gefahren, doch als sie am Yachthafen ankamen, überraschte sie der nächste Schauer. "Wir haben in der Toilette gewartet, bis der Regen vorbei war. Sehr romantisch. Aber da war's wenigstens warm", scherzt der 52-Jährige.

"Vor allem die Spontanurlauber kommen nicht so zahlreich wie sonst und überlegen auch, wie lange sie bleiben", sagt Norbert Kloodt, Vize-Präsident des niedersächsischen Landesverbands der Campingplatz-Unternehmer, der selbst den Campingplatz am Stover Elbstrand führt. "Vor allem die Badegäste bleiben aus, das sieht man ganz eindeutig." Ein Großteil der Gäste, die ins südliche Hamburger Umland kommen, sind allerdings Fahrradtouristen. "Und die sind eisern", weiß Kloodt.

Auch für Martina Hollmichel sind Schlechtwetter-Sommer nicht mehr so schlimm wie noch vor zehn Jahren. Durch das Internet und die gute Vermarktung des Alten Lands und seiner Routen nehme der Radwandertourismus zu, sodass eigentlich immer Betrieb sei, auch wenn die Gäste inzwischen spontaner kämen und gingen, sagt die 45-Jährige. Kloodt und Hollmichel hoffen nun auf einen schönen August. Noch sei die Saison nicht verloren, sagt Martina Hollmichel. "Ein bisschen trockenes Wetter hilft natürlich ungemein."

Auch die beiden 52-jährigen Holländer wollen durchhalten. Seine kurzen Hosen hat Wim Stoker immer in Griffweite. Immerhin sind sie erst am Anfang ihres Urlaubs und wollen noch nach Schweden weiterreisen. Allein deshalb hätten sie sich fest vorgenommen, sich vom Wetter nicht die Laune verderben zu lassen, sagt Wim Stoker. "Und wenn sie uns doch vergeht, dann fahren wir eben nach Hause."