Die neuen Pächter des Gildehauses gingen davon aus, dass eine Schankkonzession für Alkohol existiert. Ein folgenschwerer Irrtum.

Harburg. Ein Gastronomiebetrieb mit Biergarten, in dem kein Alkohol ausgeschenkt werden darf? Das gibt es. Mitten in Harburg. Im Gildehaus auf dem Schwarzenberg. Die neuen Pächter haben sich das freilich nicht so vorgestellt. "Am 13. Juni, kurz vor dem Vogelschießen der Gilde, kam jemand vom Ordnungsamt und machte uns den Laden dicht. Es stellte sich heraus, dass wir keine Schankkonzession haben, also an unsere Gäste keinen Alkohol verkaufen dürfen", sagt Cornelia Prüter-Rabe. Das Amt sei einem Hinweis nachgegangen, habe der Behördenmitarbeiter gesagt. Prüter-Rabe und ihr Mann Dieter Lahn waren schockiert.

Im April hatten sie den Pachtvertrag für den Restaurantbetrieb mit der Gilde, die über das Gebäude verfügt, unter Dach und Fach gebracht. Zuvor war bekannt geworden, dass der Vorpächter aufgeben wollte. "Uns wurde von der Schützengilde versichert, dass es schon immer eine Konzession für den Betrieb gegeben habe. Das steht auch in unserem Pachtvertrag", sagt die Wirtin. Und unter dieser Voraussetzung seien sie auch am 16. Mai auf dem Schwarzenberg an den Start gegangen. "Wir haben 15 000 Euro in den Betrieb gesteckt, unter anderem für Lebensmittel und Putzaktionen", sagt Dieter Lahn.

Allerdings ist eine Schankkonzession an Personen, also an Pächter gebunden, nicht an ein Lokal an sich. Was Prüter-Rabe und Lahn offenbar nicht bewusst war: Ihr Vorgänger hatte seine im März 2011 zurückgegeben. Bis zu einem Jahr später hätte sie aber vorläufig auch für die neuen Wirtsleute gelten können. Danach nicht mehr.

Auf Nachfrage des Abendblatts bestätigt Behördensprecherin Beatrice Göhring die missliche Lage. "Stimmt. Da die Konzession bereits im März 2011 zurückgegeben wurde, besteht sie offiziell nicht mehr. So lauten die Bestimmungen." Soll heißen: Hätte Prüter-Rabe nur einige Wochen früher eröffnet, wäre alles paletti gewesen. Denn zu diesem Zeitpunkt wäre es noch möglich gewesen, sich zunächst um eine vorläufige Schankerlaubnis zu bemühen. Das Verbraucherschutzamt hätte sodann kontrolliert, ob die Wirtsleute alle Voraussetzungen erfüllen, um einen Alkoholausschank zu betreiben, und die Konzession dann endgültig erteilen können. "Nun aber muss sie neu beantragt werden., so Göhring. Dabei werden die neuen Pächter auf die selben Voraussetzungen hin überprüft. Unterschied: Sie haben in dieser Zeit keine vorläufige Lizenz. Das Verfahren könne dauern. Bis zu drei Monate, so Göhring.

Damit der Restaurantbetrieb wenigstens beim Vogelschießen gesichert war, handelte die Pächterin mit dem Amt aus, dass sie an die Sportschützen Bier und Wein ausschenken darf. "Diese Vereinbarung besteht noch fort, weil wir ja auch als Vereinslokal gelten. Den Frauen der Schützen darf ich hingegen keinen Alkohol ausschenken, denn die Damen sind ja nicht Mitglieder der Gilde." Für sie ist der Ärger um die Konzession "bürokratischer Wahnsinn".

Jetzt in der Sommersaison geht den Pächtern viel Umsatz verloren. "Dabei gibt es im Gaststättengesetz die Möglichkeit, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen", sagt Prüter-Rabe. Wenn das Amt denn will. Offenbar will es nicht.

Zeit für Prüter-Rabe und Lahn, Ursachenforschung zu betreiben. "Da hat es offenbar mit dem Vorpächter Zoff gegeben", sagt Lahn. Der habe den Laden als Partyservice betrieben und sich wohl nicht darum geschert, dass er keine Konzession mehr hatte. "Er hat vermutlich trotzdem Alkohol ausgeschenkt, denn es gab hier ja viele Veranstaltungen." Man habe ihn einfach machen lassen. Auch die Bezirksverwaltung habe sich nicht weiter um die Zustände gekümmert - und wohl fahrlässig die Gesundheit der Gäste aufs Spiel gesetzt "Das sah hier schlimm aus in der Küche. Die Schankanlage war in einem unsäglichen Zustand. Dass die Behörde ihm nicht schon längst den Laden dicht gemacht hatte, ist ein Wunder", so Lahn.

Auch bei der Gaststätten-Übergabe habe es Probleme gegeben. So sind sich die neuen Wirte nicht sicher, wie viele Teller sie im Sortiment haben. Die Gilde weist alle Schuld von sich. Mitglied Enno Stöver sagt: "Wir wussten von dieser Situation nichts, wollen dem neuen Pächtern aber helfen."