Sie helfen, “wo der Staat mit seiner Gießkanne nicht hinkommt“. Warum die Rotarier und die Lions für die Süderelbe-Region unverzichtbar sind.

Harburg. Für immer mehr bedürftige Menschen in Harburg, Buchholz, Winsen und Neuwiedenthal ist die Harburger Tafel ein wichtiger, unverzichtbarer Teil ihres Alltags geworden. Hier treffen sich aber nicht nur ältere Menschen, deren Rente für den Lebensunterhalt nicht reicht. Auch junge, alleinstehende Mütter nutzen die Möglichkeit, in den Räumen des Non-Profit-Unternehmens für zwei Euro einen ganzen Korb voller Lebensmittel zu erwerben, die Discounter, Händler und Hotels kostenlos abgeben.

Um dieses System am Laufen zu halten, bedarf es neben vieler Ehrenamtlicher Helfer aber vor allem eines intakten Fuhrparks. Denn die Waren müssen in der Regel abgeholt und anschließend zu den Tafel-Filialen transportiert werden. "Wir brauchten dringend einen größeren Wagen, um diese Transporte sicherstellen zu können", sagte Tafel-Chefin Ursula Müller schon vor Monaten. Gestern Nachmittag hatte das lange Warten ein Ende: Rolf Potthast und Hans-Heinrich Herrmann vom Rotary-Club Buchholz übergaben in der Harburger Filiale an der Buxtehuder Straße 31 einen Scheck über 10 000 Euro.

"Wir haben die Notlage der Tafel erkannt und bei einem Golfturnier im Sommer vergangenen Jahres in Buxtehude 6000 Euro gesammelt", berichtet Potthast, in dessen Präsidentschaft die Initiative fiel. Die restlichen 4000 Euro seien durch Sponsoren wie die Volksbank Lüneburger Heide und die Buchholz Galerie zusammen gekommen.

Dass ausgerechnet ein Rotary-Club für die eminent wichtige Finanzspritze sorgte, ist kein Zufall. In Zeiten leerer öffentlicher Kassen und rigider Sparauflagen für viele Kommunen wird das Engagement von Rotary- und Lions-Clubs immer wichtiger. Getreu ihrem Mottos "service above self", selbstlos dienen, und "we serve", wir dienen, helfen sie, "wo der Staat mit seiner Gießkanne nicht hinkommt", wie es Klaus Siegmund vom 50 Jahre alten Lions-Club Süderelbe formuliert.

In und um Harburg gibt es inzwischen vier Lions- und zwei Rotary-Clubs, drei weitere agieren im Landkreis. Innerhalb der vergangenen 50 Jahre hat allein der Rotary-Club Hamburg-Harburg rund 900 000 Euro aufgebracht. Jeder einzelne Club spendet im Schnitt etwa 20 000 Euro pro Jahr. Dass die Mitglieder zumeist über sichere, gut dotierte Einkünfte verfügen, ist sicher nicht falsch. Doch das Klischee von der Riege Besserverdienender in den besten Jahren, denen der Griff ins Portemonnaie nicht schwer falle, ist nur die halbe Wahrheit.

"Die Mitglieder investieren neben Beruf und Familie einen Gutteil ihrer Freizeit, aber auch Ressourcen wie Fahrzeuge und Räumlichkeiten, um kontinuierlich Mittel für unsere Projekte zu beschaffen. So erwirtschaften wir durch Basare, Tanz- und Sportveranstaltungen bis zu 18 000 Euro im Jahr", sagt Udo Vorbeck vom Lions-Club Harburg-Hafen. Auch Peer-Marten Scheller vom Rotary-Club Hamburg-Harburg betont, der persönliche Einsatz zähle. So habe Hermann Savary, dessen Präsidentschaft gerade zu Ende ging, durch die Versteigerung von manuell gefertigten Holzschalen 2500 Euro für ein Kita-Projekt im kenianischen Pundo gesammelt.

"Es geht vor allem darum, der Gesellschaft etwas zurückzugeben", sagt Scheller. Dabei werfen die Clubmitglieder auch ihre beruflich bedingten Netzwerke und privaten Kontakte in die Waagschale. Wie beim Entenrennen auf der Außenmühle. 6000 Euro kamen dabei für das Projekt "Wellcome" zusammen, das jungen Familien nach der Geburt eines Kindes häusliche Hilfe bietet. Das Gros des Geldes konnte durch die fleißige Akquise von Sponsoren realisiert werden. "Nur ein Viertel unseres jährlichen Spendenaufkommen stammt direkt von den Mitgliedern", sagt auch Klaus Siegmund von den Süderelbe-Löwen. Die 2000 Euro, die der Club kürzlich dem Kindergarten der St. Paulus-Gemeinde Heimfeld für dringend benötigte Sportgeräte zukommen ließ, wurden etwa beim fröhlichen "Summer-Jazz" zum eigenen Club-Jubiläum gesammelt.

Allen Clubs gemeinsam ist unterdessen das Bestreben, sich vor allem auf regionale soziale Projekte in der Kinder- und Jugendarbeit zu konzentrieren. "Dieser thematische Schwerpunkt hat sich über die Jahre hinweg nicht verändert", sagt Dieter Harner vom Lions-Club Hamburg-Rosengarten. Bei den Hafen-Löwen ist das nicht anders. Seit Jahren gibt es enge Kontakte zu den Schulen in der Maret- und in der Dempwolffstraße. "Nur gut ausgebildete Jugendliche, die standortverbunden hier langfristig Arbeit finden, sichern die Zukunft des prosperierenden Areals Süderelbe", sagt Udo Vorbeck. Und verweist auf nachhaltige Kurse zur Gewaltprävention oder 2000 Euro für den Kauf von Musikinstrumenten, die kürzlich an die Musikschule Seevetal übergeben werden konnten.