Am Frankenberg verwahrlosen seit mehreren Jahren zwei leer stehende Reihenhäuser, zum Leidwesen der unmittelbaren Nachbarn.

Wilstorf. Seit Jahren wächst der Ärger. Ein vierteiliges Reihenhaus an der Straße Am Frankenberg in Wilstorf ist zur Hälfte unbewohnt und nimmt in dem leer stehenden Abschnitt mit den Hausnummern 10 und 12 zunehmend Schaden. Wand an Wand zur Hausnummer 12 wohnen Horst und Sigrid Iraschko, beide 73 Jahre alt. Ihr Haus mit der Nummer 14 hatten die Eheleute 1984 gekauft. Und 1993 konnten sie der Stadt auch das zuvor gepachtete 600 Quadratmeter große Grundstück abkaufen. Sigrid Iraschko: "Der Leerstand nebenan verursacht im Winter wegen geringer Wärmedämmung Kälte im Haus. Es besteht die Gefahr von Durchfeuchtungen. Und der Nachbargarten ist zum Urwald verkommen. Alles wuchert zu uns rüber. Wir kommen da kaum noch gegenan."

Das Haus mit der Nummer 12 steht bereits seit 2001 leer und das Haus mit der Nummer 10 seit 2006. Nicht selten klingeln Spaziergänger insbesondere an Wochenenden beim Ehepaar an, um sich zu erkundigen, ob die Häuser zu verkaufen sind. Horst Iraschko: "Irgendwann hatte ich genug von den Anfragen und habe einen Zettel mit den Kontaktdaten an die Tür des leer stehenden Nachbarhauses gehängt."

Das unbewohnte Haus Nummer 12 steht für Eigentümerleid gleich in mehrfacher Hinsicht. Frühere Bewohner mussten das Haus 2001 auf Verlangen des Eigentümers, ihres Schwiegersohns, verlassen. Der Eigentümer gilt seit Räumung des Hauses als "untergetaucht". Vor zwei Jahren kam das Haus wegen eingetragener Grundschulden in die Zwangsversteigerung und Filiz Demirel, in Hamburg bekannt als Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen, erhielt den Zuschlag. "Ich habe mir damit sehr viele Probleme eingehandelt", sagt sie, da sie nicht berücksichtigt hatte, dass das Haus auf einem städtischen Erbpachtgrundstück steht und sie bei der Deutschen Bank einen Finanzierungsvertrag abgeschlossen hatte, der in diesem Fall von der Bank nicht eingelöst wird. "Ich hoffe, dass ich die Finanzierung für den Kauf des Grundstücks geregelt bekomme", sagt sie, dann würde sie auch die Instandsetzung des zurzeit als unbewohnbar eingestuften Hauses veranlassen können.

Neben der Hausnummer 12 steht seit 2006 das Endreihenhaus mit der Nummer 10 leer. Es war 2008 von einer in Krefeld lebenden Erbengemeinschaft aufgegeben worden, befindet sich seitdem in städtischem Besitz (Finanzbehörde) und wird vom städtischen Wohnungsunternehmen Saga verwaltet. Aber warum hat die Finanzbehörde die ebenfalls als unbewohnbar eingestufte Immobilie nicht schon längst wieder flott machen lassen und an Wohnungssuchende verkauft? Die Interessenten stehen doch gewissermaßen schon vor der Tür. Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde, sagt zum Stand der Dinge: "Das Immobilienmanagement der Finanzbehörde hat zwischenzeitlich ein Wertgutachten eingeholt und bereitet derzeit eine Verkaufsofferte vor. Die soll in Kürze veröffentlicht werden. Es ist Tatsache, dass das Gebäude auch in unserer Zuständigkeit schon seit 2008 leer steht."

"Wir haben jedenfalls gewaltige Nachteile durch die Leerstände", sagt Horst Iraschko, "wir könnten unser Haus in dieser Situation nicht verkaufen oder müssten einen erheblichen Wertverlust hinnehmen." Bereits vor vier Jahren hatte das Ehepaar für schnellen Verkauf und für schnelle Instandsetzung der Leerstände ein Schreiben an den Eingabeausschuss der Bürgerschaft gerichtet, denn als Eigentümer und Verpächter der Liegenschaft sei nach Meinung von Horst und Sigrid Iraschko letztlich die Stadt für die an Grund und Boden und Gebäude entstehenden Schäden verantwortlich.

In einer 2009 geschriebenen Mitteilung der Bürgerschaft an das Ehepaar heißt es allerdings, dass die Stadt aus wirtschaftlichen Gründen den Heimfallanspruch (Rücknahme in städtischen Besitz) nicht in Anspruch nimmt und dass sie zur Sicherung des Gebäudes gegen Wassereintritt bereits mehr als 10 000 Euro aufgewendet habe. In dem Schreiben wurde auch die Zwangsversteigerung angekündigt, die am 3. November 2010 erfolgte.

Horst und Sigrid Iraschko sind die jahrelangen Leerstände leid und auch ihre Geduld ist fast am Ende. "Wir hoffen sehr, dass Frau Demirel die Finanzierung und den Grundstückskauf in die Wege leiten kann und dann auch noch ihr Haus instand setzen lässt", sagt Horst Iraschko. "Wenn ihr das nicht gelingt, sollte sie versuchen, das Haus wieder zu verkaufen."

Der Garten des Hauses Nummer 12 gleicht inzwischen einem Urwald. Gerade zu erkennen ist noch das hölzerne Gestellt einer Schaukel. Darüber biegen sich unter der Last des Obstes die Äste eines Apfelbaumes. Ein Brombeerstrauch hat einen Großteil des Gartens überwuchert und auch Brennnesseln gedeihen prächtig. "Ich muss ständig in meinem Garten arbeiten, sonst gehen wir hier auch noch unter", sagt Horst Iraschko, "das kann nicht mehr ewig so weitergehen."