Die Verlängerung der U 4 bis nach Harburg bleibt Zukunftsmusik. Die Hochbahn rudert zurück: Bei den Nordelbbrücken soll Schluss sein.

Harburg. Abgekoppelt: Die U 4 wird nach aktuellen Senatsplanungen auf lange Sicht nun doch nicht bis nach Harburg durchfahren. Bei den Norderelbbrücken soll Schluss sein. Das signalisiert auch die SPD-Bürgerschaftsfraktion: Das Thema Verlängerung der U 4 in Richtung Wilhelmsburg und Harburg "bleibt aus Sicht der SPD-Fraktion allerdings Zukunftsmusik", sagt Martina Koeppen, Fachsprecherin der SPD-Fraktion. Das Vorhaben sei finanziell nicht darstellbar "und wir sind gut beraten, die Verlängerung der U 4 planerisch nicht zu überfrachten", so Koeppen. Naheliegender sei eine optionale Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn an den Elbbrücken.

Das sah vor knapp zwei Jahren noch anders aus. Da drückte Hochbahn-Chef Günter Elste kräftig aufs Gaspedal und forderte in Anbetracht positiver Fahrgastentwicklung nicht nur den zügigen ÖPNV-Ausbau in Hamburg, sondern in diesem Zuge auch eine U-Bahntrasse bis Harburg. Hochbahn und Handelskammer hatten sogar schon einen Stationsplan erstellt. Darin hieß es unter anderem, dass die U 4 vom Bahnhof Hafencity-Uni abfährt, die Haltestellen Prager Ufer und Mannesallee passiert. Nächste Stationen wären Wilhelmsburg, Dorfkirche, König-Georg-Deich und Blohmstraße, dann sollte es zur Endstation Harburg-Rathaus gehen. Die vergleichsweise enge Streckenführung mache Sinn, denn eine Haltestelle erschließe laut Stadtplaner einen Radius von 400 bis 600 Metern. Dort würden sich Betriebe ansiedeln und Wohnungen gebaut werden. 10 000 Fahrgäste werden laut Hochbahn pro Stunde von der U-Bahn befördert.

Und diese Planungen sollten deshalb vorangetrieben werden, sagt der FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Kurt Duwe. "Nun sieht es so aus, als ob die SPD die U 4-Linie bis Harburg beerdigen will. Das wird allerdings öffentlich nicht zugegeben", so Duwe.

Auch Kay Wolkau, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Harburger Grünen, ist dafür, die U 4-Linienplanungen in den Süden nicht aufzugeben. "Das ist verkehrspolitisch eine Katastrophe. Diese Strecke in den Süden ist aufgrund der Verkehrslage und den vielen Fahrgästen, die alleine schon die S-Bahn befördert, absolut prioritär." Die U 4 sollte nach ursprünglichen Planungen die Hafencity mit dem Binnenhafen verbinden. Wolkau: "Dieses Ziel muss mit Nachdruck weiterverfolgt werden." Darin ist Wolkau sich mit Harburgs CDU-Chef Ralf Dieter Fischer einig. "Die SPD-Senatspläne sind aberwitzig. Da wird der Süden abgekoppelt", sagt er. In Harburg und Wilhelmsburg würden in naher Zukunft neue Wohngebiete entstehen. Der Binnenhafen würde vielen Menschen Arbeitsplätze bieten, und die Technische Universität ziehe Studenten an, die jenseits der Elbe und in den angrenzenden Bundesländern leben würden. "Schon jetzt müssen die Strecken geplant werden, denn noch kann in den Baugebieten darauf Rücksicht genommen werden. Wenn alles erst einmal überbaut ist, wird es in Sachen U 4 richtig teuer", sagt Fischer. Vorausschauende Politik, so Fischer, sehe anders aus.

Hingegen wertet es der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Sören Schumacher als Erfolg, dass laut Planungen die U 4 bis zu den Elbbrücken verlängert werde und es dort eine Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn gebe. "Es wäre schön, wenn demnach die U 4 bis nach Harburg-Rathaus führen würde. Doch von Träumereien halte ich nicht viel."

Stattdessen setzt er auf die S-Bahn. Schon lange warten viele Harburger darauf, dass mehr Züge auf der stark frequentierten Strecke in den Süden eingesetzt werden. Bislang lehnte es die Deutsche Bahn ab, hier neue Weichen zu stellen. Schumacher: "Die Linie S 3 wird verstärkt werden, allerdings nicht vor 2018", sagt er. Auch beim Busverkehr geht es in Harburg nicht voran. Schon vor einigen Wochen signalisierte die Hochbahn nach einer Anfrage von Harburgs FDP-Fraktionsvorsitzenden Carsten Schuster, dass es keine neuen Buslinien in Harburg geben werde, da zu wenige Fahrzeuge vorhanden seien.