Vertreter Hamburgs und Niedersachsens sollen zusammen beraten, wie der Bezirk die Pendlerströme in den Griff bekommen kann.

Harburg. "Wir müssen uns an einen Tisch setzen", fordert Ronald Preuß, Vorsitzender der GAL-Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung, und meint damit, dass Vertreter Hamburgs und Niedersachsens gemeinsam eine Lösung der Verkehrsprobleme finden müssen, die sowohl den Bezirk Harburg wie auch die südlich angrenzende Gemeinde Seevetal und ihren Ortsteil Meckelfeld betreffen. Wie berichtet, schlägt der Harburger Baudezernent Jörg Heinrich Penner (GAL) in den laufenden Untersuchungen zum "Mobilitätskonzept für den Hamburger Süden" einen Anschluss Meckelfelds an die Autobahn A1 vor, um den Bezirk Harburg vom Pendlerverkehr aus dem südlichen Umland zu entlasten.

Doch Seevetals in Meckelfeld wohnender Bürgermeister Günter Schwarz (SPD) und auch der ebenfalls in Meckelfeld wohnende Niedersächsische Landtagsabgeordnete Norbert Böhlke (CDU) lehnen den Autobahnanschluss ab. Begründung: Seevetal habe bereits über die Maßen Leistungen für den Verkehr erbracht und eine weitere Anschlussstelle würde nur zusätzlichen Verkehr in die Gemeinde bringen. Die Ansicht teilen viele Bewohner Seevetals, die mit rund 42000 Menschen einwohnerstärkste Gemeinde Deutschlands.

Aber nicht alle Seevetaler denken so. Jens Wobbe, Mitglied der CDU-Fraktion im Maschener Ortsrat und ehemaliger Ortsbürgermeister von Maschen: "Aus Maschener Sicht sagen wir, dass Meckelfeld einen Anschluss an die A1 gebraucht. Davon würde nicht nur Meckelfeld selbst profitieren sondern auch Maschen, Fleestedt und Glüsingen. Wir müssen mal über unseren Tellerrand hinausschauen. Es geht nicht, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht." Wobbe verlangt ebenfalls, dass sich Hamburger und Niedersachsen an den Verhandlungstisch setzen.

Aber der Verkehr aus dem südlichen Umland belastet nicht nur die Landesstraße L 213, das ist die frühere Bundesstraße 4, mit Namen Hittfelder Straße in Seevetal und Winsener Straße im Bezirk Harburg, mit mehr als 30 000 Fahrzeugen pro Tag im Bereich Wilstorf. In Sinstorf ist auch die Nebenstrecke Meckelfelder Weg mit täglich gut 14 000 Fahrzeugen stark befahren. Dort geht der Anwohner Manfred Backes, 64, auf die Barrikaden.

Im Grunde kämpft er bereits seit mehr als 30 Jahren für eine Verkehrsberuhigung im Meckelfelder Weg, denn die Fahrbahnen dort sind schmal und Fußgänger auf den ebenfalls viel zu schmalen Gehwegen, insbesondere Schulkinder, sind in ständiger Gefahr, vom Rückspiegel eines vorbeifahrenden Lastwagens verletzt zu werden. Einen derartigen Unfall gab es bereits. Jüngster Anwohnerprotest vor zwei Jahren hatte zu keiner Verbesserung der Situation geführt. Lediglich ein 300 Meter langer Abschnitt des Meckelfelder Wegs, unterhalb der Schule Scheeßeler Kehre, wurde für alle Fahrzeuge als Tempo 30-Zone eingerichtet.

"Das ist keine Lösung", schimpft Backes, "der Verkehr aus dem Raum Seevetal nimmt immer mehr zu. Besonders der Lkw-Verkehr aus Meckelfeld. Dort siedeln sich in einem Gewerbegebiet noch mehr Firmen an. Die fahren dann alle bei uns vorbei." Backes verlangt zunächst Lösung durchgehend Tempo 30 auf dem Meckelfelder Weg. Als seiner Meinung nach beste Lösung schlägt er vor, den Meckelfelder Weg unterhalb der Schule Scheeßeler Kehre nach Norden zu verlegen. Dort befindet sich eine Ackerfläche, die bis an die Winsener Straße reicht.

Die Verlegung wäre technisch machbar, ist aber nicht im Sinne der Harburger Stadtplaner. Carl-Henning von Ladiges, Leiter des Fachamtes für Stadt- und Landschaftsplanung: "Die Ackerfläche befindet sich in Privatbesitz, wird landwirtschaftlich genutzt und ist langfristig für Wohnbebauung vorgesehen. Eine Durchgangsstraße zur Winsener Straße wird es dort nicht geben, allenfalls eine Sackgasse."

Aber am Meckelfelder Weg, westlicher Abschnitt, Nordseite, bahnen sich Veränderungen an. Dort läuft zurzeit das Planverfahren "Sinstorf 23" mit öffentlicher Planauslegung voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2011. Dort soll den etwa 20 Anwohnern die rückwärtige Bebauung ihrer Grundstücke ermöglicht werden. In einer Anhörung lehnten sie für den Anschluss der Grundstücke den Bau einer Bügelstraße vom Meckelfelder Weg ab. Stattdessen sollen nun die Grundstücke per "Pfeifenstiel" angeschlossen werden.

Von Ladiges: "Wir haben in dem Abschnitt die rechtliche Möglichkeit, den Meckelfelder Weg nach Norden hin um fünf Meter zu verbreitern, um dort einen ausreichend breiten Gehweg zu schaffen und einen Parkstreifen für Autos. Auf der südlichen Seite des Meckelfelder Wegs haben wir diese Möglichkeiten nicht." Von Ladiges sieht ebenfalls die Notwendigkeit von Gesprächen zur Problemlösung. "Es sind die Berufspendler aus dem südlichen Umland, die über Harburg zur A 1 oder auf die Wilhelmsburger Reichsstraße fahren. Ein A 1-Anschluss in Meckelfeld könnte eine Entlastung schaffen."