Die Buchholzer Nordheidehalle bietet zu wenig Duschen und Umkleiden. Die Politik ist sich bei der Suche nach Lösungen uneins.

Buchholz. Die nervenaufreibende Diskussion um die Nordheidehalle steckte Kai von Thienen gestern Morgen noch in den Knochen. Das Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft (AG) Buchholzer Sportvereine hatte in der Ratssitzung am Dienstagabend live miterlebt, wie die Politiker nach kontroversen Redebeiträgen, zwei Extra-Anträgen und zwei zehnminütigen Sitzungsunterbrechungen zur Vorbereitung der Anträge sowie zur Beratung am Ende vor dem Nichts standen. Der Antrag, die Nordheidehalle für zunächst rund 240 000 Euro um Umkleide- und Duschcontainer zu erweitern, wurde nach einem Patt von 17 zu 17 Stimmen abgelehnt. "Wir werden das jetzt erst einmal sacken lassen und uns nächste Woche mit den Vereinen zusammensetzen", sagt von Thienen.

Im Kern heißt das, dass die AG nun nach Alternativen für die dringend benötigten Container suchen muss. Bis zum Herbst müsse das geschehen sein, denn die derzeitige Situation sei so nicht mehr haltbar, macht von Thienen deutlich. 92 Wochenend-Wettkämpfe seien allein im Jahr 2010 in der Nordheidehalle ausgerichtet worden, von Handball bis zu Karate. Knackpunkte sind dabei vor allem die Doppelbelegungen, wenn zwei Wettkämpfe an einem Tag laufen. Für die Sportler ziehen sie regelmäßig Engpässe in den Umkleiden und Duschen nach sich, denn das 2008 für rund 4,3 Millionen Euro errichtete Gebäude mit seinen drei Ballspielfeldern und der Trainingshalle für Turner verfügt nur über zwei Sammelumkleiden für Männer und Frauen mit je 75 Kleiderschränken.

Einmal habe die Handball-Gastmannschaft noch 20 Minuten im Bus warten müssen, bevor sie in die Umkleide konnte, und einmal seien die Tänzer des TSV Buchholz 08 in einen Lagerraum ausgewichen, weil sie der Gastmannschaft die Kabinen überließen, nennt von Thienen einige Beispiele. Für untere Ligen sei das vielleicht kein Problem, im Spitzensport sehe das aber anders aus. Buchholzer Turner sind sowohl in der Regional- als auch in der Bundesliga aktiv, die Formationstänzer von Buchholz 08 sind in die zweite Bundesliga aufgestiegen, und die Handballfrauen spielen dort ebenfalls. "In den höheren Ligen kann man solche Situationen niemandem zumuten, da sagt der Verband ganz klar, dass das nicht geht." Als Konsequenz könnte das für Buchholz somit bedeuten, dass hochkarätige Wettbewerbe nicht mehr in der Halle ausgetragen werden.

CDU, FDP und Buchholzer Liste sehen die Situation ähnlich, weshalb sie sich in der Ratssitzung für den Antrag aussprachen. Die Container müssten ja nicht zwingend ein Provisorium sein, sie könnten auch mehr als die zunächst angepeilten vier Jahre halten, sagte etwa FDP-Fraktionsvorsitzender Arno Reglitzky. Er mahnte zudem an, dass die Stadt mit der positiven Entwicklung im Sport mithalten müsse.

Eine viertel Million Euro für Container zur Überbrückung auszugeben erschien SPD-Fraktionsvorsitzendem Wolfgang Niesler hingegen als Verschwendung. "Das kann doch nicht wahr sein", sagte er und regte an, dass die Verwaltung vielmehr so schnell wie möglich in die Planungen für einen richtigen Neubau einteigen solle. Um die derzeitigen Platzprobleme zu beenden, empfahl er ebenso wie Joachim Zinnecker, Fraktionsvorsitzender der Grünen, eine temporäre Lösung wie Zelte oder Trucks, die man für ein Wochenende anmietet. Wenn es nur um eine Handvoll Termine im Jahr gehe, an denen es eng werde, müsste das doch ausreichend sein, sagte Zinnecker. Er monierte zudem, dass in der Angelegenheit künstlicher Zeitdruck aufgebaut werde, der einer gründlichen Abwägung entgegenstehe.

In der Folge dieser Debatte sollte es zu den zwei Extra-Anträgen kommen, einer von der SPD und einer von den Grünen. Die SPD wollte die Entscheidung über die Mittel für die Container vertagen und der Verwaltung die Möglichkeit geben, Alternativlösungen zu erarbeiten. Dieser Antrag wurde mit 19 Gegenstimmen abgelehnt. Auch der Antrag der Grünen scheiterte, die ebenfalls Alternativen untersuchen lassen wollten und darüber hinaus ein Gesamtkonzept für die zukünftige Nutzung der Halle forderten. 17 zu 17 war das Ergebnis der Abstimmung.

Dass am Ende der Ursprungsantrag zu den Containern mit dem gleichen Resultat scheiterte, könnte man fast schon als Ironie des Schicksals bezeichnen. Die Karten werden nun also doch neu gemischt werden müssen, oder, wie Kai von Thienen es ausdrückt: "Wir müssen uns jetzt die dritt- oder viertbeste Lösung überlegen." Damit meint er beispielsweise temporär anmietbare Container, deren Kosten zu ermitteln seien. Zugleich machte von Thienen deutlich, dass die Sportler mit Provisorien sicherlich leben könnten, sofern sie wissen, dass sie zeitlich begrenzt sind und Besserung in Sicht ist. "Eine endgültige Lösung auf unbestimmte Zeit zu verschieben geht aber nicht."