Die Einwohner von Buensen glauben, dass zu viele neue Häuser ihrem Ort schaden würden. Aber wo kann Buchholz denn sonst expandieren?

Buchholz. Die Straße, ja, die könnte man vielleicht mal erneuern. Wer nach Buensen fährt, muss aus allen drei Richtungen über Kopfsteinpflaster rumpeln. "Für die Autos ist das natürlich nicht so gut", sagt Helene Grieb. Einmal hätten die scharfen Kanten sogar ihren Wagen von unten aufgerissen. Viel mehr Verbesserungswürdiges fällt ihr aber nicht ein, wenn sie an ihren Heimatort denkt. Buensen soll Buensen bleiben, ein beschauliches Dorf zwischen Wäldern und Wiesen.

19 Menschen leben in dem Ort im Nordosten der Stadt Buchholz. Jeder kennt jeden, kein Wunder bei so einer überschaubaren Einwohnerzahl. "Wenn einer Geburtstag hat, lädt er die anderen am darauffolgenden Sonnabend ein und dann feiern wir häufig gemeinsam", erzählt Lili Brandt. Sie lebt seit 1953 im Dorf, fast 20 Jahre länger als ihre Nachbarin Heike Schröder und drei Jahre länger als Helene Grieb. Die drei Frauen sind sich einig: Buensen ist gerade deshalb so charmant, weil es so klein ist und die Natur direkt vor der Haustür liegt.

Nur anderthalb Kilometer weiter in Richtung Buchholzer Kernstadt, in Vaensen, sehen die Einwohner ihre Lage etwas anders. Ein geplanter Bebauungsplan sorgt dort für Aufregung, weil er aus Sicht der Vaenser Wachstum verhindert. Sie befürchten, dass ihr Dorf auf lange Sicht ausbluten könnte, wenn auf ihren Ackerflächen keine Wohngebäude entstehen dürfen. Dem Ort solle nicht das gleiche Schicksal wie beispielsweise Buensen widerfahren, das doch so gut wie tot sei, so der Tenor.

Bärbel Schröder aus Buensen kann dieses Argument nicht verstehen. Wenn einmal im Ort ein Haus leer stehe, gebe es sofort zig Interessenten. Gerade die Dorfidylle sei das Pfund, mit dem Buensen wuchern könne. "Im Winter ist es vielleicht etwas schwierig, wenn die Straßen nicht immer geräumt werden", sagt die 63-Jährige. Ansonsten sei es aber der perfekte Ort für Kinder zum Herumtoben und Spielen. Nicht umsonst seien unter den 19 Einwohnern auch drei junge Familien.

Eine davon sind die Schröders mit Mutter Kristina, Vater Martin, Sohn Vincent und Beagle Hank. Martin Schröder ist in Buensen aufgewachsen und würde sein Heimatdorf nie verlassen wollen. Ebenso wie seine Tante Bärbel Schröder ist er davon überzeugt, dass sich viele Leute um ein Wohnhaus in Buensen reißen würden. "Dass hier irgendwann mal alles leer steht, glaube ich nicht", sagt der 41-Jährige. Wenn im Ort mehrere neue Häuser gebaut werden würden, hätte er plötzlich einen ganz anderen Charakter. Für die Alteingesessenen wäre Buensen dann sicherlich weniger attraktiv. Andererseits kann er durchaus nachvollziehen, wenn manche so wie in Vaensen auf den Verkauf ihres Landes angewiesen sind, aber sich dann ärgern, wenn es kein Bau-, sondern nur Ackerland ist.

Wachsen und erhalten, entwickeln und schützen - es ist dieser Spagat, den jede Kommune meistern muss, der Baufragen zu einer heiklen Sache macht. In Buchholz etwa ist längst nicht das ganze Stadtgebiet mit reglementierenden Bebauungsplänen überzogen. "Allein in den vergangenen 20 Jahren sind aber 70 neue dazugekommen", sagt Stadtplaner Peter Loginowski. Aktuell gibt es 120 Bebauungspläne, sowohl in der Kernstadt als auch in den Ortschaften. Wo Bebauungspläne das Wachstum nicht regeln, ist es der Einzelfallentscheidung überlassen, ob das beantragte Projekt in die Umgebung des Ortes passt und genehmigt wird.

Aber was bedeutet das alles für Buchholz' Entwicklung? Wo kann die Stadt in Zukunft überhaupt noch größer werden und wo sollte der jetzige Charakter lieber erhalten bleiben? "Wir wollen moderat wachsen", gibt Bürgermeister Wilfried Geiger die Marschrichtung aus. In der Innenstadt ist "Verdichtung" das Zauberwort, zugleich sollen die Ortschaften gestärkt werden. Den geplanten Bebauungsplan für Vaensen hält er beispielsweise für sinnvoll, weil sich so das Gesicht der Ortschaft nicht grundsätzlich ändert.

Für Dibbersen nennt Geiger etwa das Baugebiet Am Sööl'n, das dem Ort gut tue, in Sprötze biete das Senator-Technology-Gelände eine Perspektive, während sich Holm-Seppensen eher von selbst entwickele und kaum Unterstützung benötige. "Trelde liegt uns wegen der dortigen Grundschule besonders am Herzen", sagt Geiger. Nur über Zuzüge könne man die Einrichtung in Zukunft halten, weshalb Baugebiete für den Ort quasi überlebenswichtig sind. Mittelfristig müsse sich Buchholz aber auch klären, wo neue, ähnlich große Baugebiete wie das am Kattenberg entstehen sollen, sagt Geiger und nennt die kommenden zehn Jahre als Zeitrahmen. Nur so könne man sich dem demografischen Wandel stellen.