Mit den abgespeckten Plänen für den Harburger Seevetunnel wollen die Planer die Attraktivität steigern. Im September soll es losgehen.

Harburg. Wenn Heinz-Jürgen Rook mit seinen Plänen im Seevetunnel steht, wird er unter Garantie von Harburgern angesprochen. Sie wollen von ihm wissen, ob und wann sich endlich etwas tut in der Unterführung. Seit Jahren lesen und hören sie, welche Pläne es für den "verdreckten Tunnel" gebe, aber es passiere nichts, beschweren sie sich. Die Harburger, sagt eine Frau, hätten es "endlich verdient, dass unser Seevetunnel mal saniert wird". Rook gibt ihr sein Wort: "Im September passiert was, dann gehen die Arbeiten am Tunnel los." Rook ist Architekt beim Bezirk Harburg, Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung, und zuständig für den Seevetunnel. "Den Harburgern liegt ihr Tunnel am Herzen. Das merke ich immer wieder an den Gesprächen, die ich hier führe", weiß Heinz-Jürgen Rook.

In diesen Tagen, sagt er, würden die vom Fachamt beauftragten Architekten die Angebote der Baufirmen ausgewertet haben. In der nächsten Woche erwarte er die Ergebnisse. "Und im September können dann die Arbeiten am Tunnel beginnen." Es ist die abgespeckte Version der Pläne, die nach der ersten Ausschreibung wieder in der Schublade landeten, weil sie die veranschlagten Kosten von rund 300 000 Euro weit überstiegen (wir berichteten). "Eine schwierige Maßnahme mit einem hohen Absprachebedarf", nennt Heinz-Jürgen Rook den Seevetunnel. Hinzu kommt, dass der Tunnel eigentlich ein Brückenbauwerk ist. Aus diesem Grund müssen alle Bauteile so beschaffen sein, dass sie jederzeit frei zugänglich sind. Brückenwerke werden regelmäßig ein Mal im Jahr kontrolliert. Denn sie müssen ganz besonderen Sicherheitsstandards genügen. Auch aus diesem Grund müssen Rook und seine Kollegen vom Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung besonders sorgfältig alle Umbauten im Tunnel planen.

Die Schwerpunkte der Tunnelsanierung sind klar umrissen. Der Tunnel soll heller werden und die soziale Kontrolle soll erhöht werden. Das Bezirksamt, so Rook, sei mit künftigen Nutzern im Gespräch. Das ist zum einen ein Gastronom, der im Tunnel ein Café plant, zum anderen laufen gerade Verhandlungen mit der Internationalen Bauausstellung (IBA). Rook: "Es ist geplant, dass die IBA hier mit einer Ausstellung einzieht. Die wäre auch mit Personal besetzt."

Bis Ende dieses Jahres jedenfalls sollen die Sanierungs- und Umbauarbeiten am Seevetunnel abgeschlossen sein, und Harburg hoffe darauf, dass die Hamburger Wirtschaftsbehörde sich an den Kosten beteiligt. Ihr gehört das Bauwerk. Weil der Tunnel eigentlich eine Straßenunterführung ist, ist der Landesbetrieb für Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) für die Technik zuständig. Damit erklärt sich auch der hohe Absprachebedarf, wenn das Bezirksamt bauen will. Der dritte Player ist der Bezirk Harburg. Der Bezirk ist verkehrssicherheitspflichtig und damit zuständig für die Fußbodenfläche im Tunnel.

Rook zeigt auf die Rampe, die von der Lüneburger Straße aus in den Tunnel führt. "Die meisten Menschen benutzen nicht die Treppen, sondern die Rampe, und die wird an der Abknickung doch zu eng. Wir werden also als erstes die Rampe verbreitern und die Bepflanzungen dafür wegnehmen", so der Architekt. Auf der Nordseite des Tunnels liegt der Ausgang eines alten Fluchttunnels für das Harburg Carrée. Der soll jetzt einen eigenen Ausgang zu den Treppen am ehemaligen Gloria Kino bekommen. Mit einer sogenannten Pfosten und Riegel Konstruktion, also einer Glaswand mit Alu-Elementen, wird der alte Zugang zum Seevetunnel geschlossen. Die Wand wird auf der Nordseite in Richtung Seeve-Passage bis zu dem Vorsprung gezogen. Damit entsteht vor der alten die neue Wand. Zwischen beiden Wänden ist dann Platz für ein Café und die geplante IBA-Ausstellung. Die alten Kioske werden abgerissen.

Rook: "Bei dem Café sind wir jetzt im Antragsverfahren. Es geht darum, dass wir es hinbekommen müssen, dass die Leute nicht mehr nur durch den Tunnel gehen, sondern ihn als Ort zum Verweilen nutzen." Mit einer entsprechenden neuen Lichtanlage und einem neuen Farbanstrich soll der Tunnel insgesamt heller werden.

Zum Verweilen laden jetzt noch weder der Uringestank im Tunnel, noch die vergitterten ehemaligen, längst geschlossenen Kioske ein. Der Tunnel, sagt Architekt Heinz-Jürgen Rook sei ein wichtiges Bindeglied zwischen der zu fast 100 Prozent vermieteten Seeve-Passage und der ebenfalls gut frequentierten Lüneburger Straße. "Schaffen wir es", so Rook "im Tunnel soziale Kontrolle zu etablieren, dann könnten wir damit auch einen Impuls für die Seeve-Passage und die Lüneburger Straße hinbekommen." Das Harburger Business Improvement District (BID) Lüneburger Straße sei, so Rook, gerade in der Neugründung und die Organisation "Unternehmer ohne Grenzen" seien gerade dabei, die Seeve-Passage, gemeinsam mit den Geschäftsleuten, aufzuwerten. Rook sagt, der Seevetunnel sei ein wichtiger Baustein für die Innenstadt.